12.10.2024, 16:00
(12.10.2024, 08:25)26er schrieb: Die Frage ist meiner Meinung nach, wie groß diese Reserve in Zahlen sein muss?Wie groß ist denn die Zahl der wehrtauglichen Bundesbürger? Das wäre das Optimum.
Denn es geht ja dabei nicht nur um einen theoretischen konventionellen Krieg zwischen Landstreitkräften, sondern auch um eine gesamtgesellschaftliche Resilienz und Wehrfähigkeit.
Aber um jetzt nicht zu sehr in die Dienstpflicht-Debatte einzusteigen: Eine Größenordnung für eine Territorialreserve ist eigentlich nicht festlegbar, da sie ohne eine weitgreifende Wehrpflicht in jedem Fall zu klein sein wird. Für eine solche Reserve stehen ja nur diejenigen Reservisten bereit, die keine Verwendung im Feldersatz finden. Und das werden nie genug sein, um eine größere Anzahl von Divisionen damit aufstellen zu können. Und wenn wir uns mal diesen Beitrag von Quintus anschauen, dann wäre schon allein die Größenordnung eines Korps erforderlich, um nur den "fehlenden" Teil der regulären Streitkräfte zu ergänzen. Und dazu dann eigentlich noch ein Vielfaches dessen, als "LV-Reserve". Letzteres ist aber ohne Wehrpflicht gänzlich unmöglich abzubilden, das können wir hier also außen vor lassen.
Aber die von Quintus genannten, mindestens noch fehlenden 6-8 Kampftruppenbrigaden passen in ihrer Anzahl ja recht gut zu den geplanten Heimatschutzregimentern. Also müssten diese schonmal min. auf Brigadestärke aufwachsen und einen Überbau aus min. 2 Divisionen inkl. Unterstützungskräften erhalten. Und das ganze dann als wirklich ernsthaft einsatzfähige Reservestreitkraft. Also alle in Übung und voll ausgestattet, denn das ist ja eben keine Mobilisierungs-Reserve, sondern es ist Teil der seitens der NATO vorgesehenen regulären Streitkräftestärke.
Das entscheidende Kriterium abseits der reinen Quantitätsfrage, ist mMn aber die regionale Verwurzelung. Die sollte eigentlich bereits auf der NUTS:3-Ebene erfolgen, um eine wirkliche "Heimat"-Bindung zu erlangen, MINDESTENS aber muss sie auf der NUTS:2-Ebene erfolgen. D.h., wir brauchen auf jeden Fall um die 40 Reservisten-Standorte in Deutschland, was tatsächlich bereits der Fall ist, auch wenn die geografische Verteilung etwas zu wünschen übrig lässt. An einigen Standorten gibt es bereits mehrere Kompanien, insgesamt kommen wir auf 56 Stück. (aktueller Stand lt. Wikipedia, Realität kann abweichen)
Nun benötigen wir allerdings für die gewünschten 8 Kampftruppenbrigaden ohne Divisionstruppen schon 56 Bataillone und nicht Kompanien. Ausgehend von 5 Kompanien je Bataillon, kommen wir so bereits auf 280 erforderliche Kompanien. Für die Divisionstruppen sind dann jeweils nochmal ca. 6 Bataillone vorzusehen, so dass wir dann mit ca. 340 Kompanien der Anzahl von NUTS:3-Einheiten in Deutschland (400) schon recht nahe kommen, zumal ja auch noch einige der bisher bei der SKB angeordneten Aufgaben in dieser Territorialreserve mit abgebildet werden müssten.
Also wäre meiner Meinung nach die Mindestdimension einer wirklich relevanten Reservistenstreitkraft so aufgebaut, dass jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt in Deutschland je eine Kompanie aufstellen. Natürlich können sich kleinere und größere zusammenschließen und gemeinsam dann mehrere Kompanien aufstellen, um auch dem Bedarf an spezialisierten Truppenteilen gerecht werden zu können. Dazu bieten sich insbesondere die Ballungsräume an sowie kreisfreie Städte innerhalb größerer Landkreise.
Darüber braucht es dann zusätzlich zu den bereits vorhandenen 6 Heimatschutzregimentern noch je ein weiteres im Südwesten und im mittleren Osten des Landes, natürlich dann aufgewachsen zur Brigadestärke. Je vier dieser Brigaden bilden dann eine Territorialdivision in Anlehnung an die beiden aktiven Panzerdivisionen, die Divisionstruppen können so im Coleurverhältnis zu ihren aktiven Konterparts aufgestellt werden, anstelle der bisherigen Ergänzungstruppenteile. Innerhalb der Heimatschutzbrigaden kann ähnliches erfolgen, auch wenn das natürlich räumlich teilweise schwierig werden könnte, woraus sich dann vielerorts auch bereits die regionale Verteilung der Unterstützungstruppenstandorte der Reservebrigaden ergibt, denn diese sind natürlich mehr auf das Coleurverhältnis angewiesen als es die Kampftruppen (vmtl. reine Infanterie/Jäger) sind.
Somit läuft es im Endeffekt darauf hinaus, das Heer strukturell zu "spiegeln", allerdings ohne die DSK-Strukturen und mit noch mehr Rücksicht auf die regionale Verteilung. Jeder Kreis in Deutschland bekäme eine Coleur-Kompanie zugewiesen, die dort dann als Reservistenkompanie abgebildet werden muss.
Jetzt bin ich vielleicht etwas zu weit ins Wunschkonzert abgedriftet, denn das ist natürlich unter den aktuellen Voraussetzungen ziemlich utopisch, aber es wäre eigentlich das absolute Mindestmaß für die Aufstellung einer Territorialreserve. Dafür könnten die Ergänzungstruppenteile komplett entfallen und die Truppenreserve sich voll auf den Feldersatz konzentrieren, der zugleich die Personalreserve abdecken muss.
Ob darüber hinaus noch einzelne Verstärkungsreserve-Einheiten oder Dienstposten erforderlich sind, hängt mMn stark von der Struktur der aktiven Truppe ab. Normalerweise würde ich so etwas vermeiden wollen, es kann jedoch in besonderen Fällen durchaus Sinn ergeben. Bspw. halte ich den aktuell vorgesehenen Aufwuchs der dtA D/F mit aktiven Posten für einen Fehler. Erhält man die D/F in ihrer aktuellen Aufstellung, dann wäre es hier sinnvoll, eine VstkgRes vorzusehen, die aktiviert werden kann, wenn die frA D/F nicht zur Verfügung stehen, um die dtA dann als eigenständige Brigade/Regiment einsetzen zu können. Ebenso solche Einheiten wie die Einsatzunterstützungsbataillone der Divisionen können durchaus als VstkgRes aufgestellt sein. Also alle die Truppenteile, die eigentlich nur im V-Fall (inkl. BV) benötigt werden.