(Allgemein) Bundeswehr - Wunschkonzert 2024
(28.08.2024, 13:34)Broensen schrieb: Einziger Schwachpunkt: Ist es sinnvoll, die PzBg45 in Litauen als ein "Vorabkommando" des D/NL-Korps zu betrachten oder müsste die nicht eher dem MNC NE unterstehen, um in die dortige Verteidigungsplanung eingebunden werden zu können?
Das könnte durchaus Sinn ergeben, habe ich in meinen Überlegungen aber nicht berücksichtigt, weil die derzeitige rudimentäre Korps-Struktur auf multinationaler Ebene ein bloßes Auf-jeder-Hochzeit-Tanzen-Wollen ist. Es macht absolut keinen Sinn, dass Verbände mal hier, mal dort verplant sind. Wenn man das MNC NE aufgrund seiner Lage zur Stütze der Verteidigung des Baltikums machen will, sollte man sich da substantieller einbringen. Militärisch sinnvoll wäre die Zuordnung der PzBrig 45 und grenznaher deutscher Brigaden, was ich weiter oben in Ansätzen schon nachvollzogen habe.

Es ist aber meines Erachtens richtig zu fordern, dass die NATO zu einer vor-1990 Struktur mit fest zugewiesenen Verantwortungsbereichen ohne Wenn und Aber zurückkommt.
(28.08.2024, 13:34)Broensen schrieb: Hättest du da konkrete Vorschläge? Ich bin auch für schlankere Brigaden, nur geht das natürlich entweder zulasten der Breite oder der Tiefe und muss irgendwo kompensiert werden.
Soweit ich weiß, war bspw. im Planungszeitraum 2022/2023 – ob das in dieser Form so umgesetzt wird, weiß ich nicht – die Verringerung der Dienstposten in den Jägerbataillonen von derzeit deutlich über 800 (das Jägerbataillon 1 sogar 900) auf etwa 650 angedacht, was eher dem NATO-"Standard" gleichkommt (die britischen Infanteriebataillone sind z.B. zwischen 550 und 650 Soldaten stark).

Hier ließe sich die Umgliederungen erreichen, indem man den jeweils IV. Zug (Waffenzug) der Jägerkompanien durch die Züge der (schweren) 5./ ersetzt.

Auf Divisionsebene sind international drei statt vier Brigaden üblicher, das ist einfacher zu führen und beweglicher. In der Brigadebene sollten maximal drei Kampfbataillone stecken.

Im Prinzip ist es ein Wechsel von (Ausnahmen bestätigen die Regel) 4-4-4 auf 3-3-3.

Ein Fähigkeitsverlust entsteht dabei nur isoliert betrachtet. Denn einerseits scheinen ja zum Beispiel die schlankeren Bataillone der Briten, Tschechen usw. auch zur Auftragserfüllung geeignet, Deutschland nimmt da international tatsächlich ein bisschen die Außenseiterrolle ein; zum Zweiten ist es für die Wirkung unerheblich, ob ich nun meinen Auftrag (extremes Beispiel) mit einer Brigade zu 5.000 Soldaten oder zwei Brigaden zu 2.500 Soldaten erfülle. Denkbar ist sogar, dass die zwei schlankeren Brigaden erfolgreicher agieren, weil die Kommandeure weniger Elemente jonglieren müssen und flexibler reagieren können.

Allerdings: Ich ging oben auch von der Wiedereinführung der Wehrpflicht und dem beabsichtigten personellen Aufwuchs (siehe Stellungnahme IBuK) auf über 220.000 Soldaten aus.
(28.08.2024, 13:34)Broensen schrieb: Nun, wie wäre es denn mit einer gemeinsamen Beschaffungsstelle, zumindest für den Heeresbedarf, wenn man eh schon ein stehendes Korps bildet, das sämtliche Landstreitkräfte zusammenfasst? Wäre natürlich auch eine politische Herausforderung hinsichtlich der parlamentarischen Beteiligung im Beschaffungsprozess. Sind die Niederländer da ähnlich "Politik-lastig" aufgestellt wie wir oder hat das Ministerium da mehr Entscheidungsspielraum?
Wäre wünschenswert, dürfte in der Praxis aber zum Scheitern verurteilt sein.

Da wird man kaum Einigungspotential finden, sofern nicht bereits multinationale Industriestrukturen (z.B. Artec) bestehen, deswegen macht die Prämisse "gemeinsam, wo man will" vielleicht eher Sinn als "gemeinsam, weil man muss". In beiden Ländern ist Rüstungspolitik leider primär Industriepolitik.

Außerdem besteht ein gewisses Machtgefälle zwischen beiden Heeren. Die Deutschen könnten mit Recht sagen: "Ihr solltet kaufen, was wir wollen, das ist billiger für uns alle". Und die Niederländer könnten mit Recht antworten: "Warum sollen die kleinen Niederlande immer dem großen Deutschland entgegenkommen?"
(28.08.2024, 13:34)Broensen schrieb: Warum für sechs voneinander weitestgehend unabhängige Bataillone zwei Regimenter anstelle einer Unterstützungsbrigade, wenn alle anderen Verbände als Brigaden aufgebaut sind?
Weil eine Brigade mit sechs notwendigerweise zum Teil sehr großen und sehr unterschiedlichen Bataillonen ein riesiger amorpher Klumpen wäre, der schon in der Führung große Ressourcen verschlänge. Das Regiment dient hier als schlankere Führungsebene für zwei unterschiedliche Aufgabenkreise, nämlich eben Kampf- und Einsatz- bzw. Führungsunterstützung, und stellt dem Divisionskommandeur jeweils einen direkten Ansprechpartner bereit.

Wenn Du das in einer Brigade zusammenfasst, hast Du wieder eine Person, die einen bunten Strauß an Aufgaben und locker ~4.000 Soldaten jonglieren muss.

Prinzipiell kannst du diese sechs Bataillone sogar als direkte Divisionstruppe dem stellvertretenden Divisionskommandeur unterstellen, wie es in einigen früheren deutschen Heeresgliederungen zuging. Das spart eine Ebene komplett ein, ist aber heute wahrscheinlich viel zu unflexibel.
(28.08.2024, 13:34)Broensen schrieb: Zumal in deiner Gliederung das Regiment mit der Raketenartillerie keinen direkten Zugriff auf die dafür besonders wichtige Logistik hätte, die im anderen Regiment aufgehängt ist, während die wiederum keinen Zugriff auf die Pioniere hätten, die sie aber sehr dringend für die eigene Mobilität benötigen.
Das Zauberwort lautet aZa, im Prinzip wie jetzt auch. Das Regiment würde hier, wie meistens in der Bundeswehr, nur der truppendienstlichen Führung und Verwaltung der Fähigkeiten dienen (im Sinne Divisionsartillerieführer, Divisionspionierführer usw.) bzw. den Übungsbetrieb sicherstellen. Es käme nicht geschlossen zum Einsatz und müsste sich auch nicht selbst versorgen.
(28.08.2024, 13:34)Broensen schrieb: Aber was ist da insgesamt mit der Aufklärungstruppe bei dir passiert? Nichts in den Brigaden außer diesen Panzerspähkompanien (6 Kp. insgesamt) und bei der Division dann noch ein Nachrichtenbataillon, das war's. Sind die tiefer integriert als bisher oder siehst du da einfach nicht mehr Bedarf als das?
Im Sinne der Verschlankung ist ein Brigadeaufklärungsbataillon, das Spähaufklärung und technische Aufklärung bis an die Grenze der operativen Ebene betreibt, schon ziemlich viel, jedenfalls legt das der Blick in andere Heeresstrukturen international nahe. Das ist eher das Modell "kleine Division", der Brigade solche Aufklärungsmittel zu geben.

Die fahrzeuggestützte Spähaufklärung (plus Mini-UAS) scheint mir in den Panzerbataillonen am besten aufgehoben, zumal wenn sie mit entsprechend befähigten Fahrzeugen auch Kampfaufklärung leisten können. Das wäre z.B. etwas für den Panther.

In manchen Armeen stecken solche Fähigkeiten auf Kompanieebene in speziellen Stabsbataillonen (oder wie auch immer man sie nennen will). Panzeraufklärer scheinen nur wenige Heere (z.B. USA) beibehalten zu haben, da scheint mir aber eine Renaissance dringend angezeigt, weil heute auch Aufklärer sehr schnell von starken Kräften angegriffen werden können.

Die technischen Kompanien der Aufklärungsbataillone, das sind in der Masse derzeit gar nicht mal viele (eine pro Bataillon) lassen sich auf Divisionsebene am besten bündeln. Das scheint mir der bessere Kompromiss zu sein, als den technischen Anteil der Brigadeaufklärungsbataillone zu erhöhen, denn die Informationen müssen ja auch erst mal verarbeitet werden (trotz KI-Unterstützung sitzt am Ende immer noch ein Mensch vor der Lagekarte).

Der Überhang, nach dem Du fragst, ist gar nicht mal so groß. Persönlich gehe ich davon aus, dass man diese Dienstposten eines Tages brauchen wird, um nach ukrainischem Vorbild Kampfdrohnenzüge auf Bataillonsebene und Kampfdrohnenkompanien auf Brigadeebene aufzustellen.

Wenn Deutschland da endlich mal zu Potte kommt.
(28.08.2024, 13:34)Broensen schrieb: Das erscheint mir absolut zu wenig für den Schutz einer ganzen Division. Das sollte eigentlich pro Brigade und zusätzlich noch für die Divisionstruppen vorhanden sein. Das werden wir nicht bekommen, aber wenigstens ein FlaReg je Division mit 48 Skyrangern und 24 SLS-BOXERn sollte jede Division schon bekommen. Das entspricht auch eher dem, was man aktuell so an Bedarf sieht(, aber trotzdem nicht bestellt).
Das mag sein, aber mir scheint, dass die Antwort auf die wachsende Bedrohung durch Kleinstdrohnen aller Art nicht sein kann, auf jeden Hektar einen Skyranger zu stellen.

Es muss vielleicht eher die Fliegerabwehr aller Truppen zur Drohnenabwehr aller Truppen werden. Für alles, was kleiner ist als Nutzlast ~20 kg, sollte nicht ein dedizierter Flakpanzer die first line of defence sein, sondern es muss querschnittlich ein System eingeführt werden, das Fahrzeugen und abgesessenen Kräften die Selbstverteidigung gegen Drohnen ermöglicht.

Der Puma-Turm etwa kann prinzipiell zur Drohnenabwehr befähigt werden, und es sollte auch kein Hexenwerk sein, eine moderne FLW zu befähigen, z.B. anhand ihrer Wärmesignatur eine aufgeklärte Lancet zu bekämpfen. Am Ende ist das wohl sogar billiger als die Anschaffung weiterer Skyranger.
(28.08.2024, 13:34)Broensen schrieb: btw: Ist muck die Kurzform von muckensen?
Positiv. Auf Whq gab es einen muck, da musste ich annodazumal einen Teil meines Nachnamens an den muck dranhängen, um mich anmelden zu können.

– Trennung –
(28.08.2024, 14:29)Helios schrieb: Deine Luftwaffel überlese ich jetzt mal,
Das war tatsächlich Autocorrect, wie geil ist das denn.
(28.08.2024, 14:29)Helios schrieb: aber was meinst du in diesem Kontext mit 1:1? Geht es dabei um die Gesamtstückzahl ohne Berücksichtigung der vorhandenen Rollen, oder um alle Tornados in operativ fortzuführenden Rollen unabhängig von der bisherigen Ersatzregelung (oder teils/teils), oder nur um den verbleibenden Rest?
Meines Wissens war von der Luftwaffe immer beabsichtigt, die Finanzierung natürlich vorausgesetzt, die Tornados im Zahlenverhältnis 1:1 zu ersetzen; Airbus betrieb und betreibt ebenfalls massive Lobbyarbeit dafür.

Für Tornado ECR sind 15 Typhoon ECR vorgesehen, 1:1 (21 für 21) wäre sicherlich wünschenswerter.

Bleiben noch 68 Tornado IDS/Recce. Dafür sind jetzt 35 F-35 vorgesehen, die eventuell noch um 10 aufgestockt werden. Bleibt also Überhang von 23 bis 33 Flugzeugen.

Ich hielte es für richtig, dafür F-35 (alternativ auch Typhoon) zu beschaffen.

Dass die F-35 wesentlich potenter ist als der Tornado und die Aufgaben mehrerer Flugzeuge erledigen kann, ist mir klar, aber da ist noch das Stichwort Attrition. Und dabei denke ich gar nicht mal an den derzeit offenbar noch recht bescheidenen Klarstand der F-35 selbst bei den Amerikanern, wobei das in Deutschland natürlich eine Rolle spielen wird, sondern auch an Reservenbildung.

"Kriegstüchtig" heißt für mich, dass man die Luftwaffe nicht auf Kante näht, sondern ihr mehr Flugzeuge gibt, als sie zur Auftragserfüllung unbedingt braucht. Damit nicht Situationen entstehen wie damals, als der Absturz zweier Typhoons über dem Müritzsee in Kombination mit dem geringen Klarstand gleich die ganze Teilflotte unter Druck setzt.
(28.08.2024, 14:29)Helios schrieb: Und mal unabhängig von dem Umstand, dass für die zweiten Stufe der EloKa-Muster mehr als erweiterte Selbstschutzfähigkeiten benötigt werden, warum hältst du es für sinnvoller derartige Maschinen (unabhängig von der tatsächlichen Leistungsfähigkeit) im Ausland zu beschaffen statt damit die nationale Entwicklung von Kampfflugzeugen fortzusetzen und eine Brücke zu einem wie auch immer gearteten zukünftigen Kampfflugzeug zu bauen?
Zugegeben, hier habe ich ein bisschen inkonsequent argumentiert.

Die ganze Überlegung schwankte zwischen der Hypothese (oder dem Wunschdenken) einer ausreichenden finanziellen (und personellen) Ausstattung einerseits, und der Orientierung an fiskalischen Realitäten andererseits. Soll heißen, in dem Augenblick dachte ich: Geld für mehr F-35 *und* Typhoon ECR ist nicht drin.

Eigene Fähigkeiten entwickeln und erhalten, ist natürlich immer vorzugswürdig, jedenfalls solange ein Projekt im Zeitrahmen bleibt.

– Trennung –
(28.08.2024, 21:05)alphall31 schrieb: Die zu ihrem Zweck flexibel umgebauten Panzer dürfen von deutschen Soldaten schon nicht mehr bewegt werden. Die Niederländer werden einen Teufel tun und sich im Ernstfall nach deutschen Regeln und befehlen richten. Wenn mir wie bei der Panzertruppe eine Kp wegen fehlender Befehlsgewalt wegfällt ist das verkraftbar , bei einer Brigade wird die Lage schon dramatischer. Die Befehlsgewalt bleibt letztendlich bei den NL.
"Dürfen nicht mehr bewegt werden"? Kannst Du dazu eine Quelle nennen? Ich weiß nur, dass die Niederländer von den Kompatibilitätsproblemen und Informationssicherheit deutscher FüFu-Systeme frustriert sind.

Warum sollten diese Panzer nicht bewegt werden dürfen?
(28.08.2024, 21:05)alphall31 schrieb: Es gibt bloß 2 Fmbtl in der Bw , diese gehören zur Fernmeldetruppe des Heeres . Die IT Btl haben nichts mit FmBtl gemein. Es kommt heute auch keiner mehr und baut ihnen ein Fm Netz auf oder kommt mit kabelteommel auf rücken übern Acker gerannt.
Somit vergleiche ich nicht Äpfel mit Birnen sondern sie stecken in der falschen Zeit fest , sonst hätten sie mitbekommen das die Fmteile der Verbände nicht zum CIR gehören.
Die Informationstechnikbataillone waren mal Fernmeldebataillone und haben eine große Überschneidung im Aufgabenbereich mit den Fernmeldeverbänden bzw. -einheiten der Teilstreitkräfte, aus denen sie einst hervorgingen, ausgenommen die Zuständigkeit für ortsgebundene Anlagen. Es gibt absolut keinen Grund, warum diese Verbände zum CIR gehören *müssen*, obwohl sie im Dienstalltag sowieso als "Dienstleister" für die TSK fungieren.

Es wäre sehr viel sinnvoller, den CIR auf die strategische Aufklärung zu beschränken, und derweil echte Fähigkeiten im Bereich Cyber- und Informationskrieg aufzubauen.
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