03.09.2024, 20:36
@QF
Es ist hier nicht davon auszugehen, dass nach einem kolportierten Sieg der Houthis Säuberungsaktionen oder dergleichen starten würden. Man wird viel eher wie bisher nebeneinander herleben und vor allen Dingen, die Houthis würden sich einen schei* um irgendwelche radikalen Holdouts in irgendwelchen Bergen kümmern und eben nicht die Fehler der jemenitischen Regierung wiederholen. Die würden die Zentren des Landes lose kontrollieren und wenn irgendwo eine Ecke auf Teilautonomie machen will wird deswegen nicht der nächste Bürgerkrieg ausbrechen.
Mein Vorschlag wäre ihnen einfach ihre Häfen wegzunehmen und sie in ihrem eigenen Saft schmoren zu lassen. Es kann uns gleich sein wer in Sanaa „regiert“, solange sie keine Möglichkeiten haben die Schifffahrt im Roten Meer zu stören.
Ich halte aber meinen Vorschlag bzw. Vorschläge überhaupt nicht für unelegant. Ich fordere keinen Gewaltmarsch nach Sanaa oder ein neues Afghanistan. Ich schaue auf die Karte und sehe ein sehr überschaubares Gebiet, dass man den Rebellen wegenehmen müsste um ihre Relevanz für uns perspektivisch auf nahezu null zu reduzieren. Erreichbar wäre das schon mit einer klitzekleinen Bombardierungskampagne und einer einfachen Seeblockade an der Meerenge. Ich sehe weiterhin genügend Akteure innerhalb und außerhalb des Jemens, die entsprechend befähigt und unterstützt diese paar Kilometer Küstenstreifen wie den Rest der jemenitischen Küste auch noch unter ihre Kontrolle bringen können. Das ist kein Hexenwerk, das ist keine Strategielosigkeit und das ist kein Commitment auf zwanzig Jahre oder für mehrere westliche Brigaden. Das ist allenfalls einige wenige Oktaven mehr als wie dort eh seit vielen vielen Jahren ergebnislos vor uns hinspielen. Die einfache Wahrheit aber ist: Mit ein klein wenig mehr Einsatz könnte der Bürgerkrieg im Jemen im Sinne der legitimen Regierung beeinflusst werden, dass die Houthis für uns kein relevanter Faktor mehr sind.
Das will ich erreichen. Überschaubarer Aufwand und vollkommen im legalen Bereich. Du dagegen schlägst vor den Jemen einem iranischen Proxy auszuliefern, Al Quaida hochzurüsten und eine Hungerkampagne zu starten. Ich verstehe nicht was daran besser sein soll.
Und ich verstehe auch nicht, warum hier immer Israel ins Spiel gebracht werden muss. Die Houthis sind für den internationalen Warenverkehr gerade ein sehr, sehr viel größeres Problem als Israel mit denen hat.
Es war ein entscheidender Fehler die Intervention der Saudis nicht kompromisslos zu unterstützen. Hätten wir das damals getan hätte die Jemenitische Regierung die Westküste genauso zurückerobern können wie den Süden und die Houthis wären für uns heute kein relevanter Faktor mehr. Stattdessen aber musste es Ausgleich und Kompromiss sein und dafür blockieren die Houthis jetzt einen der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt.
Zitat:Die Saudis und anderen Ölaraber et al sind also so schwach, dass sie die Eroberung von Mekka durch die Houthis nicht verhindern könnten, aber sie sind stark genug, mit mechanisierten Brigaden die Küstenebene einzunehmen und dann zu halten ?!Mit unserer Unterstützung und Führung durchaus. Wobei ich Mekka natürlich nur plakativ in den Raum gestellt habe – eine ISIS ähnliche Kampagne eines dann staatlichen Akteurs in dem weite Teile des saudischen Südens überrannt werden ohne das die Bevölkerung dort groß Widerstand leistet und das Königshaus rechtzeitig treue Truppen heranführen kann wäre aber allemal denkbar. Nicht heute natürlich, aber nachdem der Jemen sich eine Dekade lang als iranischer Proxyakteur darauf vorbereiten hätte können durchaus.
Zitat: Man muss auch die dort lebende Zivilbevölkerung (rigoros) kontrollieren und klein halten, man benötigt langgezogene Sicherungssysteme, man hat dann dort einen Guerillakrieg aus der Zivilbevölkerung heraus am Hals usw.Hat man nicht. Die Küstenbewohner dort sind nichtmal Zaiditen oder irgendwie größer mit en Houthis verbandelt. Wenn dort die jemenitische Regierung wieder einrückt geht das Leben weiter wie zuvor. Auch nicht, wenn dann saudische bzw. panarabische Truppen leere Räumen kontrollieren und das einsickern von Houthis aus den Bergen verhindern. Davon ins eigentliche Kerngebiet der Houthis einzumarschieren spreche ich nicht. Es ist mir persönlich völlig egal ob die da in den Bergen hocken, es geht darum ihnen ihre Seeverbindungen abzuschneiden indem man ein überschaubares Gebiet erobert. Das übrigens deutlich kleiner ist als die Gebiete, die die Houthis im Bürgerkrieg bereits verloren haben.
Zitat: Deine Ansicht, dass sich die Sunniten und Schiiten im Jemen zusammen tun können, kann ich ebenfalls nicht ansatzweise teilen.Ich bin jetzt nicht der ultimative Experte was das innerislamische Verhältnis im Jemen anbelangt, aber ich habe absolut nicht den Eindruck, dass sich der Bürgerkrieg irgendwie dahingehend entwickelt hat, dass sich Zaiditen und Schafiiten völlig unversöhnlich gegenüberstehen und sich gegenseitig ausradieren wollen. Zaidismus ist alles andere als deckungsgleich mit dominanteren Lesarten des Schiitentums und seit jeher wesentlich kompatibler mit der im Jemen vorherrschenden Form des Sunnismus.
Es ist hier nicht davon auszugehen, dass nach einem kolportierten Sieg der Houthis Säuberungsaktionen oder dergleichen starten würden. Man wird viel eher wie bisher nebeneinander herleben und vor allen Dingen, die Houthis würden sich einen schei* um irgendwelche radikalen Holdouts in irgendwelchen Bergen kümmern und eben nicht die Fehler der jemenitischen Regierung wiederholen. Die würden die Zentren des Landes lose kontrollieren und wenn irgendwo eine Ecke auf Teilautonomie machen will wird deswegen nicht der nächste Bürgerkrieg ausbrechen.
Zitat: Es ist etwas völlig anderes da in den Bergen zu sitzen, oder gegen die dann massiv geförderte Al Quaida im Jemen COIN zu betreiben während man zugleich die ganze verhungernde Bevölkerung durchbringen muss. Im übrigen wäre das dann der tatsächlich geeignete Zeitpunkt weitere Lebensmittelhilfen dorthin abzustellen.Ok also dein Ansatz wäre: Wir lassen die Houthis gewinnen und die legitime Regierung absetzen. Dafür fördern wir dann massiv Al Quaida um sie zu beschäftigen und stellen die Lebensmittelhilfen ein. Ich sag es mal so. Wenn du recht hättest und die Houthis würden nach der Machtübernahme plötzlich Ruhe geben wollen - nachdem wir diese Kampagne gegen sie fahren machen die vereint als Nation alles gegen uns was den Iranern gerade vorschwebt.
Mein Vorschlag wäre ihnen einfach ihre Häfen wegzunehmen und sie in ihrem eigenen Saft schmoren zu lassen. Es kann uns gleich sein wer in Sanaa „regiert“, solange sie keine Möglichkeiten haben die Schifffahrt im Roten Meer zu stören.
Zitat: In der inzwischen vorherrschenden israelischen Strategielosigkeit aber kann man natürlich einfach alles zu Nägeln deklarieren und dann einfach auf alle feinen kleinen Nägel mit dem gleichen Vorschlaghammer einprügeln. Denn das ist das einzige was ich aus all deinen Beiträgen heraus lese: geht nicht, weil geht nicht, deshalb Bomben drauf werfen, Flugzeuge abschießen, die Küste abriegeln, noch mehr Bomben, und dann immer einfach weiter so, weil geht nicht anders. Das ist so unelegant.Du brauchst eine Axt um den Baum zu fällen, eine Nadelfeile wird es nicht tun.
Ich halte aber meinen Vorschlag bzw. Vorschläge überhaupt nicht für unelegant. Ich fordere keinen Gewaltmarsch nach Sanaa oder ein neues Afghanistan. Ich schaue auf die Karte und sehe ein sehr überschaubares Gebiet, dass man den Rebellen wegenehmen müsste um ihre Relevanz für uns perspektivisch auf nahezu null zu reduzieren. Erreichbar wäre das schon mit einer klitzekleinen Bombardierungskampagne und einer einfachen Seeblockade an der Meerenge. Ich sehe weiterhin genügend Akteure innerhalb und außerhalb des Jemens, die entsprechend befähigt und unterstützt diese paar Kilometer Küstenstreifen wie den Rest der jemenitischen Küste auch noch unter ihre Kontrolle bringen können. Das ist kein Hexenwerk, das ist keine Strategielosigkeit und das ist kein Commitment auf zwanzig Jahre oder für mehrere westliche Brigaden. Das ist allenfalls einige wenige Oktaven mehr als wie dort eh seit vielen vielen Jahren ergebnislos vor uns hinspielen. Die einfache Wahrheit aber ist: Mit ein klein wenig mehr Einsatz könnte der Bürgerkrieg im Jemen im Sinne der legitimen Regierung beeinflusst werden, dass die Houthis für uns kein relevanter Faktor mehr sind.
Das will ich erreichen. Überschaubarer Aufwand und vollkommen im legalen Bereich. Du dagegen schlägst vor den Jemen einem iranischen Proxy auszuliefern, Al Quaida hochzurüsten und eine Hungerkampagne zu starten. Ich verstehe nicht was daran besser sein soll.
Und ich verstehe auch nicht, warum hier immer Israel ins Spiel gebracht werden muss. Die Houthis sind für den internationalen Warenverkehr gerade ein sehr, sehr viel größeres Problem als Israel mit denen hat.
Zitat:Daran hat sich seit 2015 nichts geändert und ich bin immer noch der gleichen Ansicht wie auch damals schon Michael Horton: Military sources said that a number of regional special forces officers and officers at U.S. Special Operations Command (SOCOM) argued strenuously against supporting the Saudi-led intervention because the target of the intervention, the Shia Houthi movement — which has taken over much of Yemen and which Riyadh accuses of being a proxy for Tehran — has been an effective counter to Al-Qaeda.Schau dir mal den Frontverlauf in 2015 an… https://www.youtube.com/watch?app=deskto...Fb2-c&t=0s
Es war ein entscheidender Fehler die Intervention der Saudis nicht kompromisslos zu unterstützen. Hätten wir das damals getan hätte die Jemenitische Regierung die Westküste genauso zurückerobern können wie den Süden und die Houthis wären für uns heute kein relevanter Faktor mehr. Stattdessen aber musste es Ausgleich und Kompromiss sein und dafür blockieren die Houthis jetzt einen der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt.
Zitat: Es gibt nur 3 Probleme im Nahen Osten: den Iran, den Iran und den Iran. Na wenn das so ist, warum nicht gleich den offenen Krieg gegen das eigentliche Problem ?Zumindest steckt hinter den drei wichtigsten Problemen der Region der Iran… wir sind konfliktunfähig, wir haben nicht die Kraft für einen offenen Krieg gegen den Iran. Die Lösung (wobei wir darüber auch schon diskutiert haben) ist aber einfach, dass Land mit intelligenten Sanktionen zu belegen, über alle möglichen Kanäle die Opposition im Iran zu stärken und auf einen inneriranischen Regimechange bzw. einen Bürgerkrieg dort hinzuwirken. Dazu bräuchte es mal *zehn Jahre* stringente Politik in Washington ohne ständige Rapprochement Fantasien und dann wäre der Drops gelutscht. Aber freilich, auch wieder so eine strategielose und unelegante Lösung, sicher sinnvoller sich wieder von den Mullahs über den Verhandlungstisch ziehen zu lassen und ansonsten Zurückhaltung zu üben. Wird prima funktionieren, genauso wie mit Israel vs Hamas. Bis es halt mal wirklich weh tut.