Iranisches Atomprogramm
Quintus Fabius schrieb:wenn deine These stimmt, ist der regionale Großkrieg aber so oder so unvermeidbar und dann stellt sich aus unserer Perspektive nur noch die Frage, ob es besser wäre ihn jetzt zeitnah oder später zu führen.
Ich möchte halt überhaupt keinen Krieg gegen den Iran führen, ich möchte das die US Intelligence Community über fünf Jahre 10 Milliarden in die Hand nimmt um die inneriranische Opposition zum effektiven Widerstand zu befähigen.

Parallel bzw. wenn es dann so weit ist – der genaue Zeitablauf sei dahingestellt – muss das Regime durch eine Reihe von Maßnahmen von Sanktionen und Embargos bishin zu Sabotageakten soweit destabilisiert werden, dass eine Revolution möglich ist. Brechen dann von uns unterstütze und aufgebauschte Volksunruhen aus, müssen wir zur Stelle sein und diese auf allen Kanälen massiv befeuern um das Regime zum kollabieren zu bringen. Notfalls müssen wir direkt eingreifen und Führungspersönlichkeiten und allen voran Khamenei selbst verdeckt töten.

Machen wir das sind wir entweder so erfolgreich, dass das Regime kollabiert oder der Iran gleitet in einem Bürgerkrieg ab und das Regime ist nicht mehr in der Lage sein Heil in äußerer Aggression zu suchen.
Tun wir nichts und sehen der Entwicklung zu werden wir auf der einen Seite immer weitere Volksaufstände im Iran sehen und auf der anderen Seite ein Regime, dass sich mit zunehmender Instabilität einem immer radikaleren Kurs verschreibt und mit dem Entgleiten der Kontrolle im eigenen Religiösen Wahn den großen Krieg auslösen wird.

Mit meinem Ansatz hätten wir die Chance das Regime so schnell in den Abgrund zu stoßen, dass es nicht mehr reagieren und andere mit sich reißen kann. Es ist da besser den tödlichen Schuss zu setzen bevor das Gegenüber die Schießerei beginnen kann. Kann man hier freilich auch über einen offenen Krieg machen, aber es ist unendlich viel günstiger und humaner das iranische Volk dazu zu befähigen selbst den Abzug zu drücken.

Kann das gelingen? Die Voraussetzungen sind da. Wir müssten da keine Revolution aus dem Nichts anzetteln. Ganz verschiedene Bevölkerungsschichten im Iran proben alle paar Jahre den Aufstand. Da hätten wir in meinen Augen ganz unzweifelhaft Möglichkeiten uns einzubringen. Der Punkt ist da eher, dass wir im Westen die letzten zwanzig Jahre darauf bedacht waren das genau nicht zu tun und alles gemacht haben um bloß keine Politik zu fahren, die dem iranischen Regime irgendwie vermittelt hätte es aktiv stürzen zu wollen.

Insofern kann ich da dein Argument auch nicht nachvollziehen das wir uns gegenüber dem Iran hochaggressiv verhalten hätten. Der Iran wird mit Samthandschuhen angefasst, die sehr wenigen Aktionen die es jenseits des iranisch-israelischen Kleinkrieges zwischen Stuxnet und Suleimani gab lassen sich nur an einer Hand abzählen sondern sind ein Nichts gegenüber der Aggression die der Iran in der letzten Dekade gegen uns und unsere Verbündeten ausgelebt hat. Ohne jede Rechtfertigung und ohne (dabei bleibe ich) jede rationale Begründung.
Es ist da so einfach wie banal: Ohne die iranische Terrorunterstützung, ohne sein Atom- und Raketenprogramm wären die Spannungen zwischen dem Westen und den Iran gleich null und unsere wirtschaftlichen Beziehungen bestens. Das Regime hätte Stabilität und könnte sich mit der Bevölkerung im Rücken von der eigenen islamistischen Radikalität emanzipieren. Aber das Gegenteil ist der Fall, weil halt kein rationaler Akteur sondern religiöser Endzeitkult.

Wie nun weiter? Natürlich ist der Zeitpunkt jetzt bescheiden. Wir haben in allen Himmelsrichtungen mittlerweile (zu) große Baustellen. Nur wird irgendetwas besser, wenn wir warten? Der Iran wird sich durch Atomwaffen nicht stabilisieren. Das Volk wird weiter aufbegehren und nach Freiheit verlangen und die Außenpolitische Aggression und damit einhergehenden Konfrontationen werden nicht weniger werden. Ganz im Gegenteil wahrscheinlich. Wollen wir dann eines atomar bewaffneten Regimes das wir wahlweise versuchen zu stürzen oder dabei zusehen wie es selbst in den Abgrund torkelt? Dann gibt es überhaupt keine guten Optionen mehr und letztlich kämen wir nach Lageentwicklung sehr schnell an einen Punkt, an dem man einen umfassenden atomaren Erstschlag empfehlen müsste, bevor den letzten Fanatikern die Macht endgleitet.

Wir können uns bislang glücklich schätzen, dass das iranische Regime noch keine Notwendigkeit gesehen hat die Bombe so schnell wie praktisch möglich zu erreichen. Zum Teil hatte unsere verzögernde Politik durchaus Erfolg. Aber Verzögerung und Appeasement sind Mittel zum Zweck, sie können kein politisches Ziel um ihrer Selbst willen sein, auch wenn wir uns das im Westen seit Jahr und Tag vorlügen.
Wir können das Unvermeidliche eine Zeit lang hinauszögern, aber was passiert, wenn es nur bei diesem Hinauszögern bleibt und ansonsten kein strategisches Konzept vorliegt sehen wir jetzt: Der Iran steht unmittelbar vor der Bombe und das Regime mittelbar vor dem Zusammenbruch. Unsere Strategie hätte sein müssen die verbleibende und (auch dank unserer Politik) verlängerte Zeit bis zur Bombe zu nutzen um das iranische Regime zuvor zu stürzen.
Das haben wir effektiv verpasst und völlig überraschend hat sich die Gleichung durch zehn Jahre Kopf in den Sand stecken um kein Jota verändert. Wir können freilich nun her gehen und noch einmal zehn Jahre den Kopf in den Sand stecken. Die Folge wird sein, dass der Iran seine militärischen und nuklearen Fähigkeiten weiter ausbauen wird und ein Zusammenbruch noch unkalkulierbarere Folgen hätte. Zuwarten ist keine Lösung und Appeasement aus Ratlosigkeit ist keine verantwortliche Politik.

Aber die haben wir halt nicht und damit reiten wir auch auf diesem Spielfeld schnurstracks in die Katastrophe. Nordkorea ist genau die gleiche Baustelle minus der Endzeitsektenkomponente, China bekommen wir eh nicht mehr eingefangen und mit dem russischen Krieg in der Ukraine verabschieden wir uns gerade von der Lebenslüge, dass der Untergang der Sowjetunion friedlich geblieben ist und eine Blaupause für so alle Konflikte darstellt, bei denen wir uns derzeit mit der Idee belügen, sie moderieren zu können. Spannend ist da eigentlich nur die Frage an welchem Ende der Erde der Kataklysmus beginnt.
Insofern kommen wir im Bezug auf den Iran vielleicht auch einfach an dem Punkt an dem es auch schon wurscht ist was denen dann noch einfällt.
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