Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian
Nightwatch:

Zitat:Die Houthis würden den Sieg mitnehmen und bei nächster sich bietender Gelegenheit wieder Angriffe gegen Israel und die Schifffahrtslinien starten.

Das ist eine bloße Behauptung, und müsste keineswegs so kommen. Natürlich sind die Israel nicht freundlich gesinnt, um es mal vorsichtig auszudrücken, aber wenn man ihnen die Kontrolle über den Jemen zukommen ließe, würde das praktisch gesehen nichts zum aktuellen Status Quo ändern und Israel hat wesentlich mehr und größere Probleme als eine Miliz die dann sich tatsächlich um den gesamten Staat und seine verhungernde Bevölkerung kümmern müsste.

Diese Dominotheorie ist doch einfach nur eine allzu bequeme Legitimation um weiterhin die eenso verbrecherischen wie inkompetenten Ölaraber und deren Interessen zu befördern. Deren Interessen sind aber nicht unsere Interessen. Meiner Einschätzung nach ist es keineswegs Fakt, dass die Houthis weiterhin die Schiffahrt attackieren werden (was sie übrigen auch aktuell nicht in dem Ausmaß tun was sie könnten), wenn man sie als Regierung des Jemen anerkennt.

Und Angriffe auf Israel wird es jetzt wie in Zukunft andauernd und von allen möglichen Parteien geben, da würde ich mir aktuell eher Sorgen um einen vollumfänglichen Krieg mit der Hisbollah machen als darum, was dann die im Jemen mit dem Regieren des Landes gebundenen Houthis so tun.

Die israelische Sicherheits-Paranoia und allgemeine Hysterie in allen Ehren, aber die Houthis sind für Israel sowohl hier und heute als auch in Zukunft eines der kleinsten Probleme. Und die Houthis sind nicht irrational, sie agieren sehr geschickt und oft vernünftig und ich bin mir daher recht sicher, dass man sie ruhig stellen könnte indem man ihnen den Jemen gibt, was zudem legitim wäre.

Im übrigen kann man dann immer noch die Häfen später zerstören, sollte sich heraus stellen, dass es nicht läuft und allein diese (geheimdiplomatische) Drohung in Verbindung mit den Problemen das gesamte Land tatsächlich regieren zu müssen würden dazu führen, dass die Houthis viel mehr im Jemen gebunden und beschäftigt sind, was ihre Aktivitäten nach außen einschränkt. Noch darüber hinaus hätten sie dann die Al Kaida im Jemen am Hals und wären auch erstmal mit COIN im eigenen Land gebunden, während die Ölaraber dann fleißig sunnitische Terrorgruppen im Jemen fördern würden. Entsprechend würde es die Houthis viel stärker auf den Jemen fixieren und sie in diesem binden, würde man ihnen endlich den Jemen geben.

Zitat:Das Problem wäre lächerlich einfach zu lösen: Zerstörung aller Hafenanlagen unter Kontrolle der Houthis. Die Kameraden wären vom iranischen Nachschub abgeschnitten und würden sehr schnell handlungsunfähig in ihren Bergen hocken.

Dann wird das Zeug halt eingeflogen und dann schießen wir iranische Flugzeuge ab usw. usf. und wo soll das alles hinführen ?! Warum propagierst du also nicht gleich den nuklearen Erstschlag auf den Iran ? Wäre zumindest konsequent. Einfach alles völkermorden was ein Sicherheitsrisiko für Israel sein könnte...... nur: selbst das wird Israel nicht retten, ganz im Gegenteil.

Dieses blindwütige um sich schlagen auf alles was da ein Risiko sein könnte, diese aktuelle israelische Vorstellung man müsse nur immer noch mehr allgemeine zielllose Gewalt anwenden ist wirklich unelegant, schlimmer aber noch, sie ist nicht funktional. Und sie erhöht die Sicherheit Israels gesamt gesehen eben nicht, vor allem nicht langfristig. Das ist es ja immer was ich beklage, dass völlige Fehlen irgendeiner sinnvollen israelischen Strategie und der allzu bequeme und wohlfeile Defätismus, mit welchem die Israelis ihre Taten für sich selbst legitimieren mit der immer gleichen falschen Begründung: es geht gar nichts, nichts kann getan werden, außer mehr Gewalt gegen alle, und die ist notwendig, weil ohnehin keinerlei sonstige Wege möglich sind. Diese Lüge, mit welcher sich die Israelis auch selbst belügen, ist langfristig gesehen das Ende Israels.

Du willst also nur Israels schützen ?! Da es im Jemen zudem auch noch viele Sunnitische Extremisten gibt, wären die Houthis nach einer Machtübernahme gerade eben durch die Kontrolle über den ganzen Jemen mit einem Guerillakrieg im eigenen Land beschäftigt und würden dann viel eher als Problem für Israel ausfallen als jetzt, wo sie in ihren Gebieten recht sicher sitzen und freier agieren können.

Das würde viel mehr gegen die Bedrohung durch die Houthis leisten als die Häfen zu zerstören.

[quote]In einem nächsten Schritt sollte eine Koalition aus Regierungstruppen und Golfanrainern den Küstenstreifen einnehmen. Auch das wäre militärisch kein Problem und würde maximal robuste Luftunterstützung erfordern.

Dann erklär mir mal, warum die Ölaraber dies bisher nicht geschafft haben.


KheibarShekan:

Zitat:Die Houthi haben durch ihre militärstrategisch ausgesprochen erfolgreiche Seekriegsführung innerhalb der anti-israelischen Achse sich in den letzten Monaten höheres Standing erarbeitet. Also vom Netto-Empänger zum Netto-Zahler wenn man es so ausdrücken will. Damit haben sie ein Standing und Einfluss auf dem gleichen Level, wie Hisbollah oder die irakische PMF, damit entsprechend mehr Mitsprache und Leverage, denn Einigkeit besteht innerhalb dieser Achse "nur" die gemeinsame Gegnerschaft betrifft. Im Detail kocht hier aber jeder seine eigene Suppe mit eigenen lokalen Prioritäten. Da hilft es sehr, dass man wichtig (geworden) ist.

Exakt. Aber noch darüber hinaus sind diese Angriffe vor allem auch eine rein innenpolitische Maßnahme. Sie machen die Houthis im Jemen sehr beliebt, auch und gerade eben unter den Sunniten im Jemen. Israel interessiert die Wahrheit nicht, und der vorgeschobene Vorwand (Gazakrieg) ist nur ein Mittel zum Zweck, mit dem Ziel langfristig die Kontrolle über den Jemen zu erhalten.

Entgegen der üblichen Darstellung sind die Houthis auch keine bloßen Befehlsempfänger der Iraner und betreiben nur dann eine pro-iranische Politik wenn dies ihnen selbst nützt. Und exakt da könnte und sollte man ansetzen.

Meiner Einschätzung nach könnte man die Houthis aus den Reihen der iranischen Stellvertreter heraus lösen und eigenständig machen. Damit würde der Iran dann sogar insgesamt gesehen in Bezug auf seinen Einfluss geschwächt.

Die Attacken der Houthis auf die Schiffe kommen auch sonst in der sunnitisch-arabischen Welt gut an, nicht einmal Ägypten hat sie richtig verurteilt, und vor allem die einfache Bevölkerung neigt genau deswegen jetzt erstmals den Houthis zu. Diese Angriffe dienen also primär dem Krieg im Informationsraum, der Gewinnung von Einfluss und positiver Selbstdarstellung und vor allem anderen der Beeinflussung der Bevölkerung im Jemen zugunsten der Houthis. Was alles hinfällig wäre, wenn diese ohnehin die nächste Regierung des Jemen stellen würden.
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RE: Krise im Roten Meer / Operation Prosperity Guardian - von Quintus Fabius - 02.09.2024, 09:06

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