31.12.2024, 11:59
(31.12.2024, 05:50)muck schrieb: Fabian Hoffmann für 'hartpunkt' zu Arrow 3 vor dem Hintergrund des MRBM-Einsatzes durch Russland im November: (Link) Er äußert sich vorsichtig optimistisch. Ob Arrow 3 die Oretschnik abfangen könnte, da will er sich nicht festlegen, hält es aber für möglich, dass man den Beschuss einfach ignorieren könnte, weil der Schaden verhältnismäßig gering sei und Russland vermutlich nur über wenige Raketen dieses Typs verfüge.
Ein bisschen seltsam, der Beitrag.
Dass die 9M729-Oretschnik (aus russischer Sicht) konventionell eingesetzt werden kann, heißt ja nicht, dass sie immer so eingesetzt werden wird. Die öffentlich einsehbaren Daten und Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass die Rakete mindestens 4 taktische Sprengköpfe im Bereich von bis zu 300 kT tragen kann. Dagegen müsste man definitiv etwas unternehmen.
Mich überrascht auch ein bisschen Hoffmanns Überraschung, dass Russland überhaupt an Mittelstreckenraketen bastelt.
Berichte über mutmaßliche russische Verstöße gegen den INF-Vertrag gab es schon in den Nullerjahren; seit der Aufkündigung des Vertrags 2019 hat Russland ganz unverblümt die Entwicklung weitergetrieben.
Insofern fand ich Arrow 3 noch nie eine seltsame Wahl, allenfalls das Timing war vielleicht bemerkenswert.
Sowohl aus physikalischen als auch aus fiskalischen Gründen sind Kurz- und Mittelstreckenraketen sehr viel besser geeignet als Interkontinentalraketen, um Europa militärisch zu bedrohen. Spätestens seit 2014 war es daher nur noch eine Frage der Zeit, bis die MRBMs zurückkehren würden.
So richtig eindeutig ist der Beitrag ja auch nicht. Die wesentlichen Zweifel, ob Arrow 3 die Oreshnik bekämpfen kann, resultieren beim Autor aus der Fragestellung, was das höhere Apogäum und damit der steilere Eintrittswinkel bedeuten würde.
Zitat: Bei ihrem jüngsten Angriff demonstrierte Oreshnik auch die Fähigkeit, einer erhöhten Flugbahn zu folgen, was zu einem steileren Winkel und einem deutlich höheren Apogäum führt. Ermöglicht wurde dies durch die relativ geringe Entfernung zwischen dem 800 km vom Ziel entfernten Startplatz der Rakete, so dass sie einen erheblichen Teil ihrer Energie in den vertikalen Aufstieg und nicht in die horizontale Reichweite umsetzen konnte.
Anschließend relativiert er die Bedenken etwas. Der folgende Hinweis auf die immer noch große Höhe bezieht sich dann auf seine vorher getroffene Feststellung, dass Arrow 3 gegen MRBM/IMRBM mit Reichweiten bis ca. 3.000 km entwickelt wurde.
Zitat:Würde Oreshnik Ziele tiefer in Mittel- oder Westeuropa, auch in Deutschland, treffen, würde die Rakete eine flachere Flugbahn verfolgen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich der Flugkörper aus größeren Höhen nähern würde als die, für die Arrow 3 optimiert ist.
Zitat: Arrow 3 wurde ursprünglich zur Abwehr von ballistischen Mittelstreckenraketen entwickelt, die typischerweise vom Iran und seinen nichtstaatlichen Verbündeten in der Region abgeschossen werden und eine Reichweite von etwa 2.000 bis 3.000 km haben. Die maximale Reichweite von Oreshnik ist wahrscheinlich um einiges höher – möglicherweise 5.000 km oder mehr –, vor allem wenn die Rakete mit einer reduzierten Nutzlast ausgestattet ist.
Man darf m.E. zu dem Schluss kommen, dass auch der Autor nicht so ganz weiß, ob ein Abfangen (gut) möglich ist oder nicht. Ich wüsste nicht, welches Waffensystem besser geeignet wäre, die Oreshnik oder vergleichbare Bedrohungen abzuwehren. Der Hinweis auf die Entwicklung einer Mittelstreckenversion der Iskander-M belegt m.E. die Sinnhaftigkeit der Anschaffung. Entscheidend dürfte hier wieder sein, welche Anzahl an Arrow 3 LFK beschafft wurden. Die vermuteten 150 - 250 wären ja mal ein Anfang. Ich hatte auf 24 je Batterie gewettet…
Was die angesprochene Problematik der Detektion hoch und steil reinkommender Gefechtsköpfe anbelangt, darf man m.E. nicht vergessen, dass wir bis 2030 drei Super Green Pine im Norden, Süden und Osten haben werden, die auch noch durch weitere BMD-fähige Senosren unterstützt werden. Die jeweiligen Winkel- und Höhenabdeckungen unterscheiden sich, was zu einer breiteren Detektionsmöglichkeit führen müsste.
Zur grundsätzlichen Anpassungsfähigkeit des Arrow 3 Systems hier noch ein erfreulicher Artikel bei cpm:
https://defence-network.com/luftverteidi...e-vertrag/
Man hat also sehr schnell eine Antwort auf die manövrierfähigen Gefechtsköpfe der iranischen MRBM gefunden.
Was mir weiterhin fehlt, ist ein Effektor zwischen Patriot und Arrow 3. Letztlich also THAAD oder Arrow 2.