Palästina
Der Text ist mir zu unkritisch.
Zitat:Die jüngste Offensive der PA gegen die freie Meinungsäußerung findet in einem besonders angespannten Kontext statt. Seit Anfang Dezember hat die palästinensische Verwaltung im Westjordanland eine beispiellose Operation gestartet, um die im Flüchtlingslager Jenin ansässigen bewaffneten palästinensischen Gruppen zu unterdrücken [...]

Einige Tage später, am 19. Dezember, berichtete die israelische Tageszeitung Haaretz, dass die israelische Armee die Genehmigung für diese repressive Kampagne erteilt habe. [...]

Die jüngste Kampagne in Jenin ist jedoch beispiellos. „Die Sicherheitsbeamten der Palästinensischen Autonomiebehörde sind den Militanten zahlenmäßig weit überlegen. Ich denke, das Verhältnis liegt bei etwa 30:1“, sagte Tahani Mustafa, Expertin der International Crisis Group. „Was derzeit geschieht, ist aufgrund des Kontextes, in dem die Unterdrückung stattfindet, ein Novum. In Gaza findet ein Völkermord statt und Israel hat sich offen gegen die Idee eines palästinensischen Staates ausgesprochen, in welcher Form auch immer. Die PA steht also unter dem Befehl Israels, während die palästinensische Nation einem beispiellosen Angriff ausgesetzt ist“, sagte Omar Rahman, Analyst des in Doha ansässigen Forschungsinstituts Middle East Council on Global Affairs.
Unbestritten sind die Auseinandersetzungen innerhalb der Palästinenser. Aber hier finden innerhalb des Textes Überleitungsversuche dahingehend statt, diese Auseinandersetzungen alleine damit erklären zu wollen, wonach die Angriffe der PA ein Wunsch der Israelis seien und die PA nun als stillschweigender verlängerter Arm der Israelis deren Repressionen übernimmt. Das ist so nicht haltbar.

Unzweifelhaft ist es den Israelis recht, wenn die PA die Radikalen bekämpft und somit eine weitere Spaltung innerhalb der Palästinenser sich entwickelt. Aber: Anzunehmen, dass diese Bereitschaft seitens der PA aus dem Nichts entstanden ist bzw. dem alleinigen Wunsch der Israelis entspräche, und so kann man es lesen, ist nicht korrekt. (Mal von den mittlerweile inflationär genutzten Völkermord-Vorwürfen abgesehen.)

Genau genommen wäre es den Israelis nicht möglich, die PA zu so einem rabiaten Vorgehen anzuhalten, wenn es nicht sehr tiefgreifende Ressentiments zwischen der PA und den palästinensischen Radikalen geben würde. Und dieses Zerwürfnis sitzt sehr tief. Bei aller Korruption, Unfähigkeit in der Führung und Vetternwirtschaft hat es die PA der Hamas nie verziehen, dass diese 2007 in Gaza ihre Vertreter verfolgt, gefoltert und ermordet hatte. Bereits damals gab es Interviews mit PA-Offiziellen und -Sicherheitsbeamten, die offen sagten, dass sie an der Hamas (und assoziierten Radikalen) Rache nehmen werden für das Geschehene.

Die Israelis nutzen also derzeit allenfalls eine bestehende Spaltung (bzw. verstärken diese), die im Kern von palästinensischen Radikalen entscheidend mitbedingt wurde, aber führen keine "neue" Spaltung herbei. Und genau dies klammert der Artikel hier aus, ja er suggeriert sogar die Israelis als die hinterlistigen und alleinigen Drahtzieher des Zerwürfnisses, und dies wird garniert mit den Aussagen zumindest tendenziell gefärbter arabischer Think Tanks. Und das ist eben schlicht nicht korrekt.

Anm.: Ob dieses durchaus berechnende Vorgehen den Israelis hingegen langfristig hingegen nutzen wird, steht natürlich auf einem anderen Blatt...

Schneemann
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