16.06.2024, 17:24
(16.06.2024, 16:06)DeltaR95 schrieb: Genau das erwarte ich, in diplomatischer Wortwahl natürlich, bevor man über 8 Mrd. EUR Steuergeld verballert und andere Fähigkeiten, z.B. Minenabwehr den Bach runter gehen.Dann hast du offensichtlich ein zu optimistisches Bild von unserer Generalskaste.
Natürlich sollte man das erwarten dürfen, aber dass es leider nicht so ist, sollte bekannt sein.
Zitat:Ganz ehrlich gefragt, welche "Zusatzausrüstung" braucht eine Fregatte für StabOps oder OPV-Aufträge?Das Gewahrsam-Modul wird zwar immer plakativ für den Irrsinn angeführt, doch ich halte das für vollkommen überbewertet. Es ist doch okay, wenn man sich bei der Piratenjagd darauf vorbereitet, gewisse Unterbringungskapazitäten an Bord zu haben, um nicht sofort den Einsatz abbrechen und den nächsten Hafen einlaufen zu müssen, nur um ein paar Gefangene wegbringen zu können, für die man sonst keinen Platz hätte. Was will man denn sonst mit denen machen? In die Kojen der Besatzung? Im Maschinenraum oder auf Deck anketten ist nicht mehr so ganz zeitgemäß.
Der Punkt ist doch ein anderer: Es ging nie primär um spezialisierte Piratenjagdausrüstung, das war nur eine mögliche Variante. Man hat insgesamt eine Anpassungsmöglichkeit an unterschiedliche Szenarien und sich verändernde Bedrohungslagen geschaffen, für die es nur aktuell einfach keinen Bedarf gibt. Weder werden im Moment Piraten gejagt, noch Minenkampf in der Golfregion betrieben. Momentan ist die Anpassungsfähigkeit an die Aufgabe "LV/BV" gefragt, sprich: ASW+AAW. Oder auch die steigende Bedrohung durch günstige Flugkörper in Händen irregulärer Akteure. Dummerweise hilft bei letzterem das modulare Achterdeck wenig bis gar nicht, weswegen wir hinsichtlich Aspides und ähnlichen Einsätzen noch sehr lange etwas doof dastehen werden oder eben auf die Modularität des Oberdecks zurückgreifen müssen. Trotzdem sollte man das als Bestätigung des Grundkonzeptes der modularen Anpassungsfähigkeit werten, auch wenn wir uns mit der Umsetzung etwas schwer tun.
Zitat:Anders herum wird ein Schuh draus, jede voll ASW-befähigte Fregatte macht StabOps und "Asymmetric Warfare" nebenbei mit.Eben halt nur mit Einschränkungen, das hat doch zu F125/126 geführt. Wenn eine Marine nur noch solche Einsätze fährt, dann sind auf symmetrische ASW/AAW-Szenarien zugeschnittene Fregatten einfach weder effizient, noch hilfreich hinsichtlich der Personalgewinnung.
Natürlich bin auch ich der Ansicht, jedes Kriegsschiff müsste in erster Linie eine Aufgabe im Krieg übernehmen können, aber eine Anpassbarkeit an andere Einsatzszenarien halte ich trotzdem für notwendig.
Zitat:Die F126 sind und bleiben die geistigen Erben der F125, nur halt mit einem ESSM als erweitere AAW-Komponente und ab und ein einem eingeschifften ASW-Modul.Das stimmt und ist definitiv zu kritisieren. Aber genau so war es halt gedacht und so wurde die Klasse designed.
(16.06.2024, 16:48)DeltaR95 schrieb: Wir rechtfertigen also das "Versagen" der Marinerüstung damit, dass 2012, im tiefsten Frieden, zu Zeiten massivsten Personalabbaus und Unterfinanzierung, jemand gedacht hat, wenn man die eierlegende Wollmichsau baut, sprich alle Fähigkeiten modular auf einer Plattform vereinigt, wird es günstiger?Nein, das tue ich auch gar nicht. Ich widerspreche nur der Darstellung, die F126 sei eine ASW-Fregatte, die diesem Anspruch nicht gerecht werden würde. Das war sie nie, als solche wird sie nur heute verkauft, um die strategischen Fehler der Flottenplanung zu kaschieren, die es bei F125 mit der Spezialisierung auf einen vorübergehenden Trend übertrieben hat und dann bei der Modularisierung von Fähigkeiten im Zuge des MKS180 zum einen die Anpassbarkeiten in der klassischen Bewaffnung (VLS) und zum anderen das Unterwasserlagebild als zukünftig erforderliche Grundbefähigung aller Einheiten vernachlässigt hat.
Zitat:Die F126 ist mit diesem Ansatz absolut aus der Zeit gefallen, wenn man jetzt wieder mit dem realen Seekrieg gegen einen symmetrischen Gegner plant.Richtig, da haben wir gar keinen Widerspruch. Es ist aus heutiger Sicht das falsche Schiff. Die Frage stellt sich jedoch, ob man Stand heute noch ein besser geeignetes Schiff bekommen könnte und das vor allem auch zeitnah, oder ob wir nicht besser nur auf Schiff 5+6 verzichtet und uns auf eine schnelle Beschaffung der nächsten Plattform konzentriert hätten.
Zitat:Da braucht es viele Plattformen und nicht wenige Hochwert-Assets im Sinne einer F126 - und vor allem Entwürfe, die man schnell ersetzen kann.Das wiederum halte ich für unrealistisch, zumindest in Deutschland.