11.11.2024, 18:38
Sehr geschätzter @Quintus, zunächst möchte ich mich entschuldigen, falls mein Beitrag weniger präzise ist, als ich es von Dir hier erwarte.
Deine Analysen halte ich für so fundiert und aufschlußreich, daß ich sie in diesem Forum wie Börsennachrichten lese. Gerade diesmal fiel mir jedoch eine bemerkenswerte Anzahl an Vorannahmen auf, weshalb ich das ansprechen wollte.
Vorannahmen sind nicht per se falsch, aber eben auch nicht faktisch korrekt – es sind Grundlagen, auf denen man weiterdenkt. Erst einmal fest in sein Gedankengebäude verbaut, schließt man sich jedoch schlimmstenfalls von anderen Optionen oder möglichen Konstellationen aus, ohne das zu merken.
Wenn ich meine eigene Perspektive hinzufüge, sehe ich, daß Russland viele Fehler gemacht hat, aber auch bemerkenswert oft die Fähigkeit gezeigt hat, aus diesen Fehlern zu lernen. Diese Lernfähigkeit oder – vielleicht präziser – die Anpassungsfähigkeit ist sehr wahrscheinlich eine der entscheidendsten Eigenschaften einer Armee. Ein Satz, den ich sonstwo her habe, lautet: „Krieg ist ein Lernwettbewerb.“ Das trifft es für mich auf den Punkt. Und Russland hat bereits mehrfach bewiesen, daß es in diesem Aspekt besonders wandlungsfähig ist, was es zu einem brandgefährlichen Gegner macht.
Wir sehen alle, daß Russland bereit ist, militärische Gewalt einzusetzen. Gleichzeitig ist bemerkenswert, daß wesentliche Ressourcen dennoch zurückhaltend eingesetzt wurden, wie etwa die Luftwaffe, eine umfassende Mobilisierung oder sogar taktische Atomwaffen. Dieses Verhalten wirft doch die Frage auf, was das primäre Ziel ist – offenbar könnte das primäre Ziel nicht allein die Ukraine sein, sondern vielmehr eine Entität wie die NATO oder „der Westen.“
Russlands real erkennbare Taktik deutet darauf hin, daß Ressourcen bewußt geschont werden, was gleichermaßen mit einem strategischen Kalkül oder dem Bewußtsein, diese Mittel nicht zwingend einsetzen zu müssen (dem Umstand, daß Russland es sich schlichtweg leisten kann), erklärt werden könnte.
Was das übliche Abtauschverhältnis Mann gegen Mann betrifft, sehe ich die Situation als vielschichtiger an: Russland scheint nämlich weniger direkt Mann gegen Mann auszutauschen, sondern eher "verzichtbaren Mann" in russischen Diensten gegen "unentbehrlichen Mann" in ukrainischen Diensten.
Mir bleibt, mich für Tiefgang und Offenheit zu bedanken, mit dem Du diesen Konflikt hier so gut greifbar machst.
Deine Analysen halte ich für so fundiert und aufschlußreich, daß ich sie in diesem Forum wie Börsennachrichten lese. Gerade diesmal fiel mir jedoch eine bemerkenswerte Anzahl an Vorannahmen auf, weshalb ich das ansprechen wollte.
Vorannahmen sind nicht per se falsch, aber eben auch nicht faktisch korrekt – es sind Grundlagen, auf denen man weiterdenkt. Erst einmal fest in sein Gedankengebäude verbaut, schließt man sich jedoch schlimmstenfalls von anderen Optionen oder möglichen Konstellationen aus, ohne das zu merken.
Wenn ich meine eigene Perspektive hinzufüge, sehe ich, daß Russland viele Fehler gemacht hat, aber auch bemerkenswert oft die Fähigkeit gezeigt hat, aus diesen Fehlern zu lernen. Diese Lernfähigkeit oder – vielleicht präziser – die Anpassungsfähigkeit ist sehr wahrscheinlich eine der entscheidendsten Eigenschaften einer Armee. Ein Satz, den ich sonstwo her habe, lautet: „Krieg ist ein Lernwettbewerb.“ Das trifft es für mich auf den Punkt. Und Russland hat bereits mehrfach bewiesen, daß es in diesem Aspekt besonders wandlungsfähig ist, was es zu einem brandgefährlichen Gegner macht.
Wir sehen alle, daß Russland bereit ist, militärische Gewalt einzusetzen. Gleichzeitig ist bemerkenswert, daß wesentliche Ressourcen dennoch zurückhaltend eingesetzt wurden, wie etwa die Luftwaffe, eine umfassende Mobilisierung oder sogar taktische Atomwaffen. Dieses Verhalten wirft doch die Frage auf, was das primäre Ziel ist – offenbar könnte das primäre Ziel nicht allein die Ukraine sein, sondern vielmehr eine Entität wie die NATO oder „der Westen.“
Russlands real erkennbare Taktik deutet darauf hin, daß Ressourcen bewußt geschont werden, was gleichermaßen mit einem strategischen Kalkül oder dem Bewußtsein, diese Mittel nicht zwingend einsetzen zu müssen (dem Umstand, daß Russland es sich schlichtweg leisten kann), erklärt werden könnte.
Was das übliche Abtauschverhältnis Mann gegen Mann betrifft, sehe ich die Situation als vielschichtiger an: Russland scheint nämlich weniger direkt Mann gegen Mann auszutauschen, sondern eher "verzichtbaren Mann" in russischen Diensten gegen "unentbehrlichen Mann" in ukrainischen Diensten.
Mir bleibt, mich für Tiefgang und Offenheit zu bedanken, mit dem Du diesen Konflikt hier so gut greifbar machst.