Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian
Um deinen letzten Satz aufzugreifen: der Iran und die Hamas sind eben nicht das gleiche. Aber dessen ungeachtet wäre die von dir beschriebene Vorgehensweise gegen den Iran durchaus auch eine solche Strategie welche ich hier explizit meine. Nur: das wird nie stattfinden. Es ist genau so wenig realistisch wie meine Ausführungen bezüglich des Gazastreifens etc. also will ich hier mal dein übliches: Geht nicht, weil geht nicht - Argument gegen die verwenden. Geht nicht, weil wird niemand je tun.

Um aber vom Iran zurück konkret zum Jemen zu kommen:

Auch wenn die Houthis aktuell Schiffe angreifen, sind sie in Wahrheit kein Sicherheitsproblem für Europa, sondern vor allem anderen eines für Israel. So wie auch der Iran für Europa kein Problem darstellt. Israelische Sicherheitsinteressen und Europäische Sicherheitsinteressen sind eben nicht deckungsgleich. Die Ölaraber hingegen sind ein Sicherheitsproblem für uns und sie sind in ihrer schizophrenen Janusköpfigkeit de facto unsere Feinde, während der Iran nicht grundsätzlich der Feind Europas ist. Wir lassen uns aber praktisch nach belieben von Israel und seinen Gefolgsleuten in den USA für deren politische Interessen einspannen.

Die Angriffe auf Schiffe sind relativ neu und kommen nicht aus dem luftleeren Raum. Die Houthis haben viele Jahre lang keine Schiffe angegriffen und zu diesem Zustand könnte man sehr leicht zurück kommen.

Zitat:Es kann uns gleich sein wer in Sanaa „regiert“, solange sie keine Möglichkeiten haben die Schifffahrt im Roten Meer zu stören.

Hier und heute aber stören sie die Schifffahrt im Roten Meer und das werden sie auch weiterhin tun, wenn man ihnen die Küste wegnimmt, denn es ist völlig unrealistisch dass die Ölaraber diese wirklich kontrolliern werden und ebenso völlig unrealistisch, dass man iranische Flugzeuge über dem Jemen abschießt.

Zitat:Ich sag es mal so. Wenn du recht hättest und die Houthis würden nach der Machtübernahme plötzlich Ruhe geben wollen - nachdem wir diese Kampagne gegen sie fahren machen die vereint als Nation alles gegen uns was den Iranern gerade vorschwebt.

Nein würden sie nicht, und zwar aus einem einfachen Grund: weil sie dazu dann gar nicht mehr die Möglichkeit hätten, weil sie mit internen Problemen derart beschäftigt wären, dass sie für äußere Angelegenheiten praktisch keine Kapazitäten mehr hätten. Und die Houthis sind eben keine bloßen Marionetten der Iraner.

Zitat:Ich schaue auf die Karte und sehe ein sehr überschaubares Gebiet, dass man den Rebellen wegenehmen müsste um ihre Relevanz für uns perspektivisch auf nahezu null zu reduzieren. Erreichbar wäre das schon mit einer klitzekleinen Bombardierungskampagne und einer einfachen Seeblockade an der Meerenge. Ich sehe weiterhin genügend Akteure innerhalb und außerhalb des Jemens, die entsprechend befähigt und unterstützt diese paar Kilometer Küstenstreifen wie den Rest der jemenitischen Küste auch noch unter ihre Kontrolle bringen können. Das ist kein Hexenwerk, das ist keine Strategielosigkeit und das ist kein Commitment auf zwanzig Jahre oder für mehrere westliche Brigaden. Das ist allenfalls einige wenige Oktaven mehr als wie dort eh seit vielen vielen Jahren ergebnislos vor uns hinspielen. Die einfache Wahrheit aber ist: Mit ein klein wenig mehr Einsatz könnte der Bürgerkrieg im Jemen im Sinne der legitimen Regierung beeinflusst werden, dass die Houthis für uns kein relevanter Faktor mehr sind.

Wer soll hier uns sein ? Die Houthis haben über eine Dekade lang keine Schiffe angegriffen. Deine Strategie führt aber eben nicht dazu, dass sie dies nicht weiter tun würden und es ist heillos unrealistisch, dass man im Auftrag der sogenannten jemenitischen Regierung ,welche überhaupt gar keine Legitimation mehr hat nun iranische Flugzeuge abschießen würde und zudem jedes Schiff kapern würde (Piraterie!) welches die Küste des Jemen ansteuert. Deine ganze Strategie zielt meiner Auffassung nur darauf Israels Interessen zu bedienen, diese sind aber nicht gleich den Interessen der EU, und insbesondere nicht gleich den Deutschen Interessen.

Und meiner rein persönlichen Meinung nach sind die Ölaraber eben nicht in der Lage dieses Küstengebiet zu halten, weil es für sie durchaus ein Hexenwerk wäre.

Zitat: ich verstehe auch nicht, warum hier immer Israel ins Spiel gebracht werden muss. Die Houthis sind für den internationalen Warenverkehr gerade ein sehr, sehr viel größeres Problem als Israel mit denen hat.

Weil alles hier nur Israel dient, in dessen Kampf gegen den Iran. Die Houthis könnte man sehr leicht dazu bringen, die Angriffe auf die Schifffahrt einzustellen, dass ist nur eine Frage dessen was sie dafür kriegen. Die machen das ja nicht weil sie irrationale Akteure sind, sondern im Gegensatz zu den Ölarabern und sunnitischen Fanatikern von Al Quaida und IS sind sie rationale Akteure. Deine ständige Aussage, dass die Schiiten eine Weltuntergangssekte von Gotteskriegern seien ist einfach falsch. Die Ölaraber sind vor allem für Europa das viel größere Problem. Wenn du dir die Flagge der Houthis ansieht, dann wird sofort allein daraus klar und offensichtlich, dass es hier allein um jüdische Sicherheitsinteressen geht und um nichts anderes und die Schifffahrt nur ein sehr bequem vorgeschobenes Pseudoproblem ist.

Zitat:Es ist hier nicht davon auszugehen, dass nach einem kolportierten Sieg der Houthis Säuberungsaktionen oder dergleichen starten würden. Man wird viel eher wie bisher nebeneinander herleben und vor allen Dingen, die Houthis würden sich einen schei* um irgendwelche radikalen Holdouts in irgendwelchen Bergen kümmern und eben nicht die Fehler der jemenitischen Regierung wiederholen. Die würden die Zentren des Landes lose kontrollieren und wenn irgendwo eine Ecke auf Teilautonomie machen will wird deswegen nicht der nächste Bürgerkrieg ausbrechen.

Inzwischen werden im Jemen ganze Provinzen von der Al Quaida kontrolliert und fördern die Ölaraber dort die Al Quaida und den IS und beide steigen immer weiter auf. Die sogenannte Regierung des Jemen ist zunehmend nur noch ein Feigenblatt für einen sunnitischen Terrorstaat, direkt finanziert von den Ölarabern. Und deine Strategie würde nur dazu führen, einen rational agierenden Akteur gegen eine wirkliche Weltuntergangsssekte auszutauschen und dann hättest du halt in Zukunft statt der Houthis einen IS / Al Quaida Staat der die Schifffahrt angreift.

Als ob die Angriffe auf die Schiffe aufhören würden, wenn Al Quaida und IS im Jemen siegen, und exakt das ist es, worauf deine Strategie hinaus laufen würde.

Am unverständlichsten aber ist mir, dass du der Ansicht bist, Al Quaida und IS könnten mit den Houthis koexistieren. Es gibt wenig was derart diametral konträr zueinander steht. Die kämpften schon 2015 in eliminatorischer Absicht gegeneinander, und tun dies auch heute noch.

Nehmen wir einmal an deine Besetzung der Küstenebene würde funktionieren und die Ölaraber könnten diese halten und kontrollieren (unrealistisch) und man schießt iranische Flugzeuge ab und kapert neutrale Schiffe und begeht damit Piraterie und schnürt so den Nachschub für die Houthis ab. Dann heißt das nicht, dass ab da keine Angriffe auf Schiffe mehr erfolgen, sondern allenfalls das es weniger Angriffe auf Schiffe gibt, denn trotz all dieser Maßnahmen würden weiterhin irgendwie Waffen zu den Houthis gelangen, sei es aus Eigenproduktion, sei es weil die korrupten Strukturen der sogenannten Jemenitischen Regierung sie ihnen weiterverkaufen. Aber dann wird der Jemen über kurz oder mittel zum nächsten IS / Al Quaida Staat und dann wirst du dem Problem gegenüberstehen, dass dann sunnistische Extremisten die Schiffe angreifen werden, und dass vom Jemen aus dann auch sonst Terrorismus überall hin exportiert wird.

Deine Strategie würde also nur zur Entstehung eines weiteren IS Kalifates führen, finanziert und gerüstet von den Ölarabern und im Gegensatz zur aktuellen iranischen Unterstützung der Houthis wäre diese sunnitische Unterstützung nicht einmal mehr einschränkbar, da sie über nicht kontrollierbare Landgrenzen verlaufen würde.
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RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - von Quintus Fabius - 04.09.2024, 09:33

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