16.01.2025, 21:13
(16.01.2025, 16:29)lime schrieb: Die EU war doch bisher für Grönland auch nicht attraktiv, wieso sollte sich das gerade jetzt ändern?
Die Begehrlichkeiten von Seiten des US-Präsidenten sind ja schonmal ein erster Grund, es attraktiv zu finden, nicht alleine dazustehen. Insbesondere vor dem Hintergrund der Frage, ob Grönland mittelfristig unabhängig wird.
Damit würden sie auch einige der EU-Vorteile, die sie aktuell passiv haben, weil Grönländ zwar nicht in der EU ist, aber grönländische Bürger dänische Bürger und damit EU-Bürger sind, verlieren, außer ein unabhängiges Grönland würde Teil der EU.
Und gerade für ein kleines Land ist eine EU-Mitgliedschaft vermutlich mit mehr Einfluss verbunden als die Existenz als kleiner Staat in den USA (oder schlimmer, als Territorium der USA ohne den Status als Bundesstaat).
Darüber hinaus sieht es derzeit ja so aus, als könnte Island demnächst einen neuen Anlauf nehmen, in die EU einzutreten. Island und Grönland sind kulturell sehr eng miteinander verbunden und haben wirtschaftlich ähnliche Interessen (z.B. bei der Anpassung der EU-Fischereipolitik).
Schließlich und endlich glaube ich auch, dass die Mentalität der EU insgesamt auch ein überzeugendes Alternativangebot zum US-System darstellt. Klar, es ist aufwändiger, neue Minen aufzumachen und dergleichen. Andersherum bekommst du dann auch Resourcenabbau, der vernünftigen Umwelt- und Sozialstandards folgt und nicht beispielsweise dein arktisches Grundwasser gefährdet. Und zwischen dem Umgang der EU mit ihrer kulturellen Vielfalt und Minderheiten und dem Umgang der USA mit ihren indigenen Minderheiten liegen auch einfach Welten.
Ansonsten, ab vom "warum sollte die EU jetzt attraktiver sein?" und hin zu der Frage "erscheint die EU den Grönländern heute attraktiver als vor einigen Jahren?" kann man sehen, dass die EU-Option in den Umfragen de facto zugelegt hat.