25.08.2024, 09:58
Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Dem Analysten Andrej Kucharuk zufolge haben die ukrainischen Angriffe auf die Brücken über den Sejm bei Gluschkowo (hier) und Swannoje (hier) bis zu 3.000 russische Soldaten von den eigenen Linien abgeschnitten. Sie können zum jetzigen Stand nicht mehr versorgt oder evakuiert werden, da der Fluss nur an wenigen Stellen von Pionieren überbrückt werden kann. Sollte es den Russen nicht gelingen, das eingeschlossene Kontingent zu evakuieren, müsste es kapitulieren oder die Vernichtung riskieren. Die Ukrainer haben während der Offensive bereits 2.000 Russen gefangen nehmen können (Quelle); in Kiew plant man, sie gegen eigene Gefangene auszutauschen (Quelle).
Zumindest ein Austausch hat indes auf Vermittlung der Vereinigten Arabischen Emirate auch schon stattgefunden. 115 ukrainische Gefangene – darunter Verteidiger von Mariupol, die sich gut zwei Jahre in Gefangenschaft befanden – wurden im Austausch für 115 russische Wehrpflichtige aus dem Raum Kursk entlassen (Quelle). Dass die Russen in so kurzer Zeit einem Deal über Männer zustimmten, die sich teils nur wenige Tage in Gefangenschaft befunden haben können, zeigt, wie sensibel das Thema Wehrpflichtige für die russische Regierung ist.
Zu Entwicklungen in Russland, die sich auf den Krieg auswirken können:
Wladimir Putin fährt weiter die Linie, dass ausschließlich Gouverneur Smirnow und Generalstabschef Gerassimow für die Verteidigung von Kursk zuständig seien; er lässt sie die öffentliche Empörung alleine schultern und ist nach Tschetschenien gereist, um sich mit Diktator Ramsan Kadyrow zu treffen. Bei dem bizarren Besuchsprogramm ließ er sich auch von Kadyrows Spross Adam dessen Kampfkünste mit vergoldeten Maschinengewehren vorführen. Zu guter Letzt besuchten er und Kadyrow die Prophet-Isa-Moschee in Grosny, wobei Putin auch den Koran küsste.
[Bild: https://s20.directupload.net/images/240825/z7z2h5yt.jpg]
Das denkwürdige Treffen legt für mich nahe, dass Putin sich der Kadyrowzy nicht mehr sicher ist, die ja in Kursk Anfang August die Beine in die Hand genommen hatten. In puncto PR ist der Auftritt in Zeiten wie diesen nicht ohne Risiko. Die russische Rechte wird es übel aufnehmen, dass ihr Präsident – wenige Wochen nach einem islamistischen Massaker – in die Brutstätte des Islamismus in Russland reiste, um den Koran zu küssen.
Ebenfalls beachtlich ist die Tatsache, dass Putin in den Kaukasus statt in den bedrängten Westen gereist war, wo mittlerweile 200.000 Russen unter ukrainischer Besatzung leben bzw. evakuiert wurden. Und das, obwohl er normalerweise das Image des Kümmerers pflegt, der sich unter Umgehung von Dienstweg und Hierarchie oft auch Problemen annimmt, mit denen sich ein Staatschef objektiv nicht befassen müsste.
Das weist in meinen Augen klar daraufhin, dass die ukrainische Strategie aufgeht, Putins Herrschaft zu diskreditieren, indem man ihm im eigenen Land vorführt; denn es wird derzeit wirklich alles getan, damit die Öffentlichkeit Putin nicht mit Kursk in Verbindung bringen kann. Es scheint, als ob die 'RND'-Analyse richtig war.
(Kleines Politisieren am Rande – ich bin mal gespannt, was der westeuropäischen Rechten zu diesen Bildern einfallen wird, immerhin präsentiert sie uns Putin ja regelmäßig als Retter des "Abendlandes" …)
Dem Analysten Andrej Kucharuk zufolge haben die ukrainischen Angriffe auf die Brücken über den Sejm bei Gluschkowo (hier) und Swannoje (hier) bis zu 3.000 russische Soldaten von den eigenen Linien abgeschnitten. Sie können zum jetzigen Stand nicht mehr versorgt oder evakuiert werden, da der Fluss nur an wenigen Stellen von Pionieren überbrückt werden kann. Sollte es den Russen nicht gelingen, das eingeschlossene Kontingent zu evakuieren, müsste es kapitulieren oder die Vernichtung riskieren. Die Ukrainer haben während der Offensive bereits 2.000 Russen gefangen nehmen können (Quelle); in Kiew plant man, sie gegen eigene Gefangene auszutauschen (Quelle).
Zumindest ein Austausch hat indes auf Vermittlung der Vereinigten Arabischen Emirate auch schon stattgefunden. 115 ukrainische Gefangene – darunter Verteidiger von Mariupol, die sich gut zwei Jahre in Gefangenschaft befanden – wurden im Austausch für 115 russische Wehrpflichtige aus dem Raum Kursk entlassen (Quelle). Dass die Russen in so kurzer Zeit einem Deal über Männer zustimmten, die sich teils nur wenige Tage in Gefangenschaft befunden haben können, zeigt, wie sensibel das Thema Wehrpflichtige für die russische Regierung ist.
Zu Entwicklungen in Russland, die sich auf den Krieg auswirken können:
Wladimir Putin fährt weiter die Linie, dass ausschließlich Gouverneur Smirnow und Generalstabschef Gerassimow für die Verteidigung von Kursk zuständig seien; er lässt sie die öffentliche Empörung alleine schultern und ist nach Tschetschenien gereist, um sich mit Diktator Ramsan Kadyrow zu treffen. Bei dem bizarren Besuchsprogramm ließ er sich auch von Kadyrows Spross Adam dessen Kampfkünste mit vergoldeten Maschinengewehren vorführen. Zu guter Letzt besuchten er und Kadyrow die Prophet-Isa-Moschee in Grosny, wobei Putin auch den Koran küsste.
[Bild: https://s20.directupload.net/images/240825/z7z2h5yt.jpg]
Das denkwürdige Treffen legt für mich nahe, dass Putin sich der Kadyrowzy nicht mehr sicher ist, die ja in Kursk Anfang August die Beine in die Hand genommen hatten. In puncto PR ist der Auftritt in Zeiten wie diesen nicht ohne Risiko. Die russische Rechte wird es übel aufnehmen, dass ihr Präsident – wenige Wochen nach einem islamistischen Massaker – in die Brutstätte des Islamismus in Russland reiste, um den Koran zu küssen.
Ebenfalls beachtlich ist die Tatsache, dass Putin in den Kaukasus statt in den bedrängten Westen gereist war, wo mittlerweile 200.000 Russen unter ukrainischer Besatzung leben bzw. evakuiert wurden. Und das, obwohl er normalerweise das Image des Kümmerers pflegt, der sich unter Umgehung von Dienstweg und Hierarchie oft auch Problemen annimmt, mit denen sich ein Staatschef objektiv nicht befassen müsste.
Das weist in meinen Augen klar daraufhin, dass die ukrainische Strategie aufgeht, Putins Herrschaft zu diskreditieren, indem man ihm im eigenen Land vorführt; denn es wird derzeit wirklich alles getan, damit die Öffentlichkeit Putin nicht mit Kursk in Verbindung bringen kann. Es scheint, als ob die 'RND'-Analyse richtig war.
(Kleines Politisieren am Rande – ich bin mal gespannt, was der westeuropäischen Rechten zu diesen Bildern einfallen wird, immerhin präsentiert sie uns Putin ja regelmäßig als Retter des "Abendlandes" …)
(25.08.2024, 09:18)lime schrieb: Erreicht die Ukraine durch diese Aktion nicht eine signifikante Verlegung der russ. Truppen wird sie ihre Offensive ausweiten müssen, was am Ende auch bedeutet noch mehr Mensch und Material einzusetzen.Einen solchen Automatismus sehe ich nicht. Das geographische Ziel der Offensive dürfte bereits gefasst und wohl auch bald erreicht sein. Wenn dem so ist, müssen die Ukrainer das Gebiet "nur" halten. Jeder Tag, den sie länger durchhalten, bindet russische Kräfte. Und selbst wenn nicht weitere Kräfte von der Front abgezogen werden sollten, würde zumindest verhindert, dass weitere aus dem Mutterland dorthin verlegt werden. Man könnte verzögern und für jeden Meter Land einen hohen Preis einfordern, mit dem Unterschied, dass es diesmal russisches statt ukrainisches Land wäre.