06.08.2024, 13:38
(06.08.2024, 07:09)Helios schrieb: Ich verstehe gerade gar nicht, auf was du hinaus willst.Ich überprüfe mal wieder meinen Standpunkt durch hinterfragen meines vermeintlichen Wissensstands.
Die Debatte im MUsE-Strang hat mich dazu verleitet, mir mal ein besseres Bild davon zu machen, wie UAV insbesondere im ASW sinnvoll eingesetzt werden können und ob es dafür eine Schiffsplattform braucht, was ja auch eine für MUsE diskutierte Fähigkeit ist. Dafür muss man nun erstmal wissen, welche sinnvoll nutzbaren Fähigkeiten von UAV bereitgestellt werden können und welche Drohnendimensionen das mit sich bringt.
Daraus ergibt sich dann zum Einen die erforderliche Infrastruktur -und damit die Größe und Auslegung einer entsprechenden Schiffsplattform- sowie zum Anderen auch die Überlegung, welche Alternativen es zu so einer Schiffsplattform gibt.
Die Dimensionen für einen sinnvollen Einsatz über den Nahbereich und rein optische Aufklärung hinaus, scheinen sich nun in Richtung von Nutzlasten im Tonnen-Bereich zu bewegen. Die Leistungswerte solcher UAV legen dann einen landgestützten Einsatz für die ASW-relevanten Haupteinsatzgebiete der Deutschen Marine nahe.
Daraus kann ich für die ursprünglichen Überlegungen zu MUsE ableiten, dass es sich bei den dort zu unterstützenden UAV nur um kleine Systeme handeln kann, wie sie eigentlich von jeder schwimmenden Einheit eingesetzt werden können. Der Einsatz größerer Starrflügler-UAV scheint mir lediglich in der Expeditionskriegsführung relevant.
Zitat:Sonobojen und Torpedos kannst du, zusätzlich zu weiterer Sensorik, "schon immer" von Land aus über große Distanzen einsetzen.Es stellt sich dabei für mich die Frage des erforderlichen Aufwands und damit verbunden der Reaktionszeiten und der Raumabdeckung. Bemannte Einheiten -insbesondere Helikopter- können nur unter größerem Aufwand so permanent im Einsatzraum vorgehalten werden wie das für UAV der Fall ist. Es ist also schon sehr relevant, ob ich Torpedos auch durch landgestützte MALE-UAV im Nordmeer einsetzen kann, oder ob ich dafür Hubschrauber einsetzen muss. Ja, MPAs gibt's natürlich auch noch, aber da kommt man bei der Quantität schnell an Leistungsgrenzen, wenn man allein damit große Räume überwachen will und von gefährdeten Lufträumen sollte man mit denen auch Abstand halten.
Zitat:Weder hat das in der Vergangenheit den Hubschrauber für den bordgestützten Einsatz obsolet gemacht, noch wird das in Zukunft passieren, zumal ein Tauchsonar nun auch keine allzu irrelevante Fähigkeit ist. Nur weil die Systeme jetzt nach und nach unbemannt werden ändert sich am grundsätzlichen nichts.Natürlich, ich lote ja auch gerade aus, inwieweit es Möglichkeiten gibt, die Hubschrauber-Aufgaben im ASW auch durch unbemannte Systeme zu erbringen, eben weil das wichtige Aufgaben sind. Nur werden Bordhubschrauber, die einen großen Fußabdruck verursachen (Schiff, Crew, Treibstoff, Wartung etc.), mit ihrer begrenzten Einsatzdauer und dem hohen Betriebsaufwand an Bord der Schiffe eben schnell zum limitierenden Faktor in einem ASW-Verbund. Obsolet werden sie sicher so schnell nicht werden, zumal sie eine extrem große Vielseitigkeit auch für andere Aufgaben mit sich bringen und gerade im Expeditionseinsatz eigentlich kaum zu ersetzen sein werden. Aber für einen "regulären" ASW-Einsatzraum, den man mehr oder weniger permanent abdecken will -also in unserem Fall Nordmeer und Ostsee- ist das mMn nicht das effizienteste Haupteinsatzmittel, sondern sollte dort eher als eine Art Reserve oder zur Schwerpunktbildung vorgehalten werden, während der reguläre Auftrag primär durch weitreichendere, ausdauerndere Systeme erfüllt werden kann.
Zitat:"Drohnenträger" ist doch auch nur ein neumodischer Scheinbegriff, es sind einfach klassische Flugzeug- oder Hubschrauberträger, die allenfalls in der Größe skalieren weil die Systeme unbemannt kleiner ausfallen können, und die technisch vereinfacht werden, was auf Kosten der Einzelsystemleistung geht. Sie zu brauchen, wenn es bisher auch ohne funktionierte, ist dabei an sich schon schwierig. Allenfalls könnten sie schon immer sinnvoll, aber unbezahlbar gewesen sein.Widersprechen kann ich da nicht. "Brauchen" ist natürlich relativ und bezieht sich immer auf eine definierte Ambition, die wiederum durch materielle Ressourcen u.a. Parameter bestimmt wird.
Es drängt sich halt aufgrund von Konzepten wie dem portugiesischen MPSS die Diskussion auf, den schiffsgestützten Einsatz von UAVs auch dann vorzusehen, wenn man sonst keine Flugzeugträger-Ambitionen hat, bzw. solche einfach finanziell nicht realistisch wären. Das zeigt sich ja auch bei der MUsE-Debatte, in der man die vermeintlich erforderlichen UAV-Kapazitäten eines Tenders als Argument dafür einbringt, einen Hubschrauberträger für MilEvac zu bekommen.
Ich wollte daher mal ausloten, ob das für Deutschland eine sinnvolle Überlegung ist oder nicht. Ob man bspw. feststellen kann, dass ein kleiner UAV-Träger im ASW einen so großen Beitrag leisten könnte, dass sich Anschaffung und Betrieb dafür lohnen würden. Bisher komme ich da zu dem Schluss, dass UAV einer mittleren Größe solch eine Beschaffung mangels relevanter Einsatzmöglichkeiten (für Deutschland) nicht rechtfertigen, während die für uns sinnvoll nutzbaren Systeme zu groß sind für Schiffe in der Größe eines MPSS oder einer MUsE und ohnehin auch von Land aus eingesetzt werden können. Kleinere Drohnen hingegen benötigen keine Schiffskapazitäten, die über das hinausgehen, was man für Hubschrauber ohnehin vorhält, bzw. bei den Korvetten schon explizit eingeplant hat.