29.08.2024, 09:14
Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Die Ukraine kontrolliert nach Angaben von Generaloberst Syrskyj nun 100 Ansiedlungen und fast 1.300 km² in der Oblast Kursk (zum Vergleich, etwa die Hälfte der Fläche des Saarlandes). Aktuell befänden sich 594 dort ergriffene russische Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Syrskyj zufolge hat Russland begonnen, 30.000 Soldaten in die Oblast zu verlegen. Diese würden von anderen Frontabschnitten abgezogen. (Quelle)
Der Vorstoß hält an, hat sich aber merklich verlangsamt; laut Perpetuas Lagekarte wurden in den letzten sieben Tagen etwa 60 km² und eine Handvoll Siedlungen gewonnen. Im Norden ist die E38 in Reichweite ukrainischer Waffensysteme geraten und nun für den zivilen Verkehr gesperrt. (Quelle)
Zum russischen Vorstoß im Donbass:
Syrskyj sagte jedoch auch, dass die Russen ihre Kräfte auf der besonders umkämpften Angriffsachse nach Pokrowsk (hier) nicht vermindert, sondern vielmehr verstärkt hätten (Quelle). Die Ukrainer geraten hier seit Wochen empfindlich unter Druck, es finden Evakuierungen von Zivilpersonen statt (Quelle). Allein in der letzten Woche rückte die russische Armee geschätzt 80 km² vor und steht nun etwa 10 km vor der Stadt.
Im Kontrast dazu erklärte Präsident Selenskyj gegenüber Medienvertretern, dass sich der Vormarsch auf dieser Achse doch verlangsamt habe. Er erwarte gleichwohl weitere Vorstöße und zog einen Vergleich zu Bachmut. Es sei damit zu rechnen, dass Russland über 50.000 Mann für den Angriff auf die Stadt aufwenden werde. Letztlich handele sich um eine Güterabwägung, es gehe darum, Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen. (Quelle)
Der Vorstoß auf Pokrowsk hat definitiv an Fahrt aufgenommen und sich nicht verlangsamt. Mir ist nicht klar, warum Selenskyj hier eine so leicht durchschaubare Unwahrheit verbreitet; nicht einmal Argumente wie das der Moral der Bevölkerung lassen sich ins Feld führen, denn was die Ukrainer objektiv machen, lässt sich durchaus militärisch rechtfertigen und ist operativ bzw. strategisch klug, wenngleich riskant.
Dies gilt sogar dann, wenn man den Fall von Pokrowsk als akzeptablen Preis für die Gewinne in Russland in Kauf nimmt. Die Stadt ist erheblich leichter zu verteidigen als die freien Felder und kleinen Dörfer im Umland, und auch im Falle eines Sieges könnte es in der Tat für Russland ein zweites Bachmut werden, mit eher mehreren zehntausend als mehreren tausend Gefallenen. Zweitens können die abgezogenen 30.000 weder dort noch anderswo in der Ukraine Druck machen.
Die 1.300 km² in Kursk und die Viertelmillion betroffener russischer Staatsbürger, die entweder unter ukrainischer Besatzung leben oder von dort flüchten mussten, sind für Russland ein viel herberer Verlust als selbst der Fall von Pokrowsk es für die Ukraine wäre. Letzteres wäre für Russland ein vor allem symbolischer Sieg, der die Verhandlungsposition der Russen nicht wirklich verändert, wogegen der Besitz von russischem Territorium die Verhandlungsposition der Ukrainer signifikant verbessert.
Seltsam, das.
Zur Lage der ukrainischen Armee:
Die Ukrainer haben zwei neue Waffen getestet, nach eigenen Angaben erfolgreich, die ihre strategische Abhängigkeit von westlicher Hochtechnologie verringern könnten. Das eine System ist die Kamikaze-Drohne Paljanyzja [in manchen Medien irreführend als Raketendrohne bezeichnet, obwohl sie von einem Strahltriebwerk angetrieben wird], die schwierig abzufangen sein soll. Paljanyzja ist die Bezeichnung für ein ukrainisches Weißbrot, der Name dient als Schibboleth, weil für Russen und Ausländer schwierig auszusprechen. Noch folgenreicher dürfte das ballistische Raketensystem Hrim-2 sein, das bisher nur als Prototyp existierte. Es soll Reichweiten von bis zu 700 km erzielen und HIMARS ergänzen können. (Quelle)
Nachtrag:
Die Felder südlich von Nju-Jork, aus der Satellitenperspektive: Man beachte die von Einschlägen vernarbte Landschaft.
[Bild: https://s20.directupload.net/images/240829/m6mx46tt.jpg]
Der Eintrag an Schwermetallen und Chemikalien in den Boden muss enorm sein. Wer auch immer das Donbass am Ende kontrolliert, er wird wohl auf Jahre hinaus nicht der Getreideproduzent werden, der die Ukraine vor 2014 war.
Die Ukraine kontrolliert nach Angaben von Generaloberst Syrskyj nun 100 Ansiedlungen und fast 1.300 km² in der Oblast Kursk (zum Vergleich, etwa die Hälfte der Fläche des Saarlandes). Aktuell befänden sich 594 dort ergriffene russische Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Syrskyj zufolge hat Russland begonnen, 30.000 Soldaten in die Oblast zu verlegen. Diese würden von anderen Frontabschnitten abgezogen. (Quelle)
Der Vorstoß hält an, hat sich aber merklich verlangsamt; laut Perpetuas Lagekarte wurden in den letzten sieben Tagen etwa 60 km² und eine Handvoll Siedlungen gewonnen. Im Norden ist die E38 in Reichweite ukrainischer Waffensysteme geraten und nun für den zivilen Verkehr gesperrt. (Quelle)
Zum russischen Vorstoß im Donbass:
Syrskyj sagte jedoch auch, dass die Russen ihre Kräfte auf der besonders umkämpften Angriffsachse nach Pokrowsk (hier) nicht vermindert, sondern vielmehr verstärkt hätten (Quelle). Die Ukrainer geraten hier seit Wochen empfindlich unter Druck, es finden Evakuierungen von Zivilpersonen statt (Quelle). Allein in der letzten Woche rückte die russische Armee geschätzt 80 km² vor und steht nun etwa 10 km vor der Stadt.
Im Kontrast dazu erklärte Präsident Selenskyj gegenüber Medienvertretern, dass sich der Vormarsch auf dieser Achse doch verlangsamt habe. Er erwarte gleichwohl weitere Vorstöße und zog einen Vergleich zu Bachmut. Es sei damit zu rechnen, dass Russland über 50.000 Mann für den Angriff auf die Stadt aufwenden werde. Letztlich handele sich um eine Güterabwägung, es gehe darum, Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen. (Quelle)
Der Vorstoß auf Pokrowsk hat definitiv an Fahrt aufgenommen und sich nicht verlangsamt. Mir ist nicht klar, warum Selenskyj hier eine so leicht durchschaubare Unwahrheit verbreitet; nicht einmal Argumente wie das der Moral der Bevölkerung lassen sich ins Feld führen, denn was die Ukrainer objektiv machen, lässt sich durchaus militärisch rechtfertigen und ist operativ bzw. strategisch klug, wenngleich riskant.
Dies gilt sogar dann, wenn man den Fall von Pokrowsk als akzeptablen Preis für die Gewinne in Russland in Kauf nimmt. Die Stadt ist erheblich leichter zu verteidigen als die freien Felder und kleinen Dörfer im Umland, und auch im Falle eines Sieges könnte es in der Tat für Russland ein zweites Bachmut werden, mit eher mehreren zehntausend als mehreren tausend Gefallenen. Zweitens können die abgezogenen 30.000 weder dort noch anderswo in der Ukraine Druck machen.
Die 1.300 km² in Kursk und die Viertelmillion betroffener russischer Staatsbürger, die entweder unter ukrainischer Besatzung leben oder von dort flüchten mussten, sind für Russland ein viel herberer Verlust als selbst der Fall von Pokrowsk es für die Ukraine wäre. Letzteres wäre für Russland ein vor allem symbolischer Sieg, der die Verhandlungsposition der Russen nicht wirklich verändert, wogegen der Besitz von russischem Territorium die Verhandlungsposition der Ukrainer signifikant verbessert.
Seltsam, das.
Zur Lage der ukrainischen Armee:
Die Ukrainer haben zwei neue Waffen getestet, nach eigenen Angaben erfolgreich, die ihre strategische Abhängigkeit von westlicher Hochtechnologie verringern könnten. Das eine System ist die Kamikaze-Drohne Paljanyzja [in manchen Medien irreführend als Raketendrohne bezeichnet, obwohl sie von einem Strahltriebwerk angetrieben wird], die schwierig abzufangen sein soll. Paljanyzja ist die Bezeichnung für ein ukrainisches Weißbrot, der Name dient als Schibboleth, weil für Russen und Ausländer schwierig auszusprechen. Noch folgenreicher dürfte das ballistische Raketensystem Hrim-2 sein, das bisher nur als Prototyp existierte. Es soll Reichweiten von bis zu 700 km erzielen und HIMARS ergänzen können. (Quelle)
Nachtrag:
Die Felder südlich von Nju-Jork, aus der Satellitenperspektive: Man beachte die von Einschlägen vernarbte Landschaft.
[Bild: https://s20.directupload.net/images/240829/m6mx46tt.jpg]
Der Eintrag an Schwermetallen und Chemikalien in den Boden muss enorm sein. Wer auch immer das Donbass am Ende kontrolliert, er wird wohl auf Jahre hinaus nicht der Getreideproduzent werden, der die Ukraine vor 2014 war.