Turk-sprachige Staaten
(30.07.2024, 12:56)Kongo Erich schrieb: Ich weiß nicht, wie gut Du türkisch sprichst.
Gute Bekannte von mir - die selbst aus der Türkei stammen - haben mir bestätigt, dass etwa die Azeris faktisch reines "osmanisches türkisch" sprechen, ähnlich wie sich Deutsche aus unterschiedlichen Dialektgebieten nicht zwingend über den regionalen Dialekt, aber problemlos über das gemeinsame Hochdeutsch verständigen können.

Also ich spreche Türkisch so gut, dass ich mich in der Westtürkei problemlos unterhalten kann. Mit Azeris habe ich auch Schwierigkeiten, vielleicht kann man es ein bisschen so mit stark im Dialekt redenden Bayern vergleichen. Wohl gemerkt ging es hier aber um alle Turkvölker und nicht nur um das vergleichsweise kleine Aserbaidschan. Bei den anderen kommen aber noch starke russische Einflüsse und andere Änderungen hinzu, sodass man es vielleicht mit Deutsch-Niederländisch vergleichen kann. Das sind aber tatsächlich verschiedene Sprachen und eben nicht nur verschiedene Dialekte. Übrigens ist Osmansich-Türkisch in der Türkei ein wählbares Schulfach. Ich kenne jemanden, der das gelernt hat bzw. versuchte. Auch Osmanisch Türkisch wird gesprochen nicht mehr ganz so einfach verstanden, wie modernes Türkisch.

Meine Lieblingsanekdote zu dieser Thematik ist dieses Video von Teoman, einem berühmten türkischen Sänger, der in Baku nicht einmal die einfache Frage "Wie geht es dir?" versteht. So unterschiedlich sind die Aussprachen des angeblich gleichen Türkisch... https://www.youtube.com/watch?v=R6dwQAbu48k

Zitat:Dennoch gibt es ein durchaus verbreitetes Gefühl der "Zusammengehörigkeit" zwischen den einzelnen türkischen Völkern.

Das verneine ich ja gar nicht, aber es gibt auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen den Skandinavischen Ländern, obwohl Finnen und Norweger sehr unterschiedliche Völker sind, Es gibt auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Deutschen und Spaniern, Italienern und Griechen, weil man gemeinsam in der EU ist oder in den Ländern Urlaub macht. Warum soll es also nicht auch ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Türken und anderen Europäern geben, weil man zusammen in der NATO ist und eines Tages vielleicht auch zusammen in der EU? Ach ja, genau dieses Gefühl gibt es ja schon, aber eben nicht bei allen, sondern bei eben den westlich geprägten Türken und nicht den islamisch-konservativen oder den Rechts-Nationalistischen. Aber genau das war ja die Ausgangsfrage, dass eben nach einem Machtwechsel zugunsten der westlich-orientierten (man spricht auch von "weißen Türken") eben diese Richtung, in der ein gesellschaftliches ZUsammengehörigkeitsgefühl propagiert, forciert wird, weg von arabischen Glaubensbrüdern (wie bei Erdogan) und weg von potenziellen Turan-Staaten (MHP) hin zu Europa/NATO möglich ist.
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