25.01.2025, 15:21
Zitat:Die Verlustrechnungen hierbei sind extrem schwierig. ......... je nachdem welche Schätzung man heranzieht.
Meiner Kenntnis nach haben sich die damals noch als Geheim eingestuften Schätzungen des MACV welche vor allem auch auf Berichten der SOG beruhten sich querschnittlich als die glaubwürdigsten erwiesen.
Diese Schätzungen des MACV lagen im übrigen immer deutlich unter denen welche die US Streitkräfte öffentlich verkündeten.
Und hier nannte das MACV in einem Geheimbericht eine Zahl von insgesamt um die 40.000 Kämpfern, davon ungefähr 17.000 direkt im Angriff auf Khe San befindlich und eine Gesamtverlustzahl von um die 5.500 Toten bezogen auf die 40.000 insgesamt.
Gerade die SOG war ja sehr oft für das sogenannte Bombing-Assessment zuständig, sowohl in Vietnam selbst als auch in Laos und Kambodscha, teilweise sogar in Nord-Vietnam. Die saßen damit wortwörtlich an der Quelle, da entsprechende SOG Spähtrupps ja mitten unter den Nord-Vietnamesen aufklärten.
Zitat: ich finde es genauso bemerkenswert, dass sie das psychisch so lange durchhielten. Dieses geradezu überwältigende Dauerbombardement, gesetzt denn Fall man überlebt, müsste im Grunde diese Divisionen völlig moralisch-seelisch zerrüttet haben. Über psychische Folgen bei den Vietnamesen findet man aber interessanterweise quasi keine Informationen, allenfalls stößt man auf Berichte zu PTBS bei den Marines.
Laut Berichten der SOG war die Kampfmoral selbst zum Ende der Schlacht hin gut, war die Disziplin weiter auf einem sehr hohen Stand und nahm man das Kampfgeschehen aus vietnamesischer Sicht als eine Art Sieg gegen die USA wahr. Surreal !
Tatsächlich deklarierte NV ja dann nach der Schlacht dass man dort gesiegt hätte.
Die beiden Divisionen wurden übrigens vor allem deshalb rausgenommen, weil sie natürlich auch sehr viele Verwundete hatten und weil sie praktisch ihr gesamtes Material verloren hatten. Es gab aber gar nicht so wenige Überlebende.
Tatsächlich war NV so intelligent, dass man Verbände mit hoher Kampferfahrung nach Verlusten erstmal längere Zeit aufgefrischt hat, statt die Überlebenden nach aktueller (und früherer) russischer Seite einfach alle immer weiter zu verheizen. Damit hatte man dann immer einen ausreichend großen Kader aus welchem man dann diese Verbände unter Erhalt eines Gros der Kampferfahrung neu aufbauen konnte.
Die immense Selbstdisziplin, die herausragende Härte und psychische Widerstandskraft der Nordvietnamesen sucht abe ja an sich ihresgleichen in der Kriegsgeschichte. Es gab und gibt nicht viele Soldaten, die von der Moral her auf so einem Niveau agiert haben. J.P. Cross, ein britischer Experte für die Kriegsführung im Dschungel und kommunistische Guerilla dort wertete die Disziplin der NV als die höchste die ihm bekannt sei, höher als die der Japaner oder seiner Gurkhas.
Ein weiterer faszinierender Aspekt ist die Frage der Versorgung: Gleichgültig wie spartanisch die NV Soldaten lebten, gleichgültig wie anspruchslos sie waren, sie benötigen dennoch ein gewisses Maß an Versorgung. Dieses musste über Laos herangeführt werden, teilweise durch schier unmögliches Terrain, und dies sehr weitgehend durch Träger, Fahrräder, Karren usw. Gleichzeitig wurden die Nachschubrouten ununterbrochen bombardiert und von Trupps der SOG regelrecht belagert. Jedes Regiment der vor Khe San eingesetzten Divisionen benötigte mindestens drei Tonnen Nachschub pro Tag. NV Träger konnten dabei in diesem Gelände gerade mal um die 25 kg pro Person durchhaltefähig transportieren, mit Fahrrädern kriegte man ungefähr 70 kg hin, auf einem Karren bis zu 150 kg, die ständig zerbombten und deshalb knappen Lkw brachten um die 2000 kg pro Fahrzeug, konnten aber nur in Laos an bestimmten Abschnitten operieren. Das heißt, für die zwei vor Khe San kämpfenden Divisionen mussten von dort nach Laos und von dort nach Nord-Vietnam zehntausende Träger im Schichtbetrieb 24 Stunden am Tag, 7 Tagen die Woche, ohne jede Pause bis zum äußerten schuften.
Dazu noch unzählige Pioniere um die ständigen Bombenschäden zu beseitigen, nicht weniger als um die 30.000 Mann als Sicherungstruppen gegen Übergriffe der SOG und auch all diese Menschenmassen mussten natürlich ebenso versorgt werden.
Die endlose, ameisenartige und geradezu absurde Fleißarbeit der NV Logistik war und ist beispiellos in der Kriegsgeschichte. Insbesondere da diese Logistikeinheiten ja ebenfalls pausenlos in schier unfassbarem Ausmaß bombardiert und angegriffen wurden (Stichwort Bombardierung von Laos).
Die USA setzten dort Millionen von Litern Entlaubungsmittel ein, führten mindestens um die 1000 Bombenangriffe pro Tag durch, dazu noch der fortwährende Kampf der SOG gegen die Vietnamesen, zehntausende Sensoren wurden abgeworfen und alles blindwütig angegriffen was diese meldeten, ja selbst chemische Detektoren von Flugzeugen aus wurden eingesetzt die weder zwischen Tieren noch Menschen noch Zivilisten oder Feind unterschieden und trotzdem alles niederbombardiert worauf die Sensoren anschlugen.
Und trotz all diesem gelang es den NV um die 70 Tonnen Nachschub pro Tag insgesamt über ihr Netzwerk in Laos zu transportieren. 70 Tonnen klingt nicht nach viel, aber angesichts der Umstände ist das eine nicht mehr fassbare Leistung die nur durch die totale Überanstrengung und Übernutzung der anscheinend grenzenlos belastbaren NV Logistiktruppen erreicht werden konnte.
Die Leistung der einfachen Träger und Pioniere, die nur mit Schaufeln, Körben, teilweise mit bloßen Händen wie die Geisteskranken schufteten um diese Versorgung durchgehend aufrecht zu erhalten gehört meiner Überzeugung nach zu den größten menschlichen Leistungen der Kriegsgeschichte.
Einfach nur bewundernswert.