19.10.2024, 18:47
Wenn Du angibst, die Hamas habe sich erst mit der ersten Intifada 1987 radikalisiert - wofür es sicher gute Argumente gibt - dann solltest Du nicht verschweigen, welche Ursache diese Intifada von 1987 hatte
Zitat: ....die Ursachen des Aufstandes der Palästinenser lagen tiefer: Seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967 lebten sie unter israelischer Besatzung. Eigene politische Gruppen waren verboten, egal ob radikal oder gemäßigt. Ein eigener Staat rückte so immer weiter in die Ferne. Das schürte Verzweiflung und Wut.und bei der Gelegenheit bitte nicht verschweigen, dass danach mit Oslo nochmal die Chance auf eine friedliche Lösung bestand. Leider ist die gescheitert - warum das so war, steht bei der gleichen Quelle:
Der Aufstand breitete sich wie ein Lauffeuer aus. Eines der erfolgreichsten Mittel beim Protest gegen die israelische Besatzung war der wirtschaftliche Boykott. Palästinenser sollten in den Geschäften keine israelischen Produkte mehr kaufen. Die palästinensischen Händler weigerten sich, die Steuern an die israelischen Behörden zu überweisen. Eine Gruppe mit dem Namen Vereinigte Nationale Führung organisierte die Aktionen.
Das israelische Militär schritt ein, versuchte Versammlungen aufzulösen und die Proteste zu stoppen. Junge Palästinenser, teilweise noch Kinder, warfen mit Steinen und Molotow-Cocktails nach den Soldaten. Das israelische Militär setzte Schlagstöcke, Tränengas und Munition ein. Auch die Palästinenser griffen zu den Waffen und die Gewalt eskalierte. Die israelischen Gefängnisse füllten sich schnell mit Aktivisten, Organisatoren und Unterstützern der Intifada.
Die Intifada der Palästinenser hatte 1988 erste politische Folgen. König Hussein von Jordanien übertrug das Westjordanland den Palästinensern. Das von Israel besetzte Gebiet lag von nun an in den Händen der PLO – rein theoretisch. Ein symbolischer Akt, denn die Israelis waren zu diesem Zeitpunkt nicht bereit, derartige Vorgänge zu akzeptieren.
Das Parlament der PLO, der Palästinensische Nationalrat, traf sich im algerischen Exil zu einer Sitzung. Dort riefen die Mitglieder am 15. November 1988 den Staat Palästina aus. "Der Staat Palästina erklärt hiermit, dass er an die Beilegung internationaler und regionaler Konflikte durch friedliche Mittel in Übereinstimmung mit der UN-Charta und den UN-Resolutionen glaubt." Viele sehen in der Unabhängigkeitserklärung der Palästinenser die Bereitschaft der PLO, den Staat Israel anzuerkennen. ....
Zitat: ....und welcher Geist seither die Politik der israelischen Regierung prägt, wird von der Bundeszentrale für politische Bildung gleich anschließend beschrieben:
In Oslo trafen sich Regierungsmitarbeiter heimlich mit hochrangigen Vertretern der PLO. Nach zähen Verhandlungen kamen beide Seiten zu einem Kompromiss. Israel würde sich etappenweise aus den besetzten Gebieten der Palästinenser zurückziehen. Eine Palästinensische Autonomiebehörde würde im Gegenzug die Gebiete verwalten.
Im September 1993 unterzeichneten Jitzchak Rabin und Yassir Arafat ein Grundsatzabkommen in Washington, die Oslo-Verträge. Das Motto lautete "Land für Frieden", womit sich beide Seiten zu Zugeständnissen bereiterklärten. Das Bild des Händedrucks des israelischen Ministerpräsidenten Rabin mit dem PLO-Chef Arafat ging um die Welt. Mit ausgestreckten Armen, beide Politiker umfassend, war in der Mitte der neue US-Präsident Bill Clinton zu sehen. Arafat und Rabin erhielten später zusammen mit Schimon Peres den Friedensnobelpreis.
Doch das Abkommen von Oslo hatte einen Haken: Viele wichtige Fragen hatten die Verhandlungspartner ausgeklammert.
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Sie betrafen die Zukunft der jüdischen Siedlungen und der palästinensischen Flüchtlinge sowie den Grenzverlauf zwischen den beiden Staaten und den Status Jerusalems. Gegner der Friedensverhandlungen gab es sowohl in Israel als auch in den Palästinensergebieten. Auf israelischer Seite protestierten Siedler und rechte Politiker. Sie konnten sich nicht vorstellen, Palästinensern einen eigenen Staat zuzusprechen. Auf palästinensischer Seite waren es oft religiös motivierte Bewegungen, die einen israelischen Staat nicht anerkennen wollten.
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Im Februar 1994 war es Baruch Goldstein, der für ein kurzes Aussetzen der Friedensgespräche sorgte. Der jüdische Siedler drang in die Abraham-Moschee in Hebron ein. Goldstein lebte in einer benachbarten Siedlung. Mit einem Schnellfeuergewehr schoss Goldstein in die betende Menge. 29 Moscheebesucher starben, über 100 Palästinenser wurden teils schwer verletzt.
Auf israelischer Seite rissen (darauf hin) die Anschläge radikaler Palästinenser Dutzende in den Tod. ...
Das israelische Militär verhängte Ausgangssperren in den Palästinensergebieten, in manchen Städten durften die Palästinenser nur noch zu bestimmten Zeiten ihr Haus verlassen. Zugleich errichteten die Soldaten Straßensperren und Kontrollpunkte, wo sie Autofahrer und Fußgänger befragten und nach Waffen durchsuchten. Bereits 1993 hatte die israelische Regierung damit begonnen, die Palästinensergebiete abzuriegeln. Trotz der Anschläge bemühte sich der israelische Ministerpräsident Jitzchak Rabin von der Arbeiterpartei um ruhigere Töne. Seine politischen Konkurrenten, die sich selbst gerne an der Macht gesehen hätten, taten das Gegenteil, allen voran der Likud-Politiker Benjamin Netanjahu. Auf Demonstrationen gegen Rabins Politik hetzte Netanjahu gegen seinen Widersacher. Manche Demonstranten zeigten Plakate mit Fotomontagen, auf denen Rabin am Strick oder in deutscher Nazi-Uniform zu sehen war.
Rabin antwortete auf derartige Kritik auf seine eigene Weise. Am 4. November 1995 nahm er an einer von ihm initiierten Friedensdemonstration in Tel Aviv teil. Um die 200.000 Israelis folgten seinem Ruf und hörten seine Rede auf dem zentralen Platz der Könige Israels. Rabin erklärte: "27 Jahre lang war ich ein Mann der Armee; solange es keine Gelegenheit für den Frieden gab, habe ich gekämpft. Heute glaube ich, dass es eine Chance für den Frieden gibt, eine große Chance. Diese Chance müssen wir ergreifen, zum Segen jener, die hier stehen, und auch für all jene, die nicht hier stehen – und sie sind viele."
Rabin verließ gegen 21.45 Uhr die Bühne. Der ultra-rechte Israeli Jigal Amir feuerte drei Schüsse auf ihn ab. Rabin erlag seinen Verletzungen eine Stunde später im Krankenhaus. ...
Ende Mai 1996, knapp fünf Monate nach Rabins Ermordung, gewann ein Politiker des rechten Likud-Blocks die Wahlen. Seine Parole "Frieden mit Sicherheit" kam nach einer Reihe von palästinensischen Selbstmordanschlägen bei den Israelis gut an. Der neue Ministerpräsident wandte sich gegen einen eigenen Staat der Palästinenser. Es war niemand anders als der Mann, der immer wieder gegen Rabins Friedenspolitik gehetzt hatte: Benjamin Netanjahu.
Der Ausbau der jüdischen Siedlungen in den Palästinensergebieten konnte nun offiziell weitergehen. Zuvor war es immer wieder zu nicht genehmigten, aber tolerierten Baumaßnahmen gekommen. Die Zahl der Siedler stieg in den sieben Jahren nach der Unterzeichnung der Oslo-Verträge 1993 von 100.000 auf 200.000 an. Ariel Scharon hatte wegen des Massakers in den palästinensischen Flüchtlingslagern während des Libanonkrieges 1982 das Amt des Verteidigungsministers verloren. Unter Netanjahu leitete Scharon ab 1996 das Ministerium für Nationale Infrastruktur. Zu seinem neuen Arbeitsbereich gehörte der Siedlungsbau.
Zitat: ...man muss schon sehr einäugig sein, um den Palästinensern die Allein- oder auch nur eine Hauptschuld zuzuschreiben ...
Die Israelin Rachel Saperstein siedelte im Jahr des Regierungswechsels 1997 in den Siedlungsblock Gusch Katif (hebräisch für Ernteblock) im Gazastreifen über. Das war zwei Jahre, nachdem ihre Tochter den Selbstmordanschlag in Jerusalem überlebt hatte. "Es dauerte nicht lange, bis ich mich dazu entschlossen hatte, Jerusalem zu verlassen und in einer Siedlung zu leben. Es ist eine politische Erklärung. Es ist jüdisches Land, historisch gesehen ist es alles jüdisch. Jeder Ort wird in der Tora erwähnt. Es ist nicht das Land der Araber." ...