11.10.2024, 07:19
(08.10.2024, 19:58)Zardo schrieb: Ich denke nicht, dass es nur dem Aussenstehenden fehlender Kontext ist, welche als problematische erscheinende Handlungen als nicht nachvollziehbar oder irrational erscheinen lassen. Im heutigen Informationszeitalter kann der Kontext in der Regel durch Recherche oder Konsultieren diverser einschlägiger Experten hergestellt werden. Wobei sich hier neue Probleme auftun: Experten mit eigener Agenda, von Dritten bezahlt usw.
Dass fehlende Informationen den Anschein von Irrationalität erwecken können, mag jedoch in Sonderfällen zutreffen. Z.B. wenn Autokraten in einer Informationsblase leben, oder wenn es eine aus politischen Gründen gebildete Blase mit einem eindeutigen Bias gibt, wie z.B. die amerikanischen "Fuchs Nachrichten" ;-)
In meinen Augen sind das keine Sonderfälle, vielmehr betrachte ich das Informationsdefizit sowohl im Kleinen wie auch im Großen als Normalzustand. Die heutigen Mittel und Medien bieten zwar einen einfachen und umfangreicheren Zugriff auf benötigten Kontext, allerdings muss dieser auch aus einer wesentlich größeren Menge an unnötigen und womöglich falschen Informationen gefiltert werden. Um tatsächlich einen besseren Wissensstand zu erreichen, ist ein sehr viel höheres Maß an Selektionsvermögen notwendig. Und anhaltende öffentliche Diskussionen zeigen, dass dieses im Kleinen nicht leistbar ist und umfänglich immer komplexere Strukturen voraussetzt (ein Problem, mit dem die Geheimdienste bekanntermaßen zu kämpfen haben). Hinzu kommt, dass trotz dieser Informationsvielfalt wesentliches Wissen zur Beurteilung der Rationalität immer noch fehlt, beispielsweise auf den persönlicheren Ebenen.
Wir leben alle mehr oder weniger in Informationsblasen, zum Teil auch solchen, die wir nicht sprengen können. Selbst mit geschickten Fähigkeiten bei der Selektion und einer weitestgehenden Unvoreingenommenheit wird die Bewertung weiterhin lückenhaft sein. Da zudem die Irrationalität nicht nur die Möglichkeiten reduziert, abgeschreckt zu werden, sondern gleichzeitig auch eine eigenen Form der Abschreckung anderen gegenüber darstellt, ist es sinnvoll eine solche unter gewissen Rahmenbedingungen vorzutäuschen und damit einen falschen Informationsstand schon allein aus dem Grund heraus aktiv zu fördern. Damit wird dann die Ebene der bewussten Falschinformationen angekratzt, die ein eigenes Gefechtsfeld darstellt und dadurch unabhängig von einer solchen Zielsetzung die Selektion und damit die Bewertungsgrundlage aktiv erschwert.