11.07.2024, 16:33
(11.07.2024, 14:22)Quintus Fabius schrieb: Die Russen haben in Bezug auf militärische Verluste bewiesenermaßen ein vollständig anders Verhältnis als wir. Wenn die Russen einen Frontabschnitt mit einer taktsichen Nuklearwaffe zerschlagen, und wir setzen genau eine taktische Nuklearwaffe dagegen und zerschlagen bei den Russen exakt die gleiche Menge an Militärmaterial, töten genau so viele Soldaten und richten exakt den gleichen Schaden an, so ist das aufgrund der Unempfindlichkeit der Russen gegen Verluste ebenfalls nicht Symetrisch ! Die Russen kämen auf die Idee, dass sie bei einem 1 zu 1 Abtausch schlussendlich siegen, weil wir dies nicht aushalten, während sie es aushalten.Guter Hinweis. Eine symmetrische Reaktion kann in diesem Fall tatsächlich nicht den gleichen Umfang haben, sondern muss eine "gefühlte" Symmetrie herstellen. Bezogen auf das von mir gerne vorgebrachte Beispiel dazu: Im Falle eines Aufmarsches russischer Kräfte vor dem Baltikum mit unterstützendem (einzelnen) Atomwaffeneinsatz auf die NATO-Anmarschwege durch Polen, müsste die Reaktion schon in einer Dimension erfolgen, die den Einmarsch verunmöglicht. Also bspw. die komplette Vernichtung der zusammengezogenen Truppen. Das wäre dann eine tatsächlich symmetrische Reaktion, auch wenn die Opfer auf russischer Seite ein vielfaches derer auf NATO-Seite wären.
Zitat:ein taktischer Einsatz von Atomwaffen ist einer der militärisch Wirkung erzielen soll. Eine rein politische Wirkung - dann sind wir schlussendlich beim strategischen Einsatz.Damit hast du natürlich recht und ich hätte evtl. nicht die entsprechenden Begriffe verwenden sollen. Ein wirklich taktischer Einsatz von Kernwaffen ist Blödsinn, da sind wir uns einig. Ein jeder Einsatz dieser Waffen wäre strategischer Natur. Es geht lediglich um folgende Aspekte dabei:
In diesem Kontext kann man natürlich auch einen strategischen Einsatz von Atomwaffen als einen einer taktischen Waffe gegen ein militärisches Ziel nehmen, keine Frage. Aber ganz allgemein gibt es wenn wir in diesem Bereich operieren keine klare Trennung dieser Waffen.
1. Die Dimension der Zerstörung inkl. Kolatteralschäden und Nachwirkungen
2. Die Auswahl des Ziels
3. Die Art der Verbringung
Insofern beziehen sich meine bisherigen Ausführungen zu vermeintlich taktischen Waffen eigentlich nur auf solche, die eine begrenzte Wirkung entfalten und somit gezielt gegen Einzelziele (nur der Ort, nicht der ganze Landkreis) eingesetzt werden können und durch "uneindeutige" Verbringungsmittel (Marschflugkörper, Bomber) ins Ziel gelangen statt durch Interkontinentalraketen.
Zitat:die Wirkung kann durch mehrere solcher Waffen zusammen erzielt werden, die gezielt gegen ein bestimmtes Ziel gerichtet wird. Dabei ist auch die Frage der Zielauswahl relevant. Insbesondere könnte und sollte man dann daran gehen, dass Führungspersonal weitgehend und im weiteren Sinne gezielt zu eliminieren, und dies benötig sogar zwingend viele Waffen mit hoher Präzision statt einer Einzelwaffe.Dabei sehe ich ein Problem in dem erforderlichen Eskalationsschritt in der Reaktion. Der Tabubruch beim Einsatz einer Kernwaffe kann nicht durch eine Intensivierung des Einsatzes der ohnehin bereits angewendeten Mittel gekontert werden. Es muss zwingend ebenfalls ein Tabubruch erfolgen, der dem Einsatz einer Atombombe äquivalent zu betrachten ist. Und ein solcher ist mMn nur durch den Einsatz einer zuvor bewusst nicht verwendeten Waffenkategorie möglich. Das können ABC-Waffen sein, allerdings wird davon seitens der NATO/EU eben nur die nukleare Option infrage kommen. Alternativ bleibt natürlich die Zielauswahl, aber gerade gegen Russland bietet auch das wenig Möglichkeiten, denn Angriffe auf die Zivilbevölkerung haben wenig Wirkung auf jemanden wie Putin und führen zugleich auf Seiten der NATO-Bevölkerung zu schwindender Unterstützung der Kriegsführung. Das wäre also eher kontraproduktiv. Und die von dir adressiert militärische, politische und wirtschaftliche Führung sollte in einem solchen Konflikt ohnehin bereits im Fokus stehen, auch ohne vorhergehenden Nuklearschlag. Also bleibt mMn nur die Option, eine massive Vernichtungskraft in einem Einzelschlag zu bündeln, der aufgrund seiner Dimension einen Tabubruch darstellt und eine entsprechende Wirkung erzielt, die in der Lage ist, den Kriegsverlauf entscheidend zu beeinflussen. Dafür genügt nicht die Vernichtung einer Division, da sprechend wir eher von einem ganzen Militärbezirk, den so ein Schlag ausschalten müsste, um die gewünschte Abschreckung zu erzielen.
Die Kunst dabei ist es, diesen Einzelschlag so auszuführen, dass er eben nicht die Existenz des Gegners eliminiert, sondern lediglich dessen Möglichkeiten zur Kriegsführung. Also dürfen keine Atombomben auf Moskau fallen, sondern es muss sich um militärisch relevante Ziele handeln, die vernichtet werden.
@alphall31: Die Freifallbombe ist natürlich kein sinnvolles Mittel, aber leider das einzige, das wir aktuell haben. Nuklear bestückbare Marschflugkörper wären sehr viel sinnvoller.