(Waffe) Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbs)
(08.06.2024, 13:58)Broensen schrieb: Man kann sich aber doch die Ziele nicht aussuchen. Und wenn nunmal eine Vielzahl von Kleindrohnen/LM und 70/122mm-Raketen auftaucht, aber nur wenige MFK, größere Drohnen etc., dann lässt sich das ja nicht durch sehr viel mehr teure FK lösen. Dann ist man auf EloKa+MK angewiesen, bis die Energiewaffen das irgendwann mal übernehmen können werden.

Aber das ist doch gar nicht der entscheidende Punkt. Ich will gerade nicht die "teuren FK", sondern einen vergleichsweise günstiges, leichtes und in großer Stückzahl einsetzbares Modell, dass explizit auf C-RAM ausgerichtet ist und damit genug Wirkung und Bewegung mitbringt, um auch gegen die potenziellen anderen Ziele zu kämpfen. Das wird mit Stinger ganz sicher nicht funktionieren, mit Mistral 3 oder IRIS-T eher nicht (aber immerhin wäre das eine gute Übergangslösung), vielleicht mit einem Stinger-Nachfolger, wenn dieser entsprechend ausgerichtet ist. Es könnte mit SkyKnight klappen, sofern da die entsprechenden Gesamtdaten stimmen. Für mich geht es bei der Frage nicht um ein konkretes Produkt, sondern um eine technisch machbare Umsetzung. Sofern da nichts marktverfügbar und -reif ist braucht es eine Übergangsphase, nur darf das auf die Gesamtsystemauslegung keinen Einfluss haben, weil wir hier ja nicht von Jahrzehnten sondern allenfalls Jahren sprechen.

Ich will auch nicht die MK ersetzen, sie wird zumindest kurzfristig definitiv noch ein elementarer Bestandteil des Systems bleiben (vielleicht auch länger, abwarten). Aber bei ihr darf nicht die Priorität liegen, und das begründe ich damit, dass der Fokus beim Zielspektrum nicht zu sehr auf den aktuellen Status Quo gelegt werden sollte, sondern die bereits begonnenen und auch logisch nachvollziehbaren Entwicklungslinien berücksichtigt werden müssen. Und damit kommen wir zum eigentlichen Punkt: die bereits begonnene und logische Evolution der aktuellen Drohnenanomalie wird eine bessere Härtung der Systeme gegen einfachste EloKa-Mittel bedeuten, sie wird darüber hinaus die Stärkung der Autonomie, der Koordinationsfähigkeiten und der Sensorik erfahren. Zum Teil wird das durch den Einsatz von KI-Systemen geschehen, deren größter Vorteil aber ein ganz anderer sein wird: sie werden im unteren und mittleren Geschwindigkeitsbereich eine Manövrierfähigkeit ermöglichen, die sehr effektiv gegen kinetische Gegenmittel sein wird. Es gibt ja entsprechende Studien hinsichtlich Munitionsverbrauch auch bei MK-Netzwerken insbesondere hinsichtlich hochmanövrierfähiger Ziele notwendig ist, und die sind dahingehend ziemlich eindeutig (und letztlich ist das auch logisch, wenn der Blick auf Geschwindigkeit und Wirkweise geht). Sofern die MK gegen solche Ziele in Zukunft die erste Verteidigungslinie darstellen wird, steigt das Munitionsbedarf rasant an was wiederum die Kosten deutlich erhöht und die Zahl der Abfangvorgänge reduziert. Damit nähert sie sich den FK immer weiter an, reduziert also ihre Vorteile, während die Nachteile bestehen bleiben. Dadurch wird die MK nicht bedeutungslos, es wird weiterhin und gerade in einem längeren Kriegsverlauf einfache Wirkmittel geben, die mit dieser Waffe effektiv bekämpft werden können. Aber ihre Fähigkeiten rechtfertigen in meinen Augen nicht, dass sie in das Zentrum der Planung rückt.

Und deshalb komme ich eben am Ende immer wieder auf das gleiche Fazit: ich halte immer noch ein System mit einer starken FK-Bewaffnung, dargestellt durch einen vergleichsweise günstigen, in sinnvoller Stückzahl mitführbaren Lenkflugkörper, ergänzt um eine MK, mit ordentlicher Sensorik ausgestattet und in möglichst großen Stückzahlen beschafft und ergänzt durch EloKa-Fahrzeuge für den sinnvollsten Ansatz. Und weil die Laufzeit der Systeme hoch ist, sollte das jetzt bereits berücksichtigt werden. Das bedeutet im übrigen auch einen wesentlich stärkeren Fokus auf EloKa und im weiteren Verlauf Energiewaffen jeglicher Art.

In dieser Diskussion sollte auch nicht untergehen, dass bei Kleinst- und Kleindrohnen hier augenscheinlich die direkte Wirkung im Vordergrund steht, während gerade die Aufklärung für andere Wirkmittel bzw. für die Lagebeurteilung ein wichtiger Aspekt sind. Schon jetzt kann diese von außerhalb der Reichweite einer MK erfolgen, in Zukunft wird da durchaus auch noch mehr möglich werden. Aus dem Grund ergibt SADM für sich genommen ja durchaus auch Sinn, denn gegen derartige Drohnen braucht es ein effektives, weitreichenderes Mittel. Die Frage ist dabei allerdings, wie so etwas sinnvoll integriert oder durch andere Mittel substituiert werden kann. Aktuell entwickelt sich NNbs zu einem Verbund aus einem Drohnenabwehrfahrzeug (Skyranger) und einer Nahbereichsflugabwehr ohne Eigenschutz (IRIS-T), unabhängig von meiner zuvor genannten Grundeinschätzung halte ich das nicht für ideal (schon gar nicht in der Form).
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RE: Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbs) - von Helios - 08.06.2024, 21:58
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RE: Mittlere Kräfte - von Nadine - 22.02.2024, 13:23

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