03.08.2024, 11:52
Zitat:Riesige Massendemonstrationen und Trauerbekundungen für Haniyah in Sanaa. Zehntausende Iraner bei Trauerfeier in Teheran. Für einen sunnitisch-arabischen Führer wohlgemerkt.Da könnte man nun schon fragen, wem die Ermordung Hanijas genutzt hat? Ich meine, es ist bislang immer noch unklar, wer genau hinter der Tat steckt, wie sie genau ablief und welches Komplott ggf. dahintersteckt (wer kann einen Sprengsatz mitten im engmaschig überwachten Gästehaus des IRGC platzieren, wo eine stark gefährdete Person, von deren Gefährdung man wusste, untergebracht war?), aber es ist ersichtlich, dass die Tötung des Hamas-Chefs die arabischen bzw. sunnitischen Staaten zumindest recht stark hinter der iranischen Position vereinigt bzw. "auf Linie bringt". Das war zuvor entweder gar nicht oder nur sehr bedingt der Fall.
Die Vertreter Palästinas, Syriens und Irans sind bei der Anrufung des Sicherheitsrats wg. der US-israelischen Eskalation in Nahost symbolisch, Schild neben Schild, zusammengerückt.
Ägypten hat den israelischen Bombenanschlag als Zeichen des mangelnden Interesse Israels an einer politischen Lösung bezeichnet. Die waren ja auch bei den Verhandlungen dabei und können das im Kontext beurteilen. In der Tonlage bzw. in der Wortwahl recht scharfe Worte gegen Israel u.a. aus Tunesien, Algerien, Pakistan, Türkei, sogar China und Russland. Selbst Jordanien sieht sich genötigt, das Attentat zu verurteilen und unterstützt den iranischen Antrag einer Sondersitzung der Organisation Islamischer Staaten (OIC).
Und dieser ganze Aufruhr wegen eines toten Terroristen lässt zudem das Gefühl aufkommen, dass es völlig egal ist, wer hinter dem Attentat steckt - denn es hat seinen "strategischen" Zweck erfüllt, völlig egal ob nun der Mossad tatsächlich die Fäden zog oder nicht. Gleichwohl sollte man aber wegen eines Attentats, dessen Hintergründe immer noch dezidiert unklar sind, nicht Hals über Kopf einen Konflikt lostreten, von dem man nicht wissen kann, wie er ausgeht. Man sollte sich also davor hüten, in der Tötung Hanijas eine Art von Sarajewo-1914-Moment sehen zu wollen...
Schneemann