Geschichte und Ethnogenese der Juden
#37
Zitat:Aber warum nicht? Warum sollte es nicht wenigstens irgendwelche Proto-Hebräer gegeben haben, die in Ägypten genug von ihrem niederangigen Status hatten und vielleicht sogar mit einem hochrangigen Ägyptischen Adoptivprinzen zu grüneren Ufern aufgebrochen sind.

Ich schrieb im Prinzip eigentlich das gleiche. Es ist nicht nur denkbar, es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass semitische Halbnomaden (Proto-Hebräer) welche unter ägyptischer Herrschaft lebten zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt aus Ägypten wieder abzogen und sich dann auf der Sinai Halbinsel niederließen bzw. auf diese zurück kehrten - das wäre dann der Auszug der Juden aus Ägypten.

Und dort lebten sie dann, erhebliche Zeit. Das erklärt auch die Darstellung in der Bibel, warum die Juden solange durch die Wüste "irren".

Entsprechend bestreite ich gar nicht, dass es eine solche Rückwanderung semitischer Nomaden aus Ägypten heraus gegeben hat, und darunter die Vorfahren der heutigen Juden waren. Sondern was ich bestreite ist, dass unter einem Mose der aus Ägypten auf den Sinai auszog es dann einige Dekaden später zur Landnahme in Kanaan kam (ja ich weiß, er stark unmittelbar davor). Die Zeitdauer war länger, und das waren zwei voneinander getrennte Ereignisse.

Die Landnahme im Gebiet des heutigen Israel selbst erfolgte meine Meinung nach erst zur Seevölkerzeit, und war eine Folge dieser Wirren. Durch diese entstand dort dann das Volk der Hebräer, aus eben jenen Proto-Hebräern welche erst dann dort einwanderten.

Dazu gibt es übrigens eine interessante Verbindung aus der Bibel, den Fall der Mauern Jerichos. Man weiß inzwischen, dass es in dieser Zeit (Seevölkersturm) als die bronzezeitlichen Reiche und Kulturen im gesamten östlichen Mittelmeerraum zusammen brachen dort zugleich sehr viele Erdbeben in kurzer Zeit gab. Es gibt sogar einzelne Forscher die diese Erdbeben als Faktor für den Vortex der zu dieser Zeit alles niederriß eine große Bedeutung zumessen.

Wenn man den Fall der Mauern als Erdbeben sieht, würde auch dies perfekt in diese Zeit passen. Etliche Stadtstaaten erlitten genau zu dieser Zeit erhebliche Verheerungen durch Erdbeben, insbesondere auch an ihren Befestigungsanlagen.

Um meine Aufassung dazu noch mal zusammen zu fassen:

1. Es gab in Ägypten die Präsenz semitischer Nomaden / Halbnomaden welche durchaus auch als Arbeiter herangezogen wurden (dafür gibt es ägyptische Quellen). Teilweise wurden diese Semiten auch als Hilfstruppen / Söldner verwendet und zwar insbesondere um im Norden des ägyptischen Reiches zur Grenzsicherung eingesetzt zu werden, und das heißt, genau dort wo heute Israel liegt.

2. Teile diese Semiten wanderten zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt dann wieder zurück auf die Sinai Halbinsel woher sie auch vorher gekommen waren, und wohin sie wahrscheinlich auch weiter Stammeskontakte, kulturelle Kontakte, sprachliche Kontakte hatten.

3. Die Ägypter verwendeten durchgehend weiter semitische Söldnerbanden zur Sicherung im Norden, insbesondere im Bereich Kanaans.

4. Mit dem Zerfall der ägyptischen Macht dort entstand ein Machtvakuum. Die kannaitischen Stadtstaaten bekämpften sich untereinander und verwendeten dazu eben diese Söldner und Reste ägyptischer Truppen in ihrem Gebiet.

5. Das Machtvakuum, in dieser Zeit auftretende Dürren (dazu gibt es Hinweise), die Kette von Erdbeben und die Verheerungen durch die Seevölker führen dann dazu, dass diese Söldner aus den Reihen der semitischen Nomaden in Kanaan die Macht an sich reißen, zugleich findet eine Einwanderung der Stämme zu welchen sie gehören in dieses Gebiet statt.

Und exakt das ist die beschriebene Landnahme.

Und alles entspricht sehr weitgehend der Bibel, nur dass halt Mose nicht die gleiche Person ist, welche zum einen diese Proto-Hebräer aus Ägypten heraus führt, und zugleich dann die Landnahme einleitet. Dazu passt übrigens ebenfalls, dass Mose stirbt bevor er das Gelobte Land betritt. Auch das deutet darauf hin, dass dies zwei getrennte Prozesse waren. Das war ein längerer / länger andauernder Prozess und dafür gibt es eindeutig archäologische und sonstige Hinweise.
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