17.11.2024, 03:43
@lime
Was amerikanische Arbeitnehmer im Gegensatz zu deutschen Arbeitnehmern z.B. nicht haben:
Wenn Du jung, hochgebildet (und deswegen wahrscheinlich hochverschuldet) und gesund bist sowie ein soziales Rückfallpolster hast, können Dir die Verhältnisse halbwegs egal sein. Doch wenn Du als LKW-Fahrer sechzig Stunden pro Woche malochen oder als alleinerziehende Mutter für $1,50 die Stunde Burger wenden musst, bist Du Deinem Arbeitgeber einfach schutzlos ausgeliefert, und das ist in den USA für Zigmillionen Menschen traurige Realität.
@Quintus Fabius
Keine Frage, "critical race theory" und die anderen Ungeister, die in den letzten zehn, fünfzehn Jahren den US-Universitäten entströmt sind, haben das Potential, die Kohäsion der Armee zu untergraben und sogar ihre Kampfkraft zu schmälern. Soldaten können keine Kameraden sein, wenn man sie bspw. in Seminare für kultursensibles Verhalten schickt und die Weißen sich als Unterdrücker der Schwarzen bezichtigen sollen.
Doch Mr. Pete "germs don't exist" Hegseth ist gerade niemand, dem es nur um gesunden Menschenverstand und Entpolitisierung geht. Wenn seine Punditry auf Fox irgendeinen Anhalt bietet, dann geht es ihm eher darum, das Pendel komplett in die andere Richtung ausschlagen zu lassen (strammer Konservatismus, Männlichkeitsbild á la Andrew Tate).
Dass elektrische Antriebe im Militär nichts zu suchen haben? Völliger Blödsinn. Die Idee des elektrisch betriebenen, lautlosen Spähpanzers hat nicht Greta Thunberg erfunden.
Dass Frauen in den Kampf- und Kampfunterstützungstruppen nichts verloren haben? Ich bin auch gegen Frauenquoten beim Militär, aber warum nicht einfach einheitliche Standards durchsetzen und diejenigen Rekruten einstellen, die sie bestehen? Wer die Einstellungsvoraussetzungen besteht, ist definitionsgemäß für den Job geeignet, ob mit Hoden oder Eierstöcken.
Es gibt unglaublich viele Kommentare dieser Art, die scheinbar berechtigte Fragen aufgreifen, hinter denen bei näherer Betrachtung aber nur ein dümmlich simplifizierendes Weltbild steht.
Und dann ist da noch die Moral.
Seine Kommentare über die Demokratie, die angeblich der Freiheit im Weg stehe; seine Verteidigungsrede der Chaoten, die das Kapitol angegriffen haben; seine Behauptung, dass "Wokeness" viel schlimmer sei als der Ukraine-Krieg; sein Eintreten für verurteilte Kriegsverbrecher – fast jedes Mal, wenn dieser Mann den Mund aufmacht, liefert er Gründe, warum man ihm eine Atomstreitmacht, die die Demokratie verteidigen soll, nicht anvertrauen sollte. Auf mich wirkt Hegseth wie eine amerikanisierte, etwas modernere Ausgabe von Rüdiger von Pescatore.
Allgemeiner Kommentar
Dass Hegseth Offizier war, kann nützen, muss es aber keineswegs. Gerade Politiker mit einem vordergründigen Einblick in eine Materie neigen gerne mal zu Dunning-Kruger und Selbstüberschätzung, weil sie glauben, dass sie Berater und Experten nicht mehr brauchen. (Karl Lauterbach lässt grüßen.)
Was amerikanische Arbeitnehmer im Gegensatz zu deutschen Arbeitnehmern z.B. nicht haben:
- Kündigungsschutz
- Lohnfortzahlung im Krankheitsfall; tatsächlich kann im Krankheitsfall in den meisten Bundesstaaten sofort gekündigt werden
- Mutterschaftsurlaub
- Anspruch auf Urlaub überhaupt
- Gesetzliche Arbeitszeitbegrenzung
- Keinen Schutz vor Union Busting trotz offiziell geltender Vereinigungsfreiheit
- Keinen Schutz vor ausbeuterischen Praktika und Volontariaten, es ist z.B. völlig gang und gäbe, dass Leuten Hoffnung auf eine lukrative Festanstellung gemacht wird, wenn sie erst mal 6, 12, 18 Monate umsonst arbeitend "Erfahrung" sammeln
Wenn Du jung, hochgebildet (und deswegen wahrscheinlich hochverschuldet) und gesund bist sowie ein soziales Rückfallpolster hast, können Dir die Verhältnisse halbwegs egal sein. Doch wenn Du als LKW-Fahrer sechzig Stunden pro Woche malochen oder als alleinerziehende Mutter für $1,50 die Stunde Burger wenden musst, bist Du Deinem Arbeitgeber einfach schutzlos ausgeliefert, und das ist in den USA für Zigmillionen Menschen traurige Realität.
@Quintus Fabius
Keine Frage, "critical race theory" und die anderen Ungeister, die in den letzten zehn, fünfzehn Jahren den US-Universitäten entströmt sind, haben das Potential, die Kohäsion der Armee zu untergraben und sogar ihre Kampfkraft zu schmälern. Soldaten können keine Kameraden sein, wenn man sie bspw. in Seminare für kultursensibles Verhalten schickt und die Weißen sich als Unterdrücker der Schwarzen bezichtigen sollen.
Doch Mr. Pete "germs don't exist" Hegseth ist gerade niemand, dem es nur um gesunden Menschenverstand und Entpolitisierung geht. Wenn seine Punditry auf Fox irgendeinen Anhalt bietet, dann geht es ihm eher darum, das Pendel komplett in die andere Richtung ausschlagen zu lassen (strammer Konservatismus, Männlichkeitsbild á la Andrew Tate).
Dass elektrische Antriebe im Militär nichts zu suchen haben? Völliger Blödsinn. Die Idee des elektrisch betriebenen, lautlosen Spähpanzers hat nicht Greta Thunberg erfunden.
Dass Frauen in den Kampf- und Kampfunterstützungstruppen nichts verloren haben? Ich bin auch gegen Frauenquoten beim Militär, aber warum nicht einfach einheitliche Standards durchsetzen und diejenigen Rekruten einstellen, die sie bestehen? Wer die Einstellungsvoraussetzungen besteht, ist definitionsgemäß für den Job geeignet, ob mit Hoden oder Eierstöcken.
Es gibt unglaublich viele Kommentare dieser Art, die scheinbar berechtigte Fragen aufgreifen, hinter denen bei näherer Betrachtung aber nur ein dümmlich simplifizierendes Weltbild steht.
Und dann ist da noch die Moral.
Seine Kommentare über die Demokratie, die angeblich der Freiheit im Weg stehe; seine Verteidigungsrede der Chaoten, die das Kapitol angegriffen haben; seine Behauptung, dass "Wokeness" viel schlimmer sei als der Ukraine-Krieg; sein Eintreten für verurteilte Kriegsverbrecher – fast jedes Mal, wenn dieser Mann den Mund aufmacht, liefert er Gründe, warum man ihm eine Atomstreitmacht, die die Demokratie verteidigen soll, nicht anvertrauen sollte. Auf mich wirkt Hegseth wie eine amerikanisierte, etwas modernere Ausgabe von Rüdiger von Pescatore.
Allgemeiner Kommentar
Dass Hegseth Offizier war, kann nützen, muss es aber keineswegs. Gerade Politiker mit einem vordergründigen Einblick in eine Materie neigen gerne mal zu Dunning-Kruger und Selbstüberschätzung, weil sie glauben, dass sie Berater und Experten nicht mehr brauchen. (Karl Lauterbach lässt grüßen.)