Rolle von UAV in der Seekriegsführung
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Danke für eure Beiträge.
(04.08.2024, 22:44)Quintus Fabius schrieb: die Idee eines Gleit-Torpedos ..., der über eine längere Strecke durch die Luft verlegt, dann ins Wasser geht und dort dann als Unterwasserdrohne das Ziel angreift.
Interessant aufgrund der großen Abwurfhöhe einer MALE-Drohne und der sich daraus ergebenden Reichweite im Vergleich zu VL-ASROC oder von Hubschraubern gestarteten Torpedos.
Zitat:Meiner Meinung nach darf man die Seekriegsführung nicht von der Luftkriegsführung trennen, da beide derart eng miteinander verzahnt sind. Habe ich die Lufthoheit, kann der Feind mit seinen Kriegsschiffen meiner Einschätzung nach nur noch schwer agieren, ungeachtet irgendwelcher AAW Fähigkeiten auf seinen Schiffen.
Dahingehend unterscheidet sich die See- kaum von der Landkriegsführung.
Zitat:Entsprechend werden Drohnen immens wichtig werden, um diese Lufthoheit über dem Wasser zu erringen, insbesondere auch als Sensorplattformen um "weiter hinten" befindlichen Kampfflugzeugen Daten zu übermitteln. Desweiteren kann durch Drohnen welche die Kampfflugzeuge begleiten (ala Loyal Wingman etc) die Kampfkraft dieser erhöht werden, also werden UAV eine sehr große Role für den Luftkrieg über dem Wasser spielen.
Das sind mMn Aspekte für UCAV in der Art des von dir ja auch genannten Loyal Wingman und weniger von klassischen MALE-UAV. Die Wingmen würde ich aber weniger mit speziellen Seekriegsaufgaben sehen, sondern lediglich mit ihrer Rolle in der Luftkriegsführung, die sie natürlich auch über Wasser einnehmen werden. Darum geht es mir hier aber nicht, sondern explizit um die Seekriegs-spezifischen Verwendungen.
Zitat:Und da man sie nunmal schon dafür hat, verbleibt also nur die Frage, was die gleichen eigentlich primär für den Luftkrieg angedachten Drohnen gegen reine Seeziele leisten können.
Sicher kann man da auch -vergleichbar den MarineJaBos- SeezielFK wie den JFS integrieren und ECR/Eloka/SignInt/Radar in der Seekriegsführung mit nutzen, aber das alles sind für mich kein Marine-spezifischen Verwendungen.
Zitat:Rein persönlich sehe ich sie da ebenfalls eher in einer Rolle als Aufklärer und als Träger von Raketen die dadurch eine höhere Reichweite und erweiterte Möglichkeiten erhalten, weil sie von hoch oben aus eingesetzt werden.
Das sind ja klassische MPA-Aufgaben. Die interessante Fragestellung wird sein, wie effektiv MALE-Drohnen dabei im Vergleich mit bemannten MPAs abschneiden werden, was natürlich von Nutzlast und Ausdauer abhängt, aber auch insbesondere von den Kommunikationsmitteln und der dadurch möglichen Datenauswertung. In der Ostsee wird die Kommunikationssicherheit wohl die größte Herausforderung, alles andere lässt sich da durch Quantität lösen. (Die man natürlich auch erstmal gewährleisten muss)
(04.08.2024, 22:48)Kos schrieb: Das ist auf alle Fälle ein sehr heisses Thema, siehe z.B. Esut und Hartpunkt. Hier steht, dass Japan einen Beobachterstatus bei der Eurodrohne hat, mit dem Interesse an Seeraumüberwachung und U-Boot-Jagd.
Danke, da war bisher wohl einiges an mir vorbei gegangen.
Zitat:Durch die hohen Standzeiten im Einsatzgebiet, verbunden mit der Möglichkeit circa 2 Tonnen Nutzlast mitzunehmen werden MALE-Drohnen in der Seekriegsführung sehr wichtig, vor allem in Seegebieten wo der Gegner quasi keine Luftverteidigungsfähigkeiten hat, wie bei der Jagd russischer UBoote im Nordmeer und Atlantik. Dazu ermöglicht die längere Durchhaltefähigkeit von MALE-Drohnen und ihr geringerer Preis und Unterhalt im Verhältnis zu MPAs eine viel umfassendere Überwachung von Seegebieten als es bisher möglich ist.
Da schließt sich dann für mich die Frage an: Lässt sich perspektivisch auch im Einsatzraum GIUK/Nordmeer eine großräumige Abdeckung allein mit landgestützten MALE-UAV bewerkstelligen? Oder würde das auf dem Leistungsniveau der EuroMALE noch eine schwimmende Plattform im Einsatzraum, also einen entsprechenden Drohnenträger erfordern?
(05.08.2024, 08:04)Helios schrieb: Drohnen mit maritimer Ausrichtung ... und auch erste Konzepte für die Eurodrohne. Hinsichtlich der Sensoren gehört dabei neben den üblichen EO-Systemen ein leistungsfähiges Radar für die Oberflächenaufklärung zum aktuellen Standard.
...
Ein weiteres großes, in meinen Augen nicht zu unterschätzendes Problem sind die bei der Aufklärung entstehenden Datenmengen und deren Interpretation. Trotz signifikanter Verbesserungen im KI-Bereich ist ein Verzicht auf eine menschliche Auswertung in meinen Augen nicht absehbar, entsprechend relevant ist die Sicherheit und gesicherte Bandbreite von Datenverbindungen. Gerade unter Kriegsbedingungen ist das alles andere als trivial, schon im Frieden dürfen die Anforderungen nicht unterschätzt werden.
Da befürchte ich auch große Einschränkungen hinsichtlich des Einsatzes von UAV als Sensorplattformen ohne begleitende bemannte MPAs. Das wird wohl noch eine gewisse Zeit erforderlich bleiben.
Zitat:Die deutsche Marine will eigene Langstreckendrohnen zur Ergänzung der P-8 anschaffen, ...Interimslösung auf Heron-Basis bei einer langfristigen Nutzung der Eurodrohne
Andere Systeme in Erwägung zu ziehen, würde ich auch nicht für sinnvoll erachten, da wir sonst nie eine relevante Quantität erlangen werden. Die Heron sind halt da und müssen jetzt erstmal als Platzhalter dienen, aber eigentlich sollten wir uns auf die EuroMALE RPAS konzentrieren und von der eine hohe Stückzahl in möglichst vielen Verwendungen anstreben. Bei uns dauern die Beschaffungen einfach zu lange und erfolgen in zu geringen Mengen, um da die Ressourcen zu verteilen.
Zitat:Auch als Ergänzung der P-8A wurde bereits relativ früh mit einer begleitenden Drohne geplant, die ohne Kompromittierung der Poseidon im Bedarfsfall zusätzliche ASW-Sensorik bereit stellt. ...
Welche zusätzlichen Sensoren oder Effektoren möglich sind hängt primär von der Zuladung der Drohnen ab. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, beispielsweise ein MAD zu integrieren, oder Torpedos mitzuführen.
Ich bin da nicht so gut informiert, gibt es noch andere Möglichkeiten, aus der Luft getauchte U-Boote aufzuklären als über MAD, Sonarbojen und Periskoportung?

Tauch- und Schleppsonar würden ja eher Drehflügler-UAVs erfordern, deren Reichweite sehr einschränkend wirkt. Wie seht ihr diesbezüglich Kipprotor-Konstruktionen, könnte man da perspektivisch eine leistungsstärkere Alternative zum ASW-Hubschrauber finden? Außer dem Bell Eagle Eye ist mir in der Richtung nichts bekannt.
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RE: Rolle von UAV in der Seekriegsführung - von Broensen - 05.08.2024, 17:12

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