05.12.2024, 03:03
Zur Lage/ zu den Verlusten der russischen Armee:
Die russische Vizeverteidigungsministerin Anna Ziwiljowa hat vor dem Verteidigungskomitee der Staatsduma versehentlich Zahlen preisgegeben, die Rückschlüsse zulassen auf die Zahl der im Kampf vermissten russischen Soldaten. (Quelle) Ziwiljowa berichtete dem Komitee, dass rund 48.000 Anträge auf eine DNA-Analyse eingegangen seien, um damit eine Datenbank zur Identifizierung sterblicher Überreste aufzubauen. Der Vorsitzende des Gremiums, Andrei Kartapolow, ermahnte die Anwesenden daraufhin, die als geheim eingestufte Zahl nicht zu wiederholen und aus dem Protokoll zu entfernen. Da die Sitzung in einem Livestream übertragen wurde, gelangte sie dennoch an die Öffentlichkeit.
Ziwiljowa verteidigte sich umgehend, dass sie nur die Zahl der Anträge und nicht die Zahl der Vermissten genannt habe. Jedoch werden nach den geltenden Vorschriften nur Analysen bei Personen durchgeführt, deren Verwandter offiziell als im Kampf vermisst anerkannt worden ist. Demzufolge liegt die Zahl der in der Ukraine vermissten russischen Soldaten mindestens bei 48.000. Da Mediazona mittlerweile 81.000 russische Gefallene namentlich identifizieren kann (Quelle), liegt die Untergrenze der russischen Kriegstoten also bei mindestens 129.000. Es ist zu betonen, dass die Schätzungen von Mediazona (im Juli: 120.000 Gefallene) dadurch abermals erhärtet werden.
Zur Lage der ukrainischen Armee:
Die scheidende US-Regierung hat der ukrainischen Regierung geraten, das Einberufungsalter von Wehrpflichtigen abzusenken, um den Personalmangel der Armee zu lindern. (Quelle)
Ich sehe nach wie vor auch keinen Grund zur Annahme, dass sie von ihren Minimalforderungen abgehen wird, aber sehr viele Gründe für die Annahme, dass sie nicht davon abgehen wird.
Ideologisch und vor allem wirtschaftlich ist Russland all-in gegangen.
Ideologisch delegitimiert jeder Friedensschluss, der sich nicht als überwältigender Sieg verkaufen lässt, den Kreml nachhaltig. Nachdem man den Russen fast drei Jahre lang die Ukraine als "Anti-Russland" verkauft hat und den Krieg als Überlebenskampf, an dessen Ende nur Russland oder die Ukraine übrigbleiben könne, wird Russland keine Lösung dulden, die die Eroberung der Restukraine vereiteln könnte.
Wirtschaftlich steckt Russland in einer Stagflation, wie schon der hohe Leitzins und sogar die offiziellen Inflationsdaten erkennen lassen (die übrigens mit Skepsis zu genießen sind, da sie in keinem Zusammenhang zu den explodierenden Preisen und Kosten für Konsumkredite stehen).
Die Löhne bzw. Umsätze aller Teilnehmer am Wirtschaftskreislauf, die mit dem Krieg irgendwie in Verbindung stehen, schießen durch die Decke, während der "zivile" Teil des Landes im Gegenteil verarmt, da die Inflation sie überholt hat. Soldaten, Schweißer, Fernfahrer – das ist Russlands neue Mittelschicht, während die alte Mittelschicht der Beamten und Büroangestellten ihre Mieten nicht mehr bezahlen kann.
Die Wirtschaft läuft sich heiß und Russland droht selbst im Falle seines Sieges eine erhebliche Wirtschaftskrise. Das ist auch der Grund, warum der Kellogg-Plan die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen sogar für einen bloßen Waffenstillstand in Aussicht stellt. Denn aktuell ist der Kreml nicht mehr "nur" zum Siegen verdammt, sondern sogar zum Kämpfen – einfach bloß, um zu verhindern, dass die Blase platzt.
Jeder Plan für die europäische Nachkriegsordnung, der das liebe Geld außer Acht lässt, ist damit im Vorhinein zum Scheitern verurteilt.
Was nun die Zukunft anlangt; Trump ist erratisch, aber auch sehr transaktional eingestellt. Er will Geld sparen, er will raus aus der europäischen Sicherheitsarchitektur, die ihm zu teuer ist. Er will aber auch nicht klein beigeben müssen, da er weiß, dass Amerika dadurch schwach wirken würde.
Aktuell scheint es so, als könnte Russland durch geringe Zugeständnisse die USA aus der Anti-Putin-Koalition kegeln und Washington dazu bringen, die Ukraine zur Annahme eines Diktatfriedens zu zwingen. Dazu dürfte es aber nicht kommen, aus den bereits genannten Gründen. Malofejew dürfte nur ausgesprochen haben, was Putin denkt.
Das macht es umso wahrscheinlicher, dass Trump, wie aus seinem Umfeld behauptet wurde (u.a. von Marco Rubio und Boris Johnson), die Waffenhilfe für die Ukraine sogar intensivieren wird, um Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen. Persönlich gehe ich davon aus, dass Trump sich auf diese Lösung eingeschossen hat: Die Russen kriegen ihre Gebietsansprüche, die Ukrainer ihre Sicherheitsgarantien.
Es wird ein spannendes 2025.
Denn ich gehe auch davon aus, dass Russland auf keinen Streitpunkt mehr Wert legen wird als auf die ukrainische Wehrfähigkeit und Verteidigungsbereitschaft. Eher streichen sie schwammige Punkte wie "Entnazifizierung" aus ihrem Forderungskatalog als den, dass die Ukraine gefälligst fürderhin mit runtergelassenen Hosen dazustehen hat.
Die russische Vizeverteidigungsministerin Anna Ziwiljowa hat vor dem Verteidigungskomitee der Staatsduma versehentlich Zahlen preisgegeben, die Rückschlüsse zulassen auf die Zahl der im Kampf vermissten russischen Soldaten. (Quelle) Ziwiljowa berichtete dem Komitee, dass rund 48.000 Anträge auf eine DNA-Analyse eingegangen seien, um damit eine Datenbank zur Identifizierung sterblicher Überreste aufzubauen. Der Vorsitzende des Gremiums, Andrei Kartapolow, ermahnte die Anwesenden daraufhin, die als geheim eingestufte Zahl nicht zu wiederholen und aus dem Protokoll zu entfernen. Da die Sitzung in einem Livestream übertragen wurde, gelangte sie dennoch an die Öffentlichkeit.
Ziwiljowa verteidigte sich umgehend, dass sie nur die Zahl der Anträge und nicht die Zahl der Vermissten genannt habe. Jedoch werden nach den geltenden Vorschriften nur Analysen bei Personen durchgeführt, deren Verwandter offiziell als im Kampf vermisst anerkannt worden ist. Demzufolge liegt die Zahl der in der Ukraine vermissten russischen Soldaten mindestens bei 48.000. Da Mediazona mittlerweile 81.000 russische Gefallene namentlich identifizieren kann (Quelle), liegt die Untergrenze der russischen Kriegstoten also bei mindestens 129.000. Es ist zu betonen, dass die Schätzungen von Mediazona (im Juli: 120.000 Gefallene) dadurch abermals erhärtet werden.
Zur Lage der ukrainischen Armee:
Die scheidende US-Regierung hat der ukrainischen Regierung geraten, das Einberufungsalter von Wehrpflichtigen abzusenken, um den Personalmangel der Armee zu lindern. (Quelle)
(04.12.2024, 23:47)Zardo schrieb: Natürlich könnte man auch sagen, dass USA und Europa sowie insbesondere die Ukraine keine der hier von ChatGPT aufgeführten Putinschen Konstellationen akzeptieren wird, weshalb alle drei Kategorien völlig belanglos für eine Beendigung des Krieges sind. Trump wird dann allerdings kaum ein rasches Kriegsende herbeiführen können. Es dürfte da ohnehin noch größere Uneinigkeit betreffend der Modalitäten geben.Die russische Regierung zeigt derzeit keinerlei Verhandlungsbereitschaft.
Ich sehe nach wie vor auch keinen Grund zur Annahme, dass sie von ihren Minimalforderungen abgehen wird, aber sehr viele Gründe für die Annahme, dass sie nicht davon abgehen wird.
Ideologisch und vor allem wirtschaftlich ist Russland all-in gegangen.
Ideologisch delegitimiert jeder Friedensschluss, der sich nicht als überwältigender Sieg verkaufen lässt, den Kreml nachhaltig. Nachdem man den Russen fast drei Jahre lang die Ukraine als "Anti-Russland" verkauft hat und den Krieg als Überlebenskampf, an dessen Ende nur Russland oder die Ukraine übrigbleiben könne, wird Russland keine Lösung dulden, die die Eroberung der Restukraine vereiteln könnte.
Wirtschaftlich steckt Russland in einer Stagflation, wie schon der hohe Leitzins und sogar die offiziellen Inflationsdaten erkennen lassen (die übrigens mit Skepsis zu genießen sind, da sie in keinem Zusammenhang zu den explodierenden Preisen und Kosten für Konsumkredite stehen).
Die Löhne bzw. Umsätze aller Teilnehmer am Wirtschaftskreislauf, die mit dem Krieg irgendwie in Verbindung stehen, schießen durch die Decke, während der "zivile" Teil des Landes im Gegenteil verarmt, da die Inflation sie überholt hat. Soldaten, Schweißer, Fernfahrer – das ist Russlands neue Mittelschicht, während die alte Mittelschicht der Beamten und Büroangestellten ihre Mieten nicht mehr bezahlen kann.
Die Wirtschaft läuft sich heiß und Russland droht selbst im Falle seines Sieges eine erhebliche Wirtschaftskrise. Das ist auch der Grund, warum der Kellogg-Plan die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen sogar für einen bloßen Waffenstillstand in Aussicht stellt. Denn aktuell ist der Kreml nicht mehr "nur" zum Siegen verdammt, sondern sogar zum Kämpfen – einfach bloß, um zu verhindern, dass die Blase platzt.
Jeder Plan für die europäische Nachkriegsordnung, der das liebe Geld außer Acht lässt, ist damit im Vorhinein zum Scheitern verurteilt.
Was nun die Zukunft anlangt; Trump ist erratisch, aber auch sehr transaktional eingestellt. Er will Geld sparen, er will raus aus der europäischen Sicherheitsarchitektur, die ihm zu teuer ist. Er will aber auch nicht klein beigeben müssen, da er weiß, dass Amerika dadurch schwach wirken würde.
Aktuell scheint es so, als könnte Russland durch geringe Zugeständnisse die USA aus der Anti-Putin-Koalition kegeln und Washington dazu bringen, die Ukraine zur Annahme eines Diktatfriedens zu zwingen. Dazu dürfte es aber nicht kommen, aus den bereits genannten Gründen. Malofejew dürfte nur ausgesprochen haben, was Putin denkt.
Das macht es umso wahrscheinlicher, dass Trump, wie aus seinem Umfeld behauptet wurde (u.a. von Marco Rubio und Boris Johnson), die Waffenhilfe für die Ukraine sogar intensivieren wird, um Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen. Persönlich gehe ich davon aus, dass Trump sich auf diese Lösung eingeschossen hat: Die Russen kriegen ihre Gebietsansprüche, die Ukrainer ihre Sicherheitsgarantien.
Es wird ein spannendes 2025.
Denn ich gehe auch davon aus, dass Russland auf keinen Streitpunkt mehr Wert legen wird als auf die ukrainische Wehrfähigkeit und Verteidigungsbereitschaft. Eher streichen sie schwammige Punkte wie "Entnazifizierung" aus ihrem Forderungskatalog als den, dass die Ukraine gefälligst fürderhin mit runtergelassenen Hosen dazustehen hat.