09.09.2024, 00:58
(08.09.2024, 18:06)Schneemann schrieb: Und diese Abneigung findet sich nicht nur bei fundamentalistischen Sunniten wie den Wahhabiten oder al Qaida, sondern auch innerhalb moderater bzw. säkularer sunnitischer Kreise (oder Regime). Und das in gewisser Weise bittere Element aus schiitischer Sicht hieran ist, dass der Iran wenig daran ändern wird können - den radikalen Sunniten sind die Mullahs eh aus religiösen Gründen ein Dorn im Auge, den moderaten oder säkularen Kreisen (oder auch Militärregimen wie in Ägypten oder Monarchien wie in Jordanien) wiederum bilden sich Schweißperlen auf der Stirn, wenn sie an die Revolution in Iran denken.
Es gibt durchaus Gründe für Sunniten und die arabischen Dynastien, den Iran zumindest mal als gefährlichen Präzedenzfall und schiitische Minderheiten innerhalb des eigenen Staates mit Argwohn zu sehen. Da stimme ich Dir zu. Für die Schiiten wiederum könnte es bis heute ausschlachtbare Nachwirkungen geben, weil die letzten biologischen Nachfahren Mohammeds (Ali, Hussein), für Schiiten die seine letzten rechtmäßigen Nachfolger, von sunnitischen Herrschern getötet wurden. Das ist irgendwie auch eine historisch verankerte Steilvorlage für den Widerstandkampf gegen staatliche, sunnitische Dominanz. Könnte man jedenfalls so sehen oder ausschlachten.
Zitat:Das mag bezogen auf die Propaganda stimmen, aber wenn man sich nur in der Defensive befindet, dann wird man weder "Verteidigung" noch "Widerstand" damit erklären können, dass man wahllos fremde Schiffe im Roten Meer beschießen lässt durch einen lokalen Verbündeten.
Es ist sicherlich nicht aus der Luft gegriffen, wenn man dem Iran unterstellt hinter den Angriffen der Houthi zu stecken. Schließlich liefern sie die Waffensysteme, die nur dazu gebaut worden sind, Ziele auf See zu bekämpfen. Das ist alles zutreffend. Der Beschuss der Schiffe erfolgt jedoch weder gänzlich wahllos, noch in einem leeren, oder kontextfreien Raum. Diese Operationen zielen darauf ab eine Blockade gegen Israels Hafen am Roten Meer durchzusetzen bzw. die Kosten des Gaza Kriegs insgesamt zu erhöhen. Der Beschuss der Schiffe erzeugt ökonomischen Druck, den Krieg in Gaza zu beenden. Dass Teheran die Milizen im Jemen, Irak, Syrien und Libanon wie seine eigenen Einheiten verschieben kann, ist jedoch schwer zu glauben. Großer Bruder aller Schiiten hin oder her, aber bis zur Selbstaufgabe reicht die Nibelungentreue der Achse des Widerstands untereinander dann doch nicht. Die Verbündeten haben alle ihren eigenen lokalen Fokus, mit eigenen Allianzen und Problemen. Was Absprachen auf höherer Flughöhe aber auch Hilfen im Detail nicht ausschließen muss. An Teheran Befehlsgewalt glaube ich nicht.
Zitat:Die Araber haben auch keine Rolle gespielt. Die wirklichen bzw. problematischen Gegner für die abendländischen Kreuzfahrer waren die Ayyubiden (eine kurdische Dynastie, man denke an Saladin), teils die Seldschuken (die ihre Wurzeln in Zentralasien hatten) und letztlich die Mamelucken (eine Dynastie ehem. Söldnersklaven aus dem kaukasischen Raum), die den Kreuzfahrerstaaten am Ende den Garaus machten.
Zwar nicht unmittelbar im Kontext der Kreuzzüge zu sehen, aber bei der Besichtigung von Alhambra und Mezquita, hatte es sich für mich so dargestellt, als wären die Araber ins Abendland proaktiv vorgedrungen. Die Welt Persiens war hinter Griechenland mehr oder weniger zu ende. Das meinte ich.