30.08.2024, 08:48
Bei dem verunglückten Piloten handelt es sich um Oberstleutnant Oleksii 'Moonfish' Mes, welcher zusammen mit 'Juice' aufgrund guter Englischkenntnisse für die Bereitstellung von F-16 Kampfflugzeugen in westlichen Medien und im US-Kongess geworben hatte.
Beide Piloten waren auch 2019 in einem Austauschprogramm bei der California Air National Guard, wo sie westliche Einsatzgrundsätze, Simulatorflüge und Mitflüge im Rücksitz einer F-15D bei BFM sowie Standardgeschichten wie Luftbetankung miterleben konnten.
Videos aus dem F-16 Training in Dänemark:
https://www.youtube.com/embed/QyP_eizMqi0
https://www.youtube.com/embed/bXfh_1rR3Jk
Nach Angaben aus dem ukrainischen Nachruf geschah das Unglück während des massiven Lenkwaffenangriffs vom 26.August. Moonfish soll an dem Tag bereits drei Cruise Missiles sowie eine Shaheed-Drohne abgeschossen haben. Beim Versuch, ein weiteres Luftziel zu zerstören, ist er tödlich verunglückt.
Aus offiziellen Quellen ist bekannt, daß ukrainische F-16AM mit einer Standardbewaffnung von 4 LL-Raketen unterwegs sind für CAP und kurzfristige Abfangmissionen. Moonfish müßte demnach alle seine Raketen verschossen und versucht haben, eine weitere Drohne mit der Bordkanone zu bekämpfen. Das ist alles andere als einfach, weil man mit einem hohen Geschwindigkeitsüberschuß an die langsame Mopeddrohne herankommt und nur einen Sekundenbruchteil Zeit hat, um sich in Schußposition zu bringen. Außerdem gefährden mögliche Trümmerteile die eigene Maschine, denn man muß ungemütlich nahe heran.
Video: (Spionageballon ab 1min, Bordkanonenproblematik ab 2min50sek)
https://www.youtube.com/embed/9WfUXU9N7YA
Es sind einige Szenarien denkbar, wie es zu dem Unglück kam. Als die F-16A eingeführt wurde, da galt sie als 'bemannte Rakete' und ähnlich wie beim Starfighter gab es anfangs eine Reihe von schweren Unglücken. Das 'Fly-by-Wire' System erlaubt es dem Piloten, innerhalb von nur 1.5sek auf 9.1g (Lastvielfache) zu manövrieren. Viele Piloten erlebten einen g-LoC (g-force induced loss of conciousness) und verloren die Kontrolle über ihr Flugzeug. Denkbar wäre auch, daß der Pilot in geringer Höhe (Drohne!) und bei geringer Geschwindigkeit ein zu aggressives Manöver geflogen ist, die Maschine überzogen hat und einen Strömungsabriß erlebte. Da ist nichts mehr zu retten, außer dem eigenen Leben.
Ende der 1960er Jahre richteten die Amerikaner mit auf geheimen Waldwegen beschafften russischen MiG-Kampfflugzeugen das 'Project Constant Peg' ein bei der 4477th Test and Evaluation Squadron.
https://en.wikipedia.org/wiki/4477th_Tes...n_Squadron
Dabei kamen eine Reihe von guten Piloten ums Leben, weil sie versucht haben, die wertvollen, aber alles andere als zuverlässigen russischen Kampfjets irgendwie zu retten und irgendwo notzulanden. Eine solche Motivation ist sicher auch bei den Ukrainern vorhanden. Ein amerikanischer Kampfpilot hat mal vorgerechnet, daß die Ukrainer zwischen 3 - 5 Jahre benötigen werden, um das volle Potential der F-16 ausschöpfen zu können.
Video: (Übergang zu einem neuen Flugzeugtyp ab 23min54sek)
https://www.youtube.com/embed/N5l708Yvp7E
TL;DR
Mit solchen Vorkommnissen muß leider gerechnet werden, sowohl im Frieden als auch im Krieg. Die Flugzeuge sind irgendwas zwischen 30 und 40 Jahre alt und 'neu' für die Ukraine, es wird einige Zeit dauern, bis man ein eigenes Regelwerk erarbeitet und alle Piloten entsprechend ausgebildet hat. R.I.P.
Eine weitere glaubhafte Erklärung für das Unglück wurde gerade eben veröffentlicht, nämlich ein Blue-on-Blue (friendly fire).
Telegram (for what it's worth)
https://t.me/conflicthistoryandnews/92039
Demnach soll eine ukrainische Patriot Batterie die F-16 erwischt haben. Zu dem Thema könnte ich eine eigene WoT schreiben, aber das erspare ich mir an dieser Stelle. Es ist durchaus denkbar, selbst die NATO hat größte Schwierigkeiten, eine sog. Joint Air Defense Zone effektiv einzurichten. Meistens läuft es darauf hinaus, daß bestimmte Sektoren oder Zeiträume nur für die Fliegerei oder für die Luftabwehr eingerichtet werden, um genau solche Zwischenfälle zu verhindern. Selbst unsere NATO-IFF (Freund-Feind-Erkennung) ist nicht konfliktfrei und hat schon zu versehentlichen Abschüssen geführt.
Beide Piloten waren auch 2019 in einem Austauschprogramm bei der California Air National Guard, wo sie westliche Einsatzgrundsätze, Simulatorflüge und Mitflüge im Rücksitz einer F-15D bei BFM sowie Standardgeschichten wie Luftbetankung miterleben konnten.
Videos aus dem F-16 Training in Dänemark:
https://www.youtube.com/embed/QyP_eizMqi0
https://www.youtube.com/embed/bXfh_1rR3Jk
Nach Angaben aus dem ukrainischen Nachruf geschah das Unglück während des massiven Lenkwaffenangriffs vom 26.August. Moonfish soll an dem Tag bereits drei Cruise Missiles sowie eine Shaheed-Drohne abgeschossen haben. Beim Versuch, ein weiteres Luftziel zu zerstören, ist er tödlich verunglückt.
Aus offiziellen Quellen ist bekannt, daß ukrainische F-16AM mit einer Standardbewaffnung von 4 LL-Raketen unterwegs sind für CAP und kurzfristige Abfangmissionen. Moonfish müßte demnach alle seine Raketen verschossen und versucht haben, eine weitere Drohne mit der Bordkanone zu bekämpfen. Das ist alles andere als einfach, weil man mit einem hohen Geschwindigkeitsüberschuß an die langsame Mopeddrohne herankommt und nur einen Sekundenbruchteil Zeit hat, um sich in Schußposition zu bringen. Außerdem gefährden mögliche Trümmerteile die eigene Maschine, denn man muß ungemütlich nahe heran.
Video: (Spionageballon ab 1min, Bordkanonenproblematik ab 2min50sek)
https://www.youtube.com/embed/9WfUXU9N7YA
Es sind einige Szenarien denkbar, wie es zu dem Unglück kam. Als die F-16A eingeführt wurde, da galt sie als 'bemannte Rakete' und ähnlich wie beim Starfighter gab es anfangs eine Reihe von schweren Unglücken. Das 'Fly-by-Wire' System erlaubt es dem Piloten, innerhalb von nur 1.5sek auf 9.1g (Lastvielfache) zu manövrieren. Viele Piloten erlebten einen g-LoC (g-force induced loss of conciousness) und verloren die Kontrolle über ihr Flugzeug. Denkbar wäre auch, daß der Pilot in geringer Höhe (Drohne!) und bei geringer Geschwindigkeit ein zu aggressives Manöver geflogen ist, die Maschine überzogen hat und einen Strömungsabriß erlebte. Da ist nichts mehr zu retten, außer dem eigenen Leben.
Ende der 1960er Jahre richteten die Amerikaner mit auf geheimen Waldwegen beschafften russischen MiG-Kampfflugzeugen das 'Project Constant Peg' ein bei der 4477th Test and Evaluation Squadron.
https://en.wikipedia.org/wiki/4477th_Tes...n_Squadron
Dabei kamen eine Reihe von guten Piloten ums Leben, weil sie versucht haben, die wertvollen, aber alles andere als zuverlässigen russischen Kampfjets irgendwie zu retten und irgendwo notzulanden. Eine solche Motivation ist sicher auch bei den Ukrainern vorhanden. Ein amerikanischer Kampfpilot hat mal vorgerechnet, daß die Ukrainer zwischen 3 - 5 Jahre benötigen werden, um das volle Potential der F-16 ausschöpfen zu können.
Video: (Übergang zu einem neuen Flugzeugtyp ab 23min54sek)
https://www.youtube.com/embed/N5l708Yvp7E
TL;DR
Mit solchen Vorkommnissen muß leider gerechnet werden, sowohl im Frieden als auch im Krieg. Die Flugzeuge sind irgendwas zwischen 30 und 40 Jahre alt und 'neu' für die Ukraine, es wird einige Zeit dauern, bis man ein eigenes Regelwerk erarbeitet und alle Piloten entsprechend ausgebildet hat. R.I.P.
Eine weitere glaubhafte Erklärung für das Unglück wurde gerade eben veröffentlicht, nämlich ein Blue-on-Blue (friendly fire).
Telegram (for what it's worth)
https://t.me/conflicthistoryandnews/92039
Demnach soll eine ukrainische Patriot Batterie die F-16 erwischt haben. Zu dem Thema könnte ich eine eigene WoT schreiben, aber das erspare ich mir an dieser Stelle. Es ist durchaus denkbar, selbst die NATO hat größte Schwierigkeiten, eine sog. Joint Air Defense Zone effektiv einzurichten. Meistens läuft es darauf hinaus, daß bestimmte Sektoren oder Zeiträume nur für die Fliegerei oder für die Luftabwehr eingerichtet werden, um genau solche Zwischenfälle zu verhindern. Selbst unsere NATO-IFF (Freund-Feind-Erkennung) ist nicht konfliktfrei und hat schon zu versehentlichen Abschüssen geführt.