23.10.2024, 23:14
Zitat:Kiel/Wolgast. Es soll ein Leuchtturmprojekt für die deutsche Marine werden. Doch die Arbeiten an der Fregatte „Niedersachsen“ in Kiel und Wolgast sind ins Stocken geraten. Insgesamt sollen dort zunächst vier hochmoderne Fregatten des neuen Typs F126 im Gesamtwert von 6,72 Milliarden Euro in den nächsten Jahren gebaut werden. Zwei weitere folgen ab 2030 für 3,1 Milliarden Euro.
Anfragen der Kieler Nachrichten zum Stand bei der Fregatte „Niedersachsen“ lässt der niederländische Schiffbaukonzern Damen, der den Auftrag im Juni 2020 bekommen hat, unbeantwortet. Der Bau der neuen Fregatten wurde bereits mit leichter Verspätung im Dezember 2023 in Wolgast begonnen.
Im vergangenen Sommer sollte eigentlich auch in Kiel bei der Werft German Naval Yards die Fertigung für das erste Vorschiff beginnen. Die Achterschiffe fertigt die Werft NVL in Wolgast. Seit der Kiellegung des Typschiffs „Niedersachsen“ am 3. Juni ist in dem Fregatten-Projekt aber an beiden Werftstandorten nicht mehr viel passiert.
Neue Fregatten für Marine: Werft in Kiel wartet auf Unterlagen aus den Niederlanden
In Kiel stehen Werftarbeiter und Anlagen seit fast einem halben Jahr bereit, um mit der Fertigung der Rumpfsektionen der „Niedersachsen“ zu beginnen. Bei der Übertragung der Konstruktionsunterlagen für den Bau soll es Probleme geben, die einen Weiterbau derzeit unmöglich machten.
Inzwischen hat German Naval Yards Kiel mit der Fertigung von Komponenten für Marineschiffe der französischen Schwesterwerft in Cherbourg begonnen, um die Lücken zu füllen. Auch bei der Peene-Werft in Wolgast hat man den Leerlauf genutzt und kurzfristig die Fertigung von neuen Zollkreuzern begonnen.
Fregatten-Projekt F126: Größte Kampfschiffe der deutschen Marine
Die 166 Meter langen Fregatten der Klasse F126 sind im Gegensatz zu den zuvor gebauten Fregatten der Klasse 125 wieder klassische Kampfschiffe mit einer Bewaffnung gegen sämtliche See-, Luft- und Landziele sowie auch gegen U-Boote. Es sind die ersten Kampfschiffe der Marine seit dem Zweiten Weltkrieg, die die Größe von 10.000 Tonnen überschreiten.
„Diese Fregatte wurde konzipiert, um im Falle der Landes- und Bündnisverteidigung bestehen zu können“, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei der Kiellegung des Vorschiffes der Fregatte „Niedersachsen“ im Juni. „Sie ist essenziell für unsere glaubwürdige Abschreckung, vor allem wenn es um den Schutz unserer Nordflanke geht.“
Zeitplan für Fregatten-Projekt F126 längst in Schieflage
Nach der bisherigen Planung sollten beide Hälften des Schiffes 2026 in Kiel verschweißt und danach zur Inbetriebnahme nach Hamburg gebracht werden. 2027 sollte die Erprobung und 2028 die Auslieferung an die Marine erfolgen. Im Anschluss daran sollten bis 2034 die anderen drei Schiffe im Jahrestakt folgen. Doch nun wankt der komplette Zeitplan.
Wie es mit dem Projekt F126 weitergeht, wird hinter den Kulissen gerade intensiv diskutiert. Man sei in einem engen Austausch, heißt es bei der Rüstungsbehörde. Mit Ernüchterung schaut man in der deutschen Politik auf die Probleme im Nachbarland. „Das zeigt einmal mehr, dass die Niederländer auch nur mit Wasser kochen“, sagt der schleswig-holsteinische Bundestagsabgeordnete und Verteidigungsexperte, Ingo Gädechens (CDU).
Das neue U-Boot der Klasse 212CD wird bei der Konferenz Subcon 2024 in Kiel als Modell ausgestellt.
Konferenz Subcon 2024
Schiffbau in Kiel: U-Boot der Zukunft wird mit KI und Drohnen abtauchen
Beim Bund kommen derweil erste Befürchtungen auf, das Verteidigungsministerium könnte dieselbe Erfahrung machen wie das Bundeslandwirtschaftsministerium. Dies hatte den Bau des Forschungsschiffes „Walther Herwirg“ 2017 nach europaweiter Ausschreibung an Damen vergeben. 2021 musste der Vertrag aufgelöst werden, weil es Probleme bei der Detailplanung gab. Nun wird die neue „Walther Herwig“ von der Fassmer Werft an der Weser gebaut.
KN