(Zweiter Weltkrieg) A. Roberts: Mit einem starken Afrikakorps hätte Hitler den Krieg gewinnen können
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Hier wird meiner Meinung nach die Stärke des British Empire deutlich unterschätzt. Bereits im Rahmen des für die Deutschen erfolgreich verlaufenden Unternehmens "Theseus" im Sommer 1942, das Rommel dann letztlich bis vor El Alamein führte, hatten das DAK bzw. die Panzerarmee Afrika beträchtliche Verluste zu verzeichnen gehabt. Grob gingen 50% des Materials verloren, auch wenn man dann nochmals weiter vorrücken konnte.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass Rommel, der durchaus manchmal ein Hasardeur war, in der 1. Schlacht von El Alamein nochmals antrat mit Truppen, die eigentlich schon stark erschöpft waren. Selbst wenn man sich irgendwie nach Alexandria durchgewühlt hätte, wären die dort dann stehenden Achsentruppen völlig abgekämpft und ausgedünnt gewesen - auch mit Beutewaffen und -fahrzeugen (eine gewisse Beute hätte es ja in Ägypten durchaus gegeben) hätte man kaum mehr wirklich angriffsfähige Einheiten zusammenbekommen.

Im Gegensatz dazu hätten die Briten Verstärkungen durch das Rote Meer ohne Probleme heranbringen können, übrigens transportierte man da seit Sommer 1942 ganz eifrig die ersten Shermans direkt aus den USA nach Ägypten. Italienisch-Ostafrika war bereits 1941 von den Alliierten gesichert worden - die Truppen waren also frei geworden -, zudem war der restliche Nahe Osten bis nach Persien recht fest in britischer Hand. Da Japan sich im fernen Osten in Burma festgefressen hatte und seine Ambitionen nach Frühjahr 1942 auf den zentralpazifischen Raum umlenkte, hätte man also recht unproblematisch Südafrikaner, Australier, Rhodesier, Inder und andere Commonwealth-Kräfte nachführen können.

Die Achsentruppen hingegen hätten kaum nennenswert verstärkt werden können. Die Malta-Blockade war seit August 1942 faktisch aufgebrochen worden durch "Pedestal", die deutsch-italienischen Tonnageverluste waren sehr hoch. Da die ägyptischen Häfen kaum bis gar nicht nutzbar gewesen wären - zumal ein Frachter da erst mal ungeschoren hinkommen muss -, hätte man das Gros des Nachschubs über die Küstenlinie von libyschen Häfen nachführen müssen. Das ist äußerst schwierig, da die Küstenstraße zwar in Libyen vorhanden ist, in Ägypten aber gab es eine solche nicht, zumindest nicht zwischen der Grenze und El Alamein. (Grob reden wir von 200 bis 300 km "Rollbahn" quer durch die Wüste.) Dabei verbrauchen die Lastwagen aber einen erheblichen Teil des transportieren Sprits selber, ehe sie überhaupt in Ägypten ankommen.

Dieses Problem hatte schon Graziani 1940 angeführt, als sich der Duce im Dezember 1940 zur völlig miserabel geplanten Offensive gegen Ägypten mit noch schlechter versorgten italienischen Truppen hinreißen ließ.

Es wäre also nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Achsentruppen in Ägypten wieder abziehen hätten müssen. Hätte man den Suezkanal erreicht, dann wäre man dort vielleicht zwei Monate mit ausgepumpten Kräften gestanden. Aber spätestens nach "Torch" und im Winter 1942/43, wenn die gegnerische Übermacht zugenommen hätte, hätte man die Koffer wieder packen können.

Schneemann
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RE: A. Roberts: Mit einem starken Afrikakorps hätte Hitler den Krieg gewinnen können - von Schneemann - 12.01.2025, 13:17

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