12.09.2024, 20:45
Zitat:Erdogan macht auf dicke Hose, weil er in der NATO ist und von den USA geschützt wird.Ich denke nicht, dass dies primär der Hintergrund ist. In Ankara hat man sich, zumindest unter Erdogan, versucht ein wenig freizuschwimmen von der Vormacht USA. Das zeigt auch der Streit um die F-35 und die rüstungspolitischen Impulse, die der Rauswurf der Türken vor ein paar Jahren aus diesem Programm in der Türkei mit sich brachte. Unabhängig davon darf man nicht vergessen, dass der Gegensatz zwischen der Türkei und den Russen sich Jahrhunderte zurückverfolgen lässt. Der versuchte "Griff" Moskaus nach den Meerengen ist in der Türkei durchaus immer noch bekannt. Eine enge Freundschaft sollte man also nicht annehmen...
Zitat:Würde er ansonsten nicht tun, denn die Russen haben nicht vergessen, dass Konstantinopel Byzanz hiess und die Hauptstadt der Orthodoxie war.Man könnte nun spitzfindig fragen, wieso Moskau, dass sich einstmals als das "dritte Rom" und somit als christliche Vormacht bezeichnete und definierte, es anscheinend nötig hat, sich Verbündete wie den schiitisch-moslemischen Gottesstaat Iran und die vordergründig areligiöse Volksrepublik China (von Nordkorea rede ich nun lieber gar nicht) als Verbündete auszusuchen und damit seine eigenen "Ideale" als vorgebliche christliche (orthodoxe) Vormacht verrät? Hinzu kommt, dass die Osmanen einstmals sich übrigens selbst als die rechtmäßigen Nachfolger der römischen Caesaren ansahen [sic!] - und Ostrom war ja durchaus ein Überbleibsel des alten, antiken Rom -, nachdem Konstantinopel 1453 an sie gefallen war, und dass der berühmte Süleyman I. geradezu empört reagiert haben soll, als der ebenso berühmte Karl V. Kaiser des heiligen römischen Reiches wurde.
Manches könnte also tiefgründiger sein, als wir auf den ersten Moment annehmen...
Schneemann