Vor 4 Stunden
@stef
Übrigens: Die leider oftmals gescholtenen Italiener haben im Kontext von "Sonnenblume" (in den ersten Monaten 1941) sogar so viele Nachschubgüter nach Tripolis gebracht, wie nie zuvor. Geschätzt lieferten sie dort von Februar bis April 1941 über 300.000 Tonnen an, mehr als das DAK überhaupt verbrauchen konnte (kein Scherz!). Für einen weitgehend statischen Panzer-Sperrverband in Westlibyen - also das, was ursprünglich einmal geplant war - mehr als ausreichend.
Aber der Offensivtaktiker Rommel griff bekanntlich an. Ende März fiel El Agheila, am 4. April Bengasi, am 7. April schon Derna, am 12. April erreichte man Bardia und am 13. April nahmen die Deutschen Fort Capuzzo an der ägyptischen Grenze ein. Ein beeindruckender Vormarsch, ohne Zweifel.
Nur: Dann blieb man stehen. Der Nachschub kam nicht hinterher, Rommel war innerhalb von grob drei Wochen über 1.100 km vorgeprescht. Und nun lag der Nachschub in Tripolis nutzlos in den Depots, es gab zu wenig Lastwagen, und die Tanks des DAK standen an der ägyptischen Grenze ohne Sprit. Hinzu kamen aber auch empfindliche Verluste: Etwa 100 Panzer waren ausgefallen, dazu kam enormer Verschleiß durch den Wüstenstaub - grob die Hälfte der Panzer, die noch einsatzbereit waren, benötigen dringend Ersatzteile oder gar ganz neue Motoren (in etwa lag eine Panzermotor-Lebensdauer in der libyschen Wüste bei ca. 1.000 bis 1.200 km [im mitteleuropäischen Regelfall lag die Lebensdauer bei ca. 2.500 km]).
Im Ergebnis folgte, was abzusehen war: Am 18. April kabelte Rommel nach Berlin und an Gariboldi, dass er gedenke, nun erst einmal von weiterem Vorrücken abzusehen, da er das Herankommen von Nachschub abwarten wolle. Die Meldung sorgte dafür, dass OKH-Chef Halder den bissigen Kommentar abgab, dass "er [Rommel] nun selbst melde, dass seine Kräfte nicht ausreichen würden", obwohl man ihm dies gesagt hatte...
Was heißt hier "nein"? Es ist schlichtweg so. Etwas anderes anzunehmen wäre, wie wenn man den Kopf in den Sand steckt. Damit löse ich aber sicher keine Nachschubprobleme.
Und dabei sind diese Werte noch relativ moderat. Z. B. benötigt eine Division von 12.000 Mann in Nordafrika im Minimum grob 4,5 Liter Wasser am Tag pro Kopf - also 50.000 bis 60.000 Liter, also 50 bis 60 Tonnen...
Dazu auch:
Wegen den 35% und der Skorbut-Meldung muss ich nochmals nachschauen, ich finde es derzeit leider nicht mehr.
Schneemann
Zitat:Wo war die Eisenbahn nicht der Träger des Nachschubs...Z. B. in Nordafrika.
Zitat:Nein, ich verzerre keine Aussagen, du hast Logistik in die Disk. Wenn es es um das Nachschubsystem (differenzieren) der Achse in Nordafrika ging hättest du das anders schreiben müssen, eben nicht Logisik.Das ist schon richtig, dass ich die Logistik in die Diskussion eingebracht habe, aber nicht spezifisch auf Nordafrika bezogen was den Motorisierungsgrad von 35% anbetrifft - bzgl. Nordafrika schrieb ich ja, dass man gezwungenermaßen voll motorisiert sein musste, was einen höheren Bedarf bedeutete.
Zitat:Die Deutsche Sichtweise war sehr viel flexibler, trotzdem wurde das Thema nicht ignoriert. Zb. bei der Op. Theseus 1942 waren vor Beginn der Operation - wie geplant - 8 VS (Versorgungssätze) an Munition, Verpflegung, Treibstoff und Ersatzteile vorhanden.Das ist richtig. Vor "Theseus" konnte man, auch bedingt durch das zeitweilige Niederhalten Maltas, die Nachschublage temporär deutlich verbessern.
Zitat:Du nimmst die Verhältnisse 1943/44 und wendest diese auf 1941 an (und wohl auch 1942 - nur so nebenbei) und das ist falsch.Nein, das tue ich nicht. Wir hatten ja sehr konkret von "Crusader" auch gesprochen. Im Spätjahr 1941 war die Nachschublage katastrophal. Die Verluste an Tonnageraum - im Schnitt 60.000 BRT im Monat, im September sogar 92.000 BRT - waren inakzeptabel hoch, dies war ja auch der Grund weswegen man dann sich zur Luftoffensive gegen Malta 1942 entschloss.
Zitat:Eine Heeresgruppe hatte 1-5 Armee mit jeweils 6-12 Divisionen.Sorry, Schreibfehler. Ich meinte Panzergruppe (10 Divisionen), nicht Heeresgruppe.
Zitat:im Falle 164.leichte Afrika-Division irrst du dich, sie war für die Operation Herkules nicht vorgesehen.Sie sollte von Kreta nach Malta gehen (nach der Eroberung), um dort Sicherungsaufgaben wahrzunehmen.
Zitat:Anscheinend war der Aufwand der Amerikaner größer als der Deutsche. Mehr Aufwand ist NICHT das sie mehr LKW bauten, das sie damit mehr Sprit brauchten.Nicht nur anscheinend. Er war größer, einfach deswegen, weil man ganz andere Kapazitäten hatte, von denen die Deutschen nur träumen konnten. Dass natürlich dann, wenn ich zehnmal so viele Lastwagen baue wie die Gegenseite, ich auch insgesamt einen größeren Aufwand betreibe, erklärt sich von selbst.
Zitat:Nein, denn laut ihren Planungen wollten sie schon lange an der deutschen Grenze stehen. Fehlplanungen waren zb. die nicht ausreichend focierte Einnahme von Cherburg und den Kanalhäfen.Ich denke nicht, dass man von "Fehlplanungen" sprechen sollte. Was eine Tatsache war, war, dass man den deutschen Widerstand unterschätzt hatte (bzw. die Deutschen ja tatsächlich erbittert Widerstand leisteten), weswegen auch z. B. Cherbourg erst Ende Juni 1944, rund drei Wochen nach der Landung, eingenommen werden konnte. Angesichts der heftigen Kämpfe kann man aber nicht von einer mangelnden Forcierung sprechen. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, dass die Deutschen die Häfen teils schwer zerstörten, so dass ein reibungsloser Nachschubtransfer oft erst Wochen nach einer Einnahme möglich wurde.
Zitat:Die Hafenkapazität wurde nie voll genutzt. Weil es, wie schon vorher geschrieben, Probleme gab. Zb. Ausreichend Hafenarbeiter, ausreichend LKWs für die Abfuhr der gelandeten Güter.Du schreibst es hier selbst, worauf ich eigentlich die ganze Zeit hinaus will: Es gab keine ausreichende Zahl an Lastwagen.
Übrigens: Die leider oftmals gescholtenen Italiener haben im Kontext von "Sonnenblume" (in den ersten Monaten 1941) sogar so viele Nachschubgüter nach Tripolis gebracht, wie nie zuvor. Geschätzt lieferten sie dort von Februar bis April 1941 über 300.000 Tonnen an, mehr als das DAK überhaupt verbrauchen konnte (kein Scherz!). Für einen weitgehend statischen Panzer-Sperrverband in Westlibyen - also das, was ursprünglich einmal geplant war - mehr als ausreichend.
Aber der Offensivtaktiker Rommel griff bekanntlich an. Ende März fiel El Agheila, am 4. April Bengasi, am 7. April schon Derna, am 12. April erreichte man Bardia und am 13. April nahmen die Deutschen Fort Capuzzo an der ägyptischen Grenze ein. Ein beeindruckender Vormarsch, ohne Zweifel.
Nur: Dann blieb man stehen. Der Nachschub kam nicht hinterher, Rommel war innerhalb von grob drei Wochen über 1.100 km vorgeprescht. Und nun lag der Nachschub in Tripolis nutzlos in den Depots, es gab zu wenig Lastwagen, und die Tanks des DAK standen an der ägyptischen Grenze ohne Sprit. Hinzu kamen aber auch empfindliche Verluste: Etwa 100 Panzer waren ausgefallen, dazu kam enormer Verschleiß durch den Wüstenstaub - grob die Hälfte der Panzer, die noch einsatzbereit waren, benötigen dringend Ersatzteile oder gar ganz neue Motoren (in etwa lag eine Panzermotor-Lebensdauer in der libyschen Wüste bei ca. 1.000 bis 1.200 km [im mitteleuropäischen Regelfall lag die Lebensdauer bei ca. 2.500 km]).
Im Ergebnis folgte, was abzusehen war: Am 18. April kabelte Rommel nach Berlin und an Gariboldi, dass er gedenke, nun erst einmal von weiterem Vorrücken abzusehen, da er das Herankommen von Nachschub abwarten wolle. Die Meldung sorgte dafür, dass OKH-Chef Halder den bissigen Kommentar abgab, dass "er [Rommel] nun selbst melde, dass seine Kräfte nicht ausreichen würden", obwohl man ihm dies gesagt hatte...
Zitat:Diese Probleme waren kurzfristig lösbar wenn die entsprechende Dringlichkeit bestanden hätte, wenn also ein Schwerpunkt in Nordafrika gelegen hätte.Sagen wir so: Die Nachschubprobleme wären lösbar gewesen, wenn man langfristig geplant und einen Schwerpunkt auf Nordafrika gelegt hätte. Kurzfristig wäre es aber nicht lösbar gewesen.
Zitat:Zitat:2.) Eine motorisierte Infanteriedivision (Inf. [mot.]) benötigt(e) ca. 350 bis 370 Tonnen am Tag, eine Panzerdivision ca. 500 Tonnennein
Was heißt hier "nein"? Es ist schlichtweg so. Etwas anderes anzunehmen wäre, wie wenn man den Kopf in den Sand steckt. Damit löse ich aber sicher keine Nachschubprobleme.
Und dabei sind diese Werte noch relativ moderat. Z. B. benötigt eine Division von 12.000 Mann in Nordafrika im Minimum grob 4,5 Liter Wasser am Tag pro Kopf - also 50.000 bis 60.000 Liter, also 50 bis 60 Tonnen...
Zitat:Hatte die geringere Lieferung etwas mit der strategischen Situation im Mittelmeer zu tun? Wie hätte diese sich geändert wenn sich die Luftwaffe stärker im Mittelmeer engagiert hätte. Verwende dazu einen Vergleich mit Anfang 1942Die Luftwaffe war 1941 im Mittelmeer schon stark aktiv. Im Mai 1941 landete man auf Kreta und hat dort der Royal Navy einige Verluste beibringen können. Dennoch vernichteten britische Schiffe und U-Boote 1941 von ca. 50 deutschen Handelsschiffen im Mittelmeer deren 27 (also mehr als 50%). Alleine am 16. April 1941 versenkte die britische Force K bei den Kerkenna-Inseln einen aus fünf Frachtern (vier deutsche Schiff, ein italienisches Schiff) bestehenden Geleitzug der 20. Seetransportstaffel, wobei rund 1.800 Mann der 15. PD und der 5. leichten Division mit den Schiffen untergingen.
Zitat:Du solltest hier unterschieden zwischen Seetransporten von ital. Häfen nach Nordafrika und einem Küstenverkehr wie bspw. vor der Finnmark, in der Ostsee oder der Ägäis. Ersteres gab es, letzteres nicht. Ein eigenständiges deutsches Marinekommando Nordafrika gab es erst ab Juli 1942 und dieses konzentrierte sich auf Schnellboot-Flottillen und Minenräumer. Der reine Küstenverkehr mit ein paar Siebelfähren und Landungsfahrzeugen war im Umfang äußerst gering. Die bereits zuvor existierende Seetransporthauptstelle Tripolis (ab Januar 1941) unterstand dem deutschen Seetransportchef Italien in Rom, der aber sich auf die Transporte über das Mittelmeer und nicht auf den Küstenverkehr konzentrierte.Zitat:Es gab in Nordafrika keinen nennenswerten Küstenverkehr.gab es
Zitat:Am Vorabend von "Crusader" zählten die Verpflegungsstellen des DAK 48.500 Mann, davon wurden zugleich 11.066 als "krank" erfasst, fast alle wegen schlechter und unzureichender Ernährung (vgl.: Piekałkiewicz: Der Wüstenkrieg in Afrika 1940-1943, Bechtermünz Verlag, Augsburg 1999, S. 121).Zitat:Die Briten nahmen mehr als 10.000 deutsche Soldaten gefangen. Viele davon waren "Etappenhengste", also nicht die "1. Garde". Aber: In britischen Berichten wird festgehalten, dass grob 35% der deutschen Soldaten abgemagert seien und (!) teils unter Skorbut litten. Kurzum: Mit nur ca. 70% der minimalistisch veranschlagten Nachschubmenge kam das DAK wortwörtlich schon auf dem Zahnfleisch daher.Aber auch hier - falsche Angaben
Dazu auch:
Zitat:Preventable Casualties [...]https://www.armyupress.army.mil/Journals...eventable/
For tactical brilliance, energy of execution and inspiring leadership, Field Marshal Erwin Rommel’s exploits in the Western African Desert in 1941–42 find few equals in this century. Today, many view Rommel as the quintessential armor commander and a role model in tactical and operational skills. Beyond these acknowledged areas of excellence, however, Rommel’s performance as a commander showed deficiencies bordering on negligence. [...]
Could Field Marshal Rommel have reduced the German military attrition caused by sickness? Certainly the concurrent British experience in the Western Desert suggests that Rommel could have done much better. In comparing the sickness rates of the British 8th Army and Rommel’s Panzerarmee Afrika from October 1941 to December 1942, a German soldier was 2.6 times as likely to become medically noneffective as his British opponent.
Wegen den 35% und der Skorbut-Meldung muss ich nochmals nachschauen, ich finde es derzeit leider nicht mehr.
Schneemann