(Zweiter Weltkrieg) A. Roberts: Mit einem starken Afrikakorps hätte Hitler den Krieg gewinnen können
#16
@stef
Grundsätzlich: Es wäre Hilfreich erst mal ein genaues Szenario zu skizzieren was alternativ zum realen Geschehen hätte funktionieren sollen. Wenn man postulieren möchte, dass ein Angriff auf die Sowjetunion ganz ausbleibt um zunächst die Westmächte niederzuringen ergeben sich noch ganz andere Themenfelder die zu diskutieren wären. Beginnend damit, dass Hitlers vorderstes Ziel nicht war irgendwie aus dem Nummern Krieg herauszukommen, sondern möglichst bald (solange überhaupt noch möglich) einen Vernichtungsfeldzug gegen den Kommunismus etc. zu führen.

Zitat: Rommel versuchte 1941 nur kurz Tobruk einzunehmen, sozusagen als Handstreich, das funktionierte nicht. Er stieß dann bis zur ägypt. Grenze vor.
Bei einem Schwerpunkt "Mittelmeer" wäre die Masse der Luftwaffe und Heeres zV gestanden. Die Versorgung wäre kein Problem gewesen. Der Vorstoß hätte dann nicht an der ägyp. Grenze geendet sondern wäre bis Ägypten gegangen.
Die Versorgung wäre das entscheidende Problem gewesen. Die Kapazität der Häfen in Nordafrika ist sehr begrenzt. Die Zahl der verfügbaren Schiffskapazitäten genauso.
Tripolis (1500km von der Front) hatte damals eine (theoretische) Kapazität von 50.000t pro Monat. Aufgrund limitierter Infrastruktur und Alliierte Luftangriffe war die Kapazität in der Praxis deutlich geringer. Benghazi hatte eine Kapazität von bis zu 20.000t pro Monat, aber auch hier wieder in der Praxis aufgrund fortwährender Angriffe deutlich weniger. Tobruk hatte nur eine Kapazität von wenigen Tausend Tonnen und kleinere Häfen hatten nicht die notwendige Infrastruktur um Versorgungsgüter in nennenswerten Größenordnungen umzuschlagen.
Demgegenüber nur als Hausnummer: Eine Panzerdivision 1941 hatte so 300 bis 400t Nachschubbedarf pro Kampftag. Und das in Russland, sprich mit ausreichend lokalen Nahrungs- und Wasserressourcen zur zusätzlichen Versorgung, ohne die besondere Wartungsherausforderung Wüstensand und mit kürzeren, besser erschlossenen (Eisenbahn) und einfacheren (Pferdetransport möglich) Naschschubrouten.
In Afrika muss das herangekarrt werden, in enormen Mengen über tausend Kilometer. Schon allein der Treibstoffbedarf setzt da enge Grenzen bei dem Vorhaben, 1.500km von einem Versorgungshafen entfernt Panzerarmeen zu operieren.
Sicherlich hätte man das Afrikakorps in einem gewissen Umfang weiter verstärken (meinetwegen Verdopplung des Deutsche Teils) können, aber am Ende des Tages setzt die Logistik dir da enge Grenzen, egal wie viele frische Kräfte du in Südeuropa als Verstärkung vorhalten willst und auch wenn du postulierst, dass die Achsenmächte Versorgungskonvois in weit größerem Umfang hätten sichern können als es in der Realität der Fall gewesen ist.

Zitat:Deutsche Panzertaktik basiert auf dem Umgehen und Abschneiden des Gegners. So auch in Alexandria.
Im übrigen überschätzt du die britischen Möglichkeiten massiv, das zeigt sich auch beim Rest deines Posts.
Ich habe ja skizziert, dass man Alexandria wohl umgangen hätte – und dann angesichts der Tiefe und der exponentiell steigenden Weite des Kampfraumes gescheitert wäre. Die Flanken eines Deutschen Vorstoßes ins Nildelta hinein wären am Ende völlig überdehnter Nachschublinien viel zu verwundbar gewesen. Die Briten wären ausgewichen und hätten hinter den Panzerspitzen den Sack wieder zugemacht. Schlicht weil es nicht möglich gewesen wäre, die für die Absicherung notwendige bestenfalls halbmotorisierte Infanterie nachzuziehen und aus Libyen zu versorgen.
Was die Möglichkeiten des britischen Empires angeht – Schneemann hat das bereits sehr ausführlich skizziert. Das Empire 1942 ist nicht das Empire nach der Schlacht um Frankreich, die Truppengenerierung (auch) aus den Kolonien war voll angelaufen. Im Nahen und Mittleren Osten waren 1942 unter der 9. Armee noch erheblich Kräfte vorhanden, die man kurzfristig zu Verstärkung der 8. Armee hätten heranziehen können. Insbesondere indische Truppenteile hätten hier zu Verfügung gestanden. Genauso wäre es denkbar gewesen, weitere Truppenteile aus Australien und Neuseeland bzw. va aus Afrika heranzuführen. Notfalls hätte Truppenteile die für Torch gedacht gewesen sind verlegt. Das sind einfach keine relevanten Beschränkungen.
Vor Augen halten sollte man sich dabei vielleicht auch: Die 8. Armee hat 80k Verluste wegesteckt und stand nach der strategischen Kulmination der deutschen Bemühungen offensivbereit im Feld. Es ist da einfach unrealistisch anzunehmen, dass der Laden zusammengebrochen wäre nur weil vielleicht irgendwo malm ein paar hundert Deutsche Panzer mehr aktiv gewesen und man ein paar Schlachten mehr verloren hätte.
Zitat:Du irrst , schau dir damalige Karten an.
Inwiefern? Ich bin mir ziemlich sicher, dass Kairo auch 1942 am Südende des Nildeltas gelegen hat.

Zitat:nö. Die Operation Torch hätte nicht stattgefunden wenn montgomery bei El Alamein im Okt 42 nicht siegreich gewesen wäre .
Und warum? Nochmals: Ein Sieg bei El Alamein bedeutet nicht, dass die Achsenmächte mir nichts dir nichts durch das Delta zum Suezkanal rollen. Die britischen Kräfte wären zurückgewichen, wären substantiell verstärkt worden und hätten den Widerstand gegen erschöpfte und unterversorgte deutsche Verbände fortgesetzt. Wenige Monate später war es dann möglich gewesen hunderttausende va US-amerikanische Verbände im Großraum einzusetzen. Die materielle Überlegenheit wäre dann absolut drückend gewesen und hätte wie in der Realität auch zur Kapitulation der deutschen Verbände geführt. Und zwar völlig egal ob die deutschen Angriffsspitzen vor Alexandria, Kairo oder Suez liegen geblieben wären.

Die Idee eine nette Wüstensafari einiger weniger Divisionen zu einer großen strategischen Offensive am Ende eine mehrere tausend Kilometer langen, schwer umkämpften Versorgungslinie auszubauen ist und bleibt großer Käse.
Wie das ganze Afrikaabenteuer es an sich gewesen ist.
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RE: A. Roberts: Mit einem starken Afrikakorps hätte Hitler den Krieg gewinnen können - von Nightwatch - 12.01.2025, 15:40

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