20.07.2024, 21:54
(20.07.2024, 19:28)Schneemann schrieb: ...da möchte ich Dir gar nicht widersprechen. Der ukrainische Widerstand gegen die russischen Okkupation bestätigt Deine Einschätzung.
Und wie gesagt: Auch wenn es verdammt schwierig ist, Demokratien "zum Jagen zu tragen", sollte man bei aller Kritik an der "Verlotterung" und "Kriegsunfähigkeit" freie Staaten nie unterschätzen. Sie regen sich eben lange nicht oder wirken unfähig und träge, aber wenn sie existenziell bedroht werden und wenn die "Messlatte" hoch genug liegt, sollte man sie nicht unterschätzen.
Schneemann
Ich möchte sogar noch weiter gehen und diese Motivation der "existentiellen Bedrohung" allen Gesellschaften zuordnen.
Dazu würde ich ein anderes "typisches" Beispiel nehmen:
Der Vietnam-Krieg ist vor allem hier "im Westen" vordergründig als Weltanschauungskrieg "gegen die Kommunistische Weltrevolution" (Domino-Theorie) verstanden worden. Für die oppositionellen Vietnamesen war es ein Befreiungskrieg, der nahtlos gegen die Fremdherrschaft der Japaner (WK II), Franzosen (Diên Biên Phú) und zuletzt gegen die US-Amerikaner geführt wurde. Das war für die Dschungelkämpfer weitaus wichtiger als irgendein ideologischer Ballast.
Dieser "Motivationsaspekt" wird vielfach viel zu gering bewertet.
Auch der Algerische Befreiungskrieg gegen die Franzosen gewinnt unter diesem Aspekt eine andere Bedeutung, genauso wie der Befreiungskrieg der Taliban gegen die sowjetische bzw. westliche Fremdherrschaft.
Interessant wird es auch, den Aufstand der Palästinenser in Israel oder der Houthi im Jemen oder der Kurden unter diesem Vorzechen zu durchleuchten.
Und insofern kann der Abwehrkampf für eine Befreiung bzw. gegen eine Fremdherrschaft in nahezu allen Gesellschaften als wesentliche Kampf-Motivation gegen eine existenziell empfundene Bedrohung verstanden werden (wir verteidigen uns gegen die anderen).