Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian
Gehen wir es mal vom Anfang an, nämlich dem Beginn deiner Kausalkette. Der Iran wird deiner Ansicht nach von einem Todeskult geführt, der eine Weltuntergangssekte ist und dieser Todeskult beherrscht tatsächlich alle wesentlichen Stellen und dominiert diese Führung. Desweiteren sind auch alle Verbündeten, insbesondere die Hisbollah und die Houthis ein gleich gestrickter Todeskult und wollen ebenso als Weltuntergangssekte das exakt gleiche.

Und von dieser Wahrnehmung aus baust du dann deine Kausalkette auf und ja, wenn diese Einschätzung von dir so stimmt, und der Iran ist ein irrationaler Spieler der einfach nur als Kult den Weltuntergang will, dann ist jede deiner Schlußfolgerungen richtig. Denn deine Kausalkette ist ja von diesem Ausgangspunkt aufgebaut und von diesem aus betrachtet logisch, richtig und vernünftig. Wäre ich der gleichen Ansicht, was den Ausgangspunkt angeht, hätte ich sicherlich eine sehr ähnliche oder sogar eine identische Kausalkette was die daraus folgenden Strategien, Notwendigkeiten und Handlungen angeht. Gar keine Frage, alles was du schreibst ist richtig, wenn denn der Ausgangspunkt so ist, wie du es beschreibst.

Wir kommen halt nur gerade eben hier deshalb nie zusammen, weil ich diesen Ausgangspunkt anzweifle und die Führung des Iran eben nicht als eine tatsächlich real vom Weltuntergang besessene Sekte von Fanatikern wahrnehme, und das iranische Regime für mich eben kein irrational agierender Todeskult ist. Deshalb muss natürlich auch jede Kritik von mir an deinen Schlußfolgerungen völlig ins Leere gehen - da ja die Grundlagen auf denen diese Schlußfolgerungen gezogen werden bei uns so verschieden sind.

Deshalb werden wir da weiterhin einen grundsätzlichen Dissens haben, solange ich das iranische Regime halt nur als einen hinter aller Propaganda und allen Äußerlichkeiten recht konventionellen Feind sehe und die Houthis ebenso.

Einig sind wir uns auf jeden Fall, dass unsere Konflikt- und Kriegsunfähigkeit ungeachtet aller Umstände und in jedem denkbaren Szenario hier das größte Problem darstellt. Da bin ich völlig bei dir, es fehlt einfach völlig an der Fähigkeit ernsthafte substanzielle organisierte Gewalt anzuwenden, und auch jede andere Lösung als die deine setzt diese Fähigkeit in jedem Fall zwingend voraus, da auch ein rationaler Spieler nur dann in unserem Sinne beeinflusst werden kann, wenn hinter allem was wir tun auch real Substanz ist.

Ich bin daher völlig unabhängig von der Frage ob der Iran ein rationaler oder ein irrationaler Gegner ist ganz genau so der Ansicht, dass es vor allem anderen unser Mangel an (militärischer) Substanz ist, welcher hier Lösungen verbaut, unabhängig von der Frage was für einen Gegner man hier vor sich hat und was für eine Strategie man fährt. Selbst eine (rein theoretisch!) friedliche Lösung würde von unserer Seite wesentlich mehr Substanz benötigen um auch nur ansatzweise eine Chance zu haben.

Ansonsten werden wir aufgrund unterschiedlicher Grundannahmen hier auch weiterhin einen durchgehenden Dissens haben. Wobei ich mich hier auch selbstkritisch hinterfragen muss, inwieweit meine recht konstante eher pro-schiitische / pro-iranische Haltung selbst überhaupt rational ist und inwieweit meine durchgehende erhebliche Ablehnung arabisch-sunnitischer Strukturen nicht auf irrationalen Faktoren beruht. Da muss ich mich selbst durchaus mehr hinterfragen, wozu ja gerade eben solche Diskussionen wie die hier erfolgte sehr nützlich sind.

Vorübergehend beschließend also vielen Dank für deine Ausführungen diesbezüglich.
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RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - von Quintus Fabius - 04.09.2024, 16:02

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