28.10.2024, 04:05
(27.10.2024, 12:16)Quintus Fabius schrieb: Das ist grundsätzlich so, dass Wunden durch Geschosse aus Feuerwaffen querschnittlich tödlicher sind als Splitter, diese aber viel häufiger sind. Das hat zum einen damit zu tun, dass Geschosse oft mehr Schaden anrichten, zum anderen damit, dass Splitterschutz und der Helm gegen vielen Arten von Splitter schützen, nicht aber gegen Geschosse aus Feuerwaffen, die durch den Splitterschutz durchgehen.Passend dazu: Ukrainische Soldatin nach Granattreffer in ihrem Schützengraben, wodurch sie von hunderten Splittern getroffen wurde (von einer Veteranen-NGO mit ihrer Erlaubnis online gestellt, kein Gore). (Link) Trotz des erheblichen Ausmaßes der Verletzungen war keine lebensgefährlich, offenbar erlitt die Frau "nur" einen Hörschaden und Bewegungseinschränkungen an den Händen.
Allerdings empfinde ich es schon als bemerkenswert, dass eine so große Zahl an Toten mit Schussverletzungen nur eine einzige Schussverletzung aufwiesen. @Grolanners Gedankengang könnte man noch um die Theorien Selbstmorde und Hinrichtungen durch Ukrainer erweitern. Ich würde aber annehmen, dass es sich um eine statistische Verzerrung handelt.
Es ist ja eher unwahrscheinlich, dass jemand, der in Kampfhandlungen verwickelt wird und von feindlichem Kleinwaffenfeuer getroffen wird, nur ein einziges Mal getroffen wird – zumal das Gros der Feuergefechte in Städten und Schützengräben auf kurze Entfernungen stattfindet. Wenn nun aber jemand unter solchen Bedingungen angeschossen wird, stehen schon aufgrund der Hektik der Kampfhandlungen die Chancen gut, dass es kein gezielter, sofort tödlicher Treffer war.
Eine solche Person würde also wohl fortgesetzt oder abermals unter Feuer genommen werden, und dann weitere Schusswunden erleiden, und dann eher an der Summe der an sich nicht tödlichen Wunden versterben (falls sie nicht trotzdem überlebt). Demnach wären also die 83,7% Personen, die gezielt und wirksam unter Feuer genommen werden konnten (z.B. durch Scharfschützen, in Hinterhalten und so weiter).
Die Statistik spiegelt übrigens die weniger genauen Angaben der Ukrainer aus dem Frühjahr wieder, die damals verlauten ließen, dass 80% ihrer Verluste durch Artillerie geschehen. Persönlich finde ich es bemerkenswert, dass man oft selbst in Fachzeitschriften in Artikeln, die sich mit den Lehren aus diesem Krieg beschäftigen, nichts von der ersten und wichtigsten Lektion liest: Dass dieser Krieg vor allem bestätigt, was man längst wusste. Artillerie, Artillerie, Artillerie.