Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian
(02.09.2024, 22:28)Quintus Fabius schrieb: Du erkennst schon den wesentlichsten Punkt nicht:
Der wesentliche Punkt ist, dass die Houthis völlig vom Nachschub über See abhängig sind. Ohne diesen können sie sich vielleicht in ihrem Stammgebiet halten (was niemanden kümmern muss), haben aber keine Chance die Regierung des Jemens zu stürzen. Entsprechend ist es sinnbefreit eine Strategie zu fahren, die es geradezu herausfordert das ihnen die Häfen zusammengeschossen und sie von Nachschub abgeschnitten werden. Es ist ein Drama, dass wir so verdammt konfliktunfähig sind und nicht mal das hinbekommen.

Im Übrigen verstehe ich dein Argument nicht. Wenn du davon ausgehst, dass sich die Houthis mit diesen sinnlosen Aktionen so verdammt viel Kredit erspielen wäre es geradezu wahnwitzig ihnen einen Sieg über die Regierung zu ermöglichen und ihnen die Kontrolle über den Jemen zu überlassen. Das haben wir doch schon mit dem Islamischen Staat durchgemacht. Ein Triumph derartiger Organisationen steigert ihre Beliebtheit und Attraktivität nur noch und vereinfacht ihnen die Konsolidierung ihrer Machtbasis ungemein.

Zitat:Die Houthis sind keine bloßen Marionetten des Iran. Aber noch darüber hinaus: würde man ihnen den gesamten Jemen überlassen, wären sie zum einen mit der Regierung des gesamten Jemen mehr als ausgelastet und hätten andererseits einen massiven Guerillakrieg im eigenen Land gegen die Sunniten. Womit sie noch mehr gebunden wären.
Tausche Houthis mit Hamas oder Hezbollah. Exakt das gleiche Argument mit dem man zweimal auf die Schnauze gefallen ist. Beim dritten Mal wäre es nicht anders.
Hoffnungen die Houthis würden sich schon nur mit sich selbst beschäftigen sind verfehlt. Die Houthis heute sind eine überschaubare Bedrohung, die nur weil wir nicht mal eine Blockade von drei Häfen gebacken bekommen mehr als lokale Relevanz hat. Gebe ihnen die Kontrolle über den Jemen und sie werden sich *die nächsten 10 Jahre* zum großen Krieg rüsten (lassen) und alle internen Spannungen nach außen exportieren. Denn wenn sich schiitische und sunnitische Extremisten auf etwas einigen können, dann dass der Kampf gegen uns, Israel und das Königshaus Saud sinnstiftender ist als sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen.
Die Hoffnungen auf einen massiven Guerillakrieg sind da auch vollkommen verfehlt. Vielmehr wird die Straße nach dem glorreichen Sieg der Houthis über die jemenitische Regierung, Saudi-Arabien, Israel, Amerika, den Westen und überhaupt alles Böse auf der Welt den Machtanspruch des Siegers ohne größeres Grummeln anerkennen.

In diesem Zusammenhang seit auch erwähnt, dass die Schiiten im Jemen Zaiditen sind und keine Dschafariten wie im Iran. Im engeren Sinne sind sie überhaupt keine Schiiten sondern machen ihr eigenes Ding. Und die Sunniten im Jemen sind Schafiiten die sich durchaus von den in Saudi Arabien dominierenden Hanbaliten abgrenzen. Springender Punkt, wenigstens historisch waren die Gräben zwischen Zaiditen und Schafiiten im Jemen so groß nicht. Tatsächlich kommen die beiden Religionsgemeinschaften nach wie vor miteinander aus, der Konflikt zwischen den Houthis und der Zentralregierung ist mitnichten in erster Linie religiöser Natur. Nicht mal in zweiter... Ich würde daher erwarten wollen, dass nach einen deutlichen Sieg der Houthis und einer Regierungsübernahme dahingehend genau garnichts passiert. Zaiditen und Schafiiten werden sich vertragen und ihren Extremismus gemeinsam nach außen tragen.

Zitat: Hab ich doch explizit geschrieben: wir schaffen damit dann eine Bedrohung für die Ölaraber, welche diese im höchsten Maße von uns abhängig macht, und uns damit Macht über die Ölaraber verschafft.
Ja, das ist aber halt angesichts der militärischen Inkompetenz der Saudis eine sehr schlechte Idee. Das letzte was wir gebrauchen können ist ein Jemen der als iranischer Proxy gegen die Wahhabiten ins Feld zieht.
Ordentlich aufgezogen und vorbereitet wäre ISIS im Irak ein Fliegenschiss dagegen. Oder anders gesagt, die Strecke von der Jemenitischen Grenze nach Mekka ist auch nicht länger als der Weg von Herat nach Kabul. Natürlich ist das erstmal unrealistisch, aber das weite Teile des Südens Saudi-Arabiens ohne größere Gegenwehr in einer Offensive fallen könnten ist allemal realistisch. Willst du dann in den Vierzigerjahren in einen Religionskrieg auf der arabischen Halbinsel eingreifen? Mit der iranischen Bombe im Rücken? Unendlich mal einfacher hier und heute vier verdammte Seehäfen zu bombardieren.

Zitat:Also bitte, ernsthaft ?! Als ob ein paar mechanisierte Brigaden eine Besetzung der Houthi Gebiete sicherstellen könnten. Mechanisierte Einheiten, ja klar .......
Ich schrieb nicht von einer "Besatzung der Houthi Gebiete" sondern von einer Einnahme des Küstenstreifens. 2018 waren die Regierungstruppen aus dem Süden schon bis Al Hudayadah (den Hafen den Israel jüngst bombardiert hat btw) vorgedrungen. Ein zeitgleicher Angriff aus dem Norden hätte lediglich größtenteils 160km offenes Wüstengelände mit wenigen Seehäfen nehmen müssen. Das ist allemal darstellbar, die Küstenregion ist dünn besiedelt und die Bevölkerung dort nicht das Kernklientel der Houthis. Gelingt dies sitzen sie in ihren Bergen und haben effektiv keine Möglichkeit mehr Nachschub aus dem Iran zu erhalten. Ihr Ende als Quasistaatlicher Akteur wäre nur eine Frage der Zeit.
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RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - von Nightwatch - 03.09.2024, 07:23

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