Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian
@KheibarShekan
Zitat:Die überwältigende Mehrheit der Iraner machen sich frei von religiösem Sektierertum. Aus schiitischer Sicht ist ihre Abspaltung keinem religiösen Dissenz geschuldet, sondern man ist einem anderen Anführer gefolgt, weil man diesen für den rechtmäßigen Nachfolger des gemeinsamen Propheten sieht. Das hat für die Schiiten im Iran funktioniert. Für andere hat das sicherlich eher weniger gut funktioniert aus der Minderheitensituation heraus. Aber deshalb sehen sich nicht die Iraner in der Defensive gegen sunnitische Bedrohung. [...]

Diese religiösen Feierlichkeiten der Schiiten laufen stark vereinfacht gesagt überwiegend nach dem Schema, dass verlorene Schlachten und geopferte Persönlichkeiten / Märtyrer betrauert werden. Diese sind historisch ausschließlich in Schlachten gegen Sunnitische Herrscher und sunnitische Armeen entstanden. Jetzt könnte man daraus ableiten, dass die Schiiten darüber einen Hass oder Rachedurst gegenüber den Sunniten explizit zelebrieren würden im Rahmen solcher kulturellen Feste. Das wäre ja DIE Gelegenheit dem Ausdruck zu verliehen, Fahnen von Saudi Arabien, den Taliban und ISIS verbrennen oder so. Nein. Passiert nicht.
Du schreibst hier an mir leider vorbei. Zweifelsohne sind die Schiiten des Iran toleranter zu Andersgläubigen als manche sunnitischen Regime - wenn man von einigen kleinen Gruppen wie den Bahai absieht -, aber das macht den Gegensatz, dieses islamische Schisma, nicht besser oder ungeschehen.

Ich hatte zudem nicht gesagt, dass es einen Hass der Schiiten auf die Sunniten gibt, der existiert zumindest i. d. T. nur sehr rudimentär und ich nehme an, dass Sunniten ungestört auch an schiitischen Veranstaltungen in Iran teilnehmen könnten (wenn sie dies wöllten), und dass deswegen der Iran in der Defensive wäre. Ich schrieb, dass es den Hass der Sunniten auf die Schiiten gibt, da sie diese als Abweichler, ja als ketzerische Minderheit ansehen und dass sich daraus die Defensivposition des Iran ableitet.

Und diese Abneigung findet sich nicht nur bei fundamentalistischen Sunniten wie den Wahhabiten oder al Qaida, sondern auch innerhalb moderater bzw. säkularer sunnitischer Kreise (oder Regime). Und das in gewisser Weise bittere Element aus schiitischer Sicht hieran ist, dass der Iran wenig daran ändern wird können - den radikalen Sunniten sind die Mullahs eh aus religiösen Gründen ein Dorn im Auge, den moderaten oder säkularen Kreisen (oder auch Militärregimen wie in Ägypten oder Monarchien wie in Jordanien) wiederum bilden sich Schweißperlen auf der Stirn, wenn sie an die Revolution in Iran denken.
Zitat:Daher ist es für die iranische Propaganda auch so wichtig, auf der Seite der Richtigen, der Guten, zu stehen. Sie können gemäß ihrer eigenen Legende aus einer Verteidigung im "Widerstand" arbeiten.
Das mag bezogen auf die Propaganda stimmen, aber wenn man sich nur in der Defensive befindet, dann wird man weder "Verteidigung" noch "Widerstand" damit erklären können, dass man wahllos fremde Schiffe im Roten Meer beschießen lässt durch einen lokalen Verbündeten.
Zitat:Die Iraner haben im Gegensatz zu Arabern nicht mal bei einem der Kreuzzüge eine Rolle gespielt...
Die Araber haben auch keine Rolle gespielt. Die wirklichen bzw. problematischen Gegner für die abendländischen Kreuzfahrer waren die Ayyubiden (eine kurdische Dynastie, man denke an Saladin), teils die Seldschuken (die ihre Wurzeln in Zentralasien hatten) und letztlich die Mamelucken (eine Dynastie ehem. Söldnersklaven aus dem kaukasischen Raum), die den Kreuzfahrerstaaten am Ende den Garaus machten.

Schneemann
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RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - von Schneemann - 08.09.2024, 18:06

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