01.12.2024, 04:25
@schneemann & @alphall31
Die neue Amnestieregelung verdient Beachtung, weil sie auf die sehr spezielle Natur des zugrundeliegenden Problems hinweist. Zwei Drittel der Ende Oktober gemeldeten gut 81.200 Fälle von unerlaubter Entfernung von der Truppe sind eher eine Form des Protests als der Fahnenflucht, weil die Männer schlicht und ergreifend zu ihrem Wohnort zurückkehren und keinen Versuch machen, sich zu verbergen oder den Behörden zu entziehen. Nur ein Teil taucht wirklich unter und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. (nichtrussische Quelle)
Die Ukrainer nennen das fakultative Demobilisierung, was kein Euphemismus ist, sondern einem Gesetzesvorschlag entlehnt, der Wehrpflichtigen das Recht geben wollte, nach 18 Monaten den Dienst zu quittieren. Das Problem ist schon seit Dezember letzten Jahres bekannt, damals verließ erstmals eine größere Anzahl Wehrpflichtiger aus Protest den Posten.
Der Vergleich mit Vietnam ist nicht ganz unpassend, denn einige der Kritikpunkte sind die gleichen wie die, mit denen sich schon die Amerikaner herumschlagen mussten, vor allem hinsichtlich der sozialen Ungleichbehandlung. Deswegen ist es auch bemerkenswert, dass selbst pro-ukrainische Medien im Westen den aus der Biden-Regierung an Kiew herangetragenen Vorschlag ablehnen, auch die 18- bis 24-Jährigen einzuziehen. Denn der Vorschlag ist richtig.
Bitte mich nicht falsch verstehen: Ich will nicht dafür die Glocke läuten, sechs weitere Jahrgänge in den Krieg zu schicken. Hier, im sicheren Deutschland, steht mir das nicht zu. Die Sache ist nur, dass jedem Beobachter in Ost und West hätte klar sein müssen, dass diese Altersgrenze zwar hehr, aber unrealistisch ist. Sie wird von den vor 2000 Geborenen zu Recht als unfair empfunden, außerdem kann man in einem Krieg ums eigene Überleben nicht auf die körperlich leistungsfähigsten Jahrgänge verzichten.
Im Großen und Ganzen handelt es sich um lösbare Probleme. Was das anlangt, versagt die Rada leider gerade kläglich.
Andrij Bilezkyj, der Kommandeur der 3. Sturmbrigade und für die extreme Rechte bis 2019 selbst Abgeordneter, nannte in einem Interview mit ukrainischen Medien noch ein weiteres Problem, das derzeit für Unmut in der Armee sorgt, nicht nur bei den Wehrpflichtigen (und im Westen kaum wahrgenommen wird): Seit fast einem halben Jahr steckt in der Rada eine Reihe von Gesetzen fest, die die soziale Absicherung für Veteranen verbessern sollen. Und es geht einfach nicht weiter damit.
Aufgrund von unübersichtlichen Stichtagsregelungen und anderer Paragraphenreiterei wissen zurzeit nur die schon vor dem 24.02.22 im Dienst gestandenen Soldaten sicher, welche Sozialleistungen sie im Falle bleibender Gesundheitsschäden erwarten können. Die Mobilisierten und die Freiwilligen in der Territorialverteidigung hingegen wissen nicht, ob und wie viel Sozialhilfe sie erwarten könnten. Das ist ein absolut unhaltbarer Zustand, die Wirkung auf die Moral kann man sich vorstellen.
Die neue Amnestieregelung verdient Beachtung, weil sie auf die sehr spezielle Natur des zugrundeliegenden Problems hinweist. Zwei Drittel der Ende Oktober gemeldeten gut 81.200 Fälle von unerlaubter Entfernung von der Truppe sind eher eine Form des Protests als der Fahnenflucht, weil die Männer schlicht und ergreifend zu ihrem Wohnort zurückkehren und keinen Versuch machen, sich zu verbergen oder den Behörden zu entziehen. Nur ein Teil taucht wirklich unter und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. (nichtrussische Quelle)
Die Ukrainer nennen das fakultative Demobilisierung, was kein Euphemismus ist, sondern einem Gesetzesvorschlag entlehnt, der Wehrpflichtigen das Recht geben wollte, nach 18 Monaten den Dienst zu quittieren. Das Problem ist schon seit Dezember letzten Jahres bekannt, damals verließ erstmals eine größere Anzahl Wehrpflichtiger aus Protest den Posten.
Der Vergleich mit Vietnam ist nicht ganz unpassend, denn einige der Kritikpunkte sind die gleichen wie die, mit denen sich schon die Amerikaner herumschlagen mussten, vor allem hinsichtlich der sozialen Ungleichbehandlung. Deswegen ist es auch bemerkenswert, dass selbst pro-ukrainische Medien im Westen den aus der Biden-Regierung an Kiew herangetragenen Vorschlag ablehnen, auch die 18- bis 24-Jährigen einzuziehen. Denn der Vorschlag ist richtig.
Bitte mich nicht falsch verstehen: Ich will nicht dafür die Glocke läuten, sechs weitere Jahrgänge in den Krieg zu schicken. Hier, im sicheren Deutschland, steht mir das nicht zu. Die Sache ist nur, dass jedem Beobachter in Ost und West hätte klar sein müssen, dass diese Altersgrenze zwar hehr, aber unrealistisch ist. Sie wird von den vor 2000 Geborenen zu Recht als unfair empfunden, außerdem kann man in einem Krieg ums eigene Überleben nicht auf die körperlich leistungsfähigsten Jahrgänge verzichten.
Im Großen und Ganzen handelt es sich um lösbare Probleme. Was das anlangt, versagt die Rada leider gerade kläglich.
Andrij Bilezkyj, der Kommandeur der 3. Sturmbrigade und für die extreme Rechte bis 2019 selbst Abgeordneter, nannte in einem Interview mit ukrainischen Medien noch ein weiteres Problem, das derzeit für Unmut in der Armee sorgt, nicht nur bei den Wehrpflichtigen (und im Westen kaum wahrgenommen wird): Seit fast einem halben Jahr steckt in der Rada eine Reihe von Gesetzen fest, die die soziale Absicherung für Veteranen verbessern sollen. Und es geht einfach nicht weiter damit.
Aufgrund von unübersichtlichen Stichtagsregelungen und anderer Paragraphenreiterei wissen zurzeit nur die schon vor dem 24.02.22 im Dienst gestandenen Soldaten sicher, welche Sozialleistungen sie im Falle bleibender Gesundheitsschäden erwarten können. Die Mobilisierten und die Freiwilligen in der Territorialverteidigung hingegen wissen nicht, ob und wie viel Sozialhilfe sie erwarten könnten. Das ist ein absolut unhaltbarer Zustand, die Wirkung auf die Moral kann man sich vorstellen.