05.08.2024, 11:44
(05.08.2024, 00:50)Broensen schrieb: Effektiver wäre es, den nächsten Eskalationsschritt des Gegners voraus zu sehen und mit dem eigenen Schlag die Ausgangsbasis dafür zu zerstören. Also bspw. ein israelischer Schlag nicht gegen Atom- und Öl-Anlagen, sondern gegen Raketenstellungen. (Was natürlich im Iran nicht so einfach ist.)
Die Bekämpfung von einzelnen Raketenstellungen hat keinen militärischen Effekt. Wäre symbolisch und würde dem Iran die Möglichkeit geben die Kampfhandlungen wieder einzustellen.
(05.08.2024, 04:46)Schneemann schrieb: Sollte es zu einer umfassenden Auseinandersetzung kommen, so ist der alleinig Schuldige hier der Iran.
Wie gut, dass wir das schon mal klären konnten.
Zitat:Er ist und war es, der diesen Konflikt künstlich herbeigeredet hat. Bis 1979 waren die Beziehungen zwischen Iran und Israel im Grunde relativ gut, ja teils sogar von konstruktiver Zusammenarbeit begleitet.
Der Iran von 1970 ist aber nicht der selbe wie von 1979+. In vielerlei Hinsicht ist er das nicht.
Die Rolle Irans von 1970 ist im US Nahostgefüge vergleichbar mit der Rolle Saudi Arabiens von 1979+.
Zitat:Und andererseits konnte man so auch noch etwas bei den arabischen (sunnitischen) Anrainern punkten, denen die schiitische Revolution und das persische Gottesstaatsmodell zutiefst suspekt waren.
Die Monarchien des mittleren Ostens wurden ideologiefrei gehalten und dadurch nicht zuletzt auch militärisch, organisatorisch, gesellschaftlich hinreichend degeneriert und die Führungen in Abhängigkeit gehalten. Ideologisches Potential (extremistische Sunniten) haben die Könige nach außen (Afghanistan, Palästina, Syrien, Irak, Zentralasien, Afrika) kanalisiert und damit innervertraglich eine Übereinkunft gefunden.
Die schiitischen Milizen sind jeweils in den Staaten in denen sie präsent sind Basisdemokratisch bis in die Regierungen mit einer begleitenden Ideologie hinein vertreten. Sicherlich stellt der Iran damit als Vorbild ein Problem dar, darf aus US Sicht gar nicht erfolgreich damit sein und umgekehrt.
Die Situation und das Verhalten Irans ist historisch erklärbar. Das Gegenkonzept, die Ideologie, die sie im Gegensatz zu den Golf-Arabern mitbringen ist für die dortigen Monarchien als bedrohlich zu betrachten.
Zitat:Insofern: Dieser Konflikt ist künstlich erzeugt und er ist einer der überflüssigsten der jüngeren Menschheitsgeschichte.
Gibt es denn auch nicht künstlich erzeugte Konflikte?
Zitat:1. Man kann einen Konflikt künstlich erzeugen oder aus propagandistischem Kalkül am Köcheln erhalten, aber man sollte ihn dann auch kontrollieren können. Der Iran verliert jedoch aktuell mehr und mehr die Kontrolle über sein künstlich erschaffenes Konstrukt, da er zunehmend nur mehr reagiert, aber nicht mehr agiert.
Der Nahostkonflikt ist Irans Konflikt, den er künstlich am köcheln hält? Die These ist völlig absurd.
Der Iran hat DIESEN Konflikt (Israel-Palästinenser) zu keinem Zeitpunkt "kontrolliert". Und was man nicht hat, kann man auch nicht verlieren. Es ist zweifelsohne so das Israel die Kontrolle über den eigenen Haustürkonflikt entglitten ist.
Zitat:Denn der Iran wird auch von einzelnen Ereignissen im Rahmen der Verselbstständigung seines selbst erschaffenen Konfliktes immer mehr überrascht.
Es ist und bleibt absurd den Iran für den unnötigen, erfolglosen Krieg Israels mit der Hamas aufgrund des 7.10. verantwortlich zu machen. Da können wir auch Polen für den Reichstagsbrand verantwortlich machen. Dass man den Palästinensern beisteht ist Wirkung, aber nicht Ursache. Der Iran ist auch nicht der Grund fürs Israels Scheitern. Der Iran ist die Lösung. Für Israel. Und deshalb redest Du auch so.
Zitat:Und wie sagte es Friedrich der Große einmal? Es ist verzeihlich, wenn man besiegt wird [das bezog er auf eine einzelne Schlacht], es ist aber unverzeihlich, wenn man überrascht wird [wobei er das auf einen Krieg bezog].
"Ja. Das ist immer sehr ärgerlich, Eure Durchlaucht."
Potential für Überraschungen bestehen immer. Wenn ich mir die beteiligten Länder anschaue, dann besteht da durchaus Potential was das betrifft. Alles ist möglich. Israel selbst und seine Kriegsgegner sind für einen Krieg halbwegs richtig positioniert und bewaffnet. Die USA verdoppeln mit 4000 Mann gerade ihr Kontingent. Souverän finde ich es von Israel sein im militärischen Rückwärtsgang befindliches Mutterland quasi gewaltsam ins Loch zu ziehen. Wer hier auf dem falschen Fuß landet, weiß ich noch gar nicht so recht.
Zitat:2. Man mag diesen Konflikt in Teheran als "großes (Schach-)Spiel" ansehen, aber man hat vom Gegenüber nichts verstanden. Während man in Iran sich zumindest im Ansatz relativ entspannt zurücklehnen kann - nach dem Motto: irgendwann werden die "Zionisten" schon nachgeben -, und in gewisser Weise ist man ja auch recht sicher (zumindest vor einer Bodeninvasion), ist es für den Gegenüber kein Spiel, sondern bitterster Ernst. Spätestens seit dem 7. Oktober - und dieses Massaker war eine Zäsur - sind die Israelis sich sicher, dass der Gegner sie umbringen will und wird, sofern er die Chance bekommt, und sie haben auch kein "Rückzugsgebiet" irgendwohin. D. h. sie werden notfalls kämpfen bis zum äußersten und sie werden auch keinen Millimeter nachgeben. Und das scheint man in Teheran nicht verstanden zu haben - was für einen kommenden Krieg sehr nachteilig werden kann...
Bis Israel auf die Idee gekommen ist den Iran direkt anzugreifen, war das so. Der Iran muss aus Selbstschutz diese Rote Linie nachziehen. Der Iran wird nicht zu einem Selbstbedienungsladen wie wie Syrien, Libanon und Irak wo jeder meint er könnte bomben wen oder was er will. Das funktioniert so nicht mit dem Iran bei den aktuellen Machtverhältnissen. Da überschätzt sich Israel und seine Bündnispartner, dass sich das etablieren lässt.