07.08.2024, 16:32
(06.08.2024, 13:38)Broensen schrieb: Es stellt sich dabei für mich die Frage des erforderlichen Aufwands und damit verbunden der Reaktionszeiten und der Raumabdeckung. Bemannte Einheiten -insbesondere Helikopter- können nur unter größerem Aufwand so permanent im Einsatzraum vorgehalten werden wie das für UAV der Fall ist. Es ist also schon sehr relevant, ob ich Torpedos auch durch landgestützte MALE-UAV im Nordmeer einsetzen kann, oder ob ich dafür Hubschrauber einsetzen muss. Ja, MPAs gibt's natürlich auch noch, aber da kommt man bei der Quantität schnell an Leistungsgrenzen, wenn man allein damit große Räume überwachen will und von gefährdeten Lufträumen sollte man mit denen auch Abstand halten.
Ich kann deine Prämisse nicht nachvollziehen. Es gibt den Dualismus aus Hubschrauber und Flugzeug, erstere haben im Vergleich zu letzteren typischerweise eine geringere Reichweite, Ausdauer und Reaktionsgeschwindigkeit, sind dafür deutlich weniger Infrastrukturabhängig und besitzen die Fähigkeit zum Schwebeflug, was den Einsatz eines Tauchsonars ermöglicht. Ob die Systeme bemannt sind oder nicht spielt bei dieser Liste erstmal keine Rolle, eine MALE-Drohne ist in dem Kontext prinzipiell den gleichen Vor- und Nachteilen unterworfen wie eben das MPA. Warum also der Vergleich mit dem Hubschrauber? Der ist doch nicht der Status Quo bei Aufgaben und in Einsatzräumen, in denen "Reaktionszeit und Raumabdeckung" die sehr hohe Priorität genießen.
Ganz prinzipiell betrachtest du die Rolle von Drohnen in der Seekriegsführung in meinen Augen aus der falschen Perspektive, wenn du hier irgendwelche Grundauslegung von Luftfahrzeugen wild vergleichst. Aus der rein technischen Perspektive ist der Unterschied zwischen einem bemannten und einem unbemannten System erstmal nur die Person bzw. die Personen an Bord. Die tatsächlichen grundsätzlichen Einsatzunterschiede beschränken sich also auf die hier bereits erwähnten Fragen der Flugsicherheit, Datenverarbeitung und der finalen Handlungskontrolle, und natürlich der Leistungsdaten, die sich typspezifisch vor allem aus einer Auslegung ergeben, die in der Form bemannt nicht oder nicht sinnvoll umgesetzt werden kann.
Vielleicht verstehe ich dich ja auch mal wieder falsch, aber auf diese Punkte läuft es letztlich hinaus. Und diese sollten auch die Bewertungsgrundlage für irgendwelche Einsatzkonzepte sein. Wenn du also feststellst, dass Hubschrauber nicht das "effizienteste Haupteinsatzmittel" für Nordmeer und Ostsee darstellen, dann fällt es mir schwer, eine solche Aussage überhaupt "richtig" oder "falsch" zu nennen, weil sie letztlich viel zu unspezifisch ist und das Wesen von ASW nicht sinnvoll abbildet. Und das obwohl mir schon klar ist (denke ich jedenfalls), auf was du damit hinaus willst.
Im Endeffekt geht es erstmal darum, durch was ist das Einsatzgebiet gekennzeichnet (Ausdehnung, Abstützpunkte und Distanzen, Topographie und Wetter, Bedrohungslage) und welcher Aufwand soll zur Überwachung und gegebenenfalls Bekämpfung betrieben werden. Dabei ist unabhängig von konkreten Leistungen und etwaigen Strukturextrapolierungen klar, dass der aktuelle Mittelmix nur deshalb existiert, weil jedes Instrument individuelle Vorteile bietet. Und das ist alles erstmal völlig unabhängig davon, welche Teile des Orchesters nun bemannt oder unbemannt sind.
Langer Rede kurzer Sinn, wenn du den Bordhubschrauber ersetzen willst, dann entweder wesensgleich, oder durch Herausnahme einzelner Fähigkeiten. Letzteres kann man immer machen, mit allem. Entscheidend ist also erstmal, wie sinnvoll das ist. Und dabei spielt es gar keine Rolle, ob wir nun über bemannte oder unbemannte Systeme sprechen.
Zitat:Es drängt sich halt aufgrund von Konzepten wie dem portugiesischen MPSS die Diskussion auf, den schiffsgestützten Einsatz von UAVs auch dann vorzusehen, wenn man sonst keine Flugzeugträger-Ambitionen hat, bzw. solche einfach finanziell nicht realistisch wären.
Gerade was das portugiesische Schiff angeht muss aber mehr als nur Einsatzkonzepte betrachtet werden. Von daher finde ich das eine schwierige Referenz.
(07.08.2024, 01:53)Broensen schrieb: Wie seht ihr die Einsatzmöglichkeiten bspw. einer Luna NG von einer Fregatte aus, also hinsichtlich Start und Landung? (...)
Ergibt es Sinn, die Luna NG dafür zu navalisieren oder gibt es sinnvolle Alternativen marktverfügbar?
Die französische Marine nutzt beispielsweise Airbus Aliaca (ähnliche Kategorie wie Luna NG) in einer solchen Konfiguration, mit etwas Zeit könnte ich dir eine ganze Historie solcher Systeme niederschreiben (nein, die Zeit habe ich nicht). Vereinfacht gesagt, in der Größenkategorie ergeben derartige Systeme im Bereich IKM insbesondere für die Aufklärung Sinn. Die Frage wäre, bis zu welcher Größe Starrflügler entsprechend einsetzbar wären, und was diese dann für Leistungen zeigen bzw. Nutzlasten mitführen könnten. Auch und gerade im vergleich zu entsprechenden VTOL-Drohnen bzw. katapultgestartete, senkrecht landenden Wandelflugzeugen (die Auslegungsvorteile bieten könnten).