(Allgemein) Bundeswehr - Wunschkonzert 2024
Wenn wir schon "Wunschkonzert" spielen … will ich auch mal.

Vorsicht, langer Text.

Allgemein:
  • Streitkräftebasis, Sanitätsdienst und CIR werden komplett rückabgewickelt und wieder in die Teilstreitkräfte integriert. Die Protokolle der Weizsäcker-Kommission lassen nur einen Schluss zu: Die militärischen Organisationsbereiche als querschnittliche Dienstleister sind nicht kriegstauglich. Jeder Verband muss haben, was er braucht – ohne Diskussionen. Unabhängig und in schlanken Fähigkeitskommandos sollen nur Verbände und Einheiten mit definitiv querschnittlichen Aufgaben verbleiben (z.B. strategische Aufklärung).
  • Die materielle Ausstattung der Kampfschwimmer, die Skandale (tatsächliche und eingebildete) des KSK sowie die langhaltenden Wehen der Luftwaffe bei der Aufstellung von CSAR-Fähigkeiten legen nahe: alle Spezialkräfte der Bundeswehr gehören in einem Kommando gebündelt, das idealerweise direkt dem Generalinspekteur untersteht.
  • Die Bundeswehr ist konsequent auf das wahrscheinlichste Szenar auszurichten: Ein schneller russischer Angriff auf die baltischen Staaten und Polen. Am Konzept der Mittleren Kräfte ist im Prinzip (aber nicht im Umfang) festzuhalten. Perspektivische Auslandseinsätze haben für die Struktur keine Rolle zu spielen. Eine konventionell aufgestellte Streitmacht kann durchaus eine Zeitlang asymmetrisch Krieg führen, aber ein auf asymmetrische Kriegsführung getrimmtes Expeditionsheer kann nicht Großer Vaterländischer 2.0.
  • Die Wehrpflicht muss wieder eingeführt werden. Ich will hier keine Diskussion über das Wie vom Zaun brechen, ich habe meine Gedanken im Wehrpflicht-Faden schon geäußert, deshalb setze ich für das Folgende voraus, dass eine verfassungskonforme und effiziente Wehrersatzorganisation bis Mitte des nächsten Jahrzehnts wieder aufgebaut werden kann. Ziel ist meiner Vorstellung nach die Personalgewinnung für eine Heimatschutzorganisation, aus deren Mitgliedern das Feldheer wiederum seine Freiwilligen rekrutiert. Der Heimatschutz könnte auch den Feldersatz des Feldheeres ausbilden. Er ist nach dem Vorbild der nordischen Heimwehren möglichst dezentral aufzustellen, damit Ortskenntnis und -verwurzelung entsteht.
Heer:

Die deutsch-niederländische Heereskooperation muss zügig zu ihrem logischen Schlusspunkt gebracht werden. Sie ist politisch gewünscht und militärisch auch durchaus sinnvoll, es muss aber der gegenwärtige Schwebezustand mit seinen vielen Problemen in puncto Interoperabilität (ich sage nur: FüFu) behoben werden. Beide Landstreitkräfte müssen eine Struktur einnehmen, die auf allen Ebenen zur Führung eines großen Landkrieges geeignet ist.

Ergo: Das I. Deutsch-Niederländische Korps erhält die Manöverelemente beider Landstreitkräfte permanent zugewiesen und wird de facto zu einem deutsch-niederländischen Heer. Um Interoperabilität und Zusammenhalt zu stärken, und damit auch die Niederländer genug Führernachwuchs für Großverbände generieren können, sollte die Führung der Brigaden, Divisionen und des Korps rotierend binational besetzt werden.

Wenn man die im internationalen Vergleich recht großen deutschen Brigaden und Bataillone etwas verkleinert, kann man sogar ohne größeren Personalaufwuchs neue Verbände aufstellen, die immer noch effektiv sind (meines Wissens ist dies ohnehin bereits in Ansätzen geplant). Zugleich erhält man führigere Manöverelemente. Klar ist, dass auch die Niederländer ihre Strukturen anpassen und zusätzliches Material anschaffen bzw. Personal rekrutieren müssen. Wo eine gemeinsame Beschaffung nicht möglich ist, sollte dennoch größtmögliche Einheitlichkeit angestrebt werden.

In meiner perfekten kleinen Welt kriegt das Heer nun drei identisch gegliederte mechanisierte Divisionen, sowie eine Infanteriedivision. Jede Division verfügt über drei Kampfbrigaden, sowie als Divisionstruppen über jeweils ein Kampfunterstützungs- und ein Einsatz-/Führungsunterstützungsregiment, die ihre Bataillone nur truppendienstlich führen und im Einsatz den Kampfbrigaden ganz oder kompanieweise zur Unterstützung anweisen.

Es geht bei diesen Überlegungen nicht zuletzt darum, Wege (im In- und ins Ausland) zu verkürzen und gemeinsames Üben zu erleichtern. Übers ganze Bundesgebiet verstreute Großverbände sind wenig sinnvoll. Eine neue Zuordnung scheint mir dringend angebracht.

Anmerkung: Im Folgenden gehe ich davon aus, dass mein Vorschlag an die Stelle der unlängst begonnenen Reform tritt. An der bisherigen Bezeichnung und Nummerierung kann aus Traditionsgründen gerne festgehalten werden, ich verwende hier nur neue Bezeichnungen, um Verwechslungen zu vermeiden.

Als Beispiel, die 1. Panzerdivision umgebaut:
  • 1. Mechanisierte Division (aus 1. Panzerdivision)
    • Schwere Mechanisierte Brigade 11 (aus Panzerlehrbrigade 9)
      • Panzergrenadierbataillon 111 (aus Panzergrenadierbataillon 33)
      • Panzergrenadierbataillon 112 (aus Panzergrenadierlehrbataillon 93)
      • Panzerbataillon 113 (aus Panzerlehrbataillon 93 + Spähkompanie des Brigadeaufklärungsbataillons)
      • Panzerartilleriebataillon 114 (aus Artillerielehrbataillon 325)
      • Panzerpionierbataillon 115 (aus Teilen Pionierbrückenbataillon 130 + schweres Pionierbataillon 901)
      • Versorgungsbataillon 116 (aus Versorgungsbataillon 141
    • Schwere Mechanisierte Brigade 12 (aus Panzerbrigade 21)
      • Panzergrenadierbataillon 121 (aus Jägerbataillon 1)
      • Panzergrenadierbataillon 122 (aus Panzergrenadierbataillon 212)
      • Panzerbataillon 123 (aus Panzerbataillon 203 + Spähkompanie des Brigadeaufklärungsbataillons)
      • Panzerartilleriebataillon 124 (Neuaufstellung)
      • Panzerpionierbataillon 125 (aus Panzerpionierbataillon 1)
      • Versorgungsbataillon 126 (aus Versorgungsbataillon 7)
    • Mittlere Mechanisierte Brigade 13 (aus 13 Lichte Brigade)
      • Dragonerbataillon 131 (aus 17 Pantserinfanteriebataljon1)
      • Dragonerbataillon 132 (aus 42 Pantserinfanteriebataljon)
      • Dragonerbataillon 133 (aus Jägerbataillon 91)
      • Artilleriebataillon 134 (niederländische Neuaufstellung)
      • Pionierbataillon 135 (aus 11 Pantsergeniebataljon)
      • Versorgungsbataillon 136 (aus Brigadetruppen 13 Lichte Brigade)
    • Kampfunterstützungsregiment 1 (Neuaufstellung)
      • Raketenartilleriebataillon 11 (Neuaufstellung)
      • Flugabwehrbataillon 12 (Neuaufstellung)
      • Pionierbataillon 13 (Neuaufstellung aus Teilen Pionierbrückenbataillon 130 + Teilen ABC-Abwehrbataillon 7)
    • Einsatz-/Führungsunterstützungsregiment 1 (Neuaufstellung)
      • Nachrichtenbataillon 11 (Neuaufstellung aus den (technischen) Aufklärungskompanien der Brigadeaufklärungsbataillone + Teilen Fernmeldebataillon 610 + 4./EloKaBtl 912)
      • Fernmeldebataillon 12 (aus Fernmeldebataillon 610)
      • Versorgungsbataillon 13 (Neuaufstellung aus Teilen Logistikbataillon 161 + Teilen Sanitätsregiment 4)
Weiters, die Grobgliederung der 2. und 3. Division:
  • 2. Mechanisierte Division (aus 10. Panzergrenadierdivision)
    • Schwere Mechanisierte Brigade 21 (aus Panzerbrigade 12)
    • Schwere Mechanisierte Brigade 22 (aus 43 Gemechaniseerde Brigade)
    • Mittlere Mechanisierte Brigade 23 (Neuaufstellung aus (erweiterten) deutschen Anteilen Deutsch-Französische Brigade)
    • Kampfunterstützungsregiment 2 (Neuaufstellung)
    • Einsatz-/Führungsunterstützungsregiment 2 (Neuaufstellung)
  • 3. Mechanisierte Division (Neuaufstellung)
    • Schwere Mechanisierte Brigade 31 (neue "neue Litauen-Brigade")
    • Schwere Mechanisierte Brigade 32 (aus Panzergrenadierbrigade 37)
    • Mittlere Mechanisierte Brigade 33 (aus Panzergrenadierbrigade 41)
    • Kampfunterstützungsregiment 3 (Neuaufstellung)
    • Einsatz-/Führungsunterstützungsregiment 3 (Neuaufstellung)
Das Panzergrenadierbataillon ist in dieser Modellgliederung mit 44 SPz Puma S1 und wenigstens 8 PzMrs Boxer NEMO auszustatten. (Ein Kettenfahrzeug wäre wünschenswerter, ist aber wohl nicht realisierbar. Bevor man da versucht, einen Mörser auf den Puma zu setzen, nimmt man lieber die verfügbare Lösung und findet sich mit den leichten Mobilitätseinbußen ab.)

Das Panzerbataillon erhält mindestens 44 KPz Leopard 2A7/A8. Die 5./ als Panzerspähkompanie ist entweder mit einem hinreichend durchsetzungsfähigen neuen Spähpanzer (z.B. EBRC) oder weiteren Leopard 2 auszustatten.

Das Panzerartilleriebataillon bekommt 18 PzH 2000, das Artilleriebataillon der mittleren Brigaden 18 RCH 155.

Das Dragonerbataillon erhält 44 SPz Boxer und 8 PzMrs Boxer NEMO. Auf den WaTrg würde ich verzichten und stattdessen das Einsatzmittel durchweg als SPz auslegen. Freilich müssen so viele Fahrzeuge in jedem Bataillon wie möglich über PALR verfügen.

Das Raketenartilleriebataillon der Divisionstruppen bekommt 18 GMARS oder Puls, beide Lösungen haben Vor- und Nachteile.

Das Flugabwehrbataillon erhält 16 Skyranger 30 und 8 IRIS-T SLS auf Boxer.

Jedes Pionierbataillon auf Divisionsebene ist mit eigenen amphibischen Fähigkeiten auszustatten. Es braucht viel mehr Amphibien M3, am besten in der geschützten Variante. Der Ukrainekrieg hat gezeigt, dass das Übersetzen über Gewässer heute nur noch im raschen Fährbetrieb funktioniert. Brücken werden aufgeklärt und vernichtet.

"Meine" hypothetische 4. Infanteriedivision in der Grobgliederung:
  • 4. Infanteriedivision (aus Division Schnelle Kräfte, Gebirgsjägerbrigade 23)
    • Luftlandebrigade 41 (aus Luftlandebrigade 1)
    • Luftlandebrigade 42 (aus 11 Luchtmobiele Brigade)
    • Gebirgsbrigade 43 (aus Gebirgsjägerbrigade 23)
    • Kampfunterstützungsregiment 4 (Neuaufstellung)
    • Einsatz-/Führungsunterstützungsregiment 4 (Neuaufstellung)

Die drei "leichten" Brigaden sind mit organischem Steilfeuer auszustatten. Dieses wird zwar immer verwundbarer, aber der Ukrainekrieg hat gezeigt, dass sogar gezogene Haubitzen noch einen gewissen Einsatzwert haben.

Die Heeresflieger sind in einem deutsch-niederländischen Fähigkeitskommando zu bündeln, das dem Korps direkt unterstehen kann.

Das Korps ist dringend mit einem Raketenartillerieregiment auszustatten, das auf Entfernungen bis 500 km wirken kann.

Für die Heimatschutzorganisation stelle ich mir eine Gliederung in Bataillone vor, wobei sich die genaue Ausgestaltung anhand der Geographie und Siedlungstypen bemessen würde. In jedem Fall sollte im Vergleich zur heutigen Heimatschutzorganisation angestrebt werden, dass jedes Bataillon über eine Art Alarmabteilung verfügt, z.B. über je 1 Kompanie, die das volle infanteristische Spektrum und nicht nur Objektschutz beherrscht, und kurzfristig mobilisiert werden kann.

Wichtig ist vor diesem Hintergrund auch, dass endlich mal die Rechtslage entsprechend angepasst wird. Denn mit den Steinen, die Arbeitnehmern heute in den Weg gelegt werden dürfen, wenn sie sich in der Reservistenarbeit engagieren wollen, ist keine Reserve zu stemmen.

Luftwaffe:

Bei der Luftwaffel sehe ich aus meiner primitiven Perspektive gar keinen allzu großen Veränderungsbedarf – außer, dass die bodengebundene Flugabwehr weiter zu stärken und der Tornado im Zahlenverhältnis von 1:1 durch F-35 zu ersetzen ist. Es ist zu prüfen, ob die EloKa-Fähigkeiten der F-35 nicht bereits ausreichen, und das Projekt Typhoon ECR aufgegeben werden kann.

Marine:

Bei der Marine sind vor allem die Fregatten der Klasse F125 auf maximal zwei Schiffe zu reduzieren. Die Klasse hat in meinen Augen schon ihre Daseinsberechtigung, aber bindet zu große Ressourcen an Menschen und Material.

Insgesamt muss man aber von diesem Riesenwuchs deutscher Schiffsklassen wegkommen. Ich gehöre nicht zu denen, die nur Tonnen und VLS-Zellen zählen, und sich über angebliche Kolonialkreuzer mokieren; natürlich hat der Ansatz auch seine Vorteile; aber er ist schlichtweg zu teuer.
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Bundeswehr - Wunschkonzert 2024 - von ObiBiber - 08.01.2024, 16:50
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