31.05.2024, 05:49
@KheibarShekan
@Quintus
Nein, wir hätten einen anfangs zügigen Vorstoß gesehen entlang der Küste, und dann wären das Kleinklein, das grüppchenweise durchmetzeln durch die Orte, der Guerillakrieg, die Bombenanschläge etc. gefolgt. Und es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich eine unsägliche, jahrelang anhaltende Konfliktlage wie in Syrien herausgebildet hätte. Und früher oder später hätte es genauso wie dort Einmischungen gegeben, egal ob nun die ägyptischen Militärs eingegriffen hätten (die Gaddafi hassten) oder ob die Golfaraber irgendwelche Islamistengrüppchen oder die Türken oder Russen ihre Söldner hin- und herschieben.
Und das perfide ist, dass man genau das dem Westen dann auch vorhalten würde. Nach dem Motto: Schaut her, erst haben sie die Leute zum Protest und Aufstand ermuntert, so wie Vater Bush die Schiiten des Südirak 1991, aber dann als das Regime zum Crackdown ausholte, hat man sie in Stich gelassen. Und was haben wir heute - einen Friedhof!
Genau dies würde man den Westmächten und den USA heute an den Kopf werfen und von Heuchelei und westlicher Doppelmoral schwadronieren, wenn NICHT eingegriffen worden wäre.
Schneemann
Zitat:Das "Gaddafi Regime" war ein für afrikanische Verhältnisse staatlich hochorganisiertes, wohlhabendes und erstaunlich dezentralisiertes Land mit kostenloser medizinischer Versorgung und Bildung, sowie einem der höchsten BIP Afrikas.Die Schweiz Nordafrikas, ein wahrlich idyllischer Ort. Was ist den unverschämten, undankbaren Menschen dort nur eingefallen, auf die Straßen zu gehen und zu demonstrieren?
Zitat:Man hat den sogenannten "Arabischen Frühling" in Ägypten und Tunesien mit freundlicher Unterstützung abgewürgt und in Libyen gefeiert und fröhlich gegen den/die Machthaber mit gebombt.Ich verstehe diesen Satz nicht.
@Quintus
Zitat:Die aktuelle Situation in Libyen hat ihren Ursprung in den westlichen Angriffen, ohne welche das Gaddafi-Regime sich zweifelsohne recht rasch gegen die Aufständischen durchgesetzt hätte.Sehe ich als fraglich an. Ich denke zwar auch, dass sich die regimetreuen Truppen durchgesetzt hätten - in zumindest einem Großteil des Landes. Ja, aber es hätte gedauert, denn Gaddafi hatte zwar sein Loyalisten aus seinem Stamm und vermutlich 30.000 bis 40.000 verlässliche Soldaten, aber ob er damit die latent aufständischen Landesteile (im Minimum rund 800.000 Quadratkilometer [sic!] und auch die größeren Städte im Osten des Landes) "rasch" unter Kontrolle gebracht hätte - wobei hier noch jeweilige Stammesrivalitäten hinzukämen -, erachte ich als sehr gewagte These.
Nein, wir hätten einen anfangs zügigen Vorstoß gesehen entlang der Küste, und dann wären das Kleinklein, das grüppchenweise durchmetzeln durch die Orte, der Guerillakrieg, die Bombenanschläge etc. gefolgt. Und es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich eine unsägliche, jahrelang anhaltende Konfliktlage wie in Syrien herausgebildet hätte. Und früher oder später hätte es genauso wie dort Einmischungen gegeben, egal ob nun die ägyptischen Militärs eingegriffen hätten (die Gaddafi hassten) oder ob die Golfaraber irgendwelche Islamistengrüppchen oder die Türken oder Russen ihre Söldner hin- und herschieben.
Zitat:Keineswegs ist das schwer einschätzbar. Gaddafi hätte das ganze Land im Griff...Hätte er nicht, ist eine einfache Rechnung. Seine Kräfte hätten nicht ausgereicht. Er hätte zwar eine etablierte Machtbasis im Westen des Landes, dort wo auch sein Stammesumfeld ist, aber die östlichen Landesteile wären ein einziges Chaos. Und das Chaos, das dann entstanden wäre, hätte noch mehr Flüchtlinge gen Europa generiert.
Zitat:Dein Ernst ?! Der Sturz Gaddafis hat wesentlich mehr Tote, Verletzte und sonstige Verluste insgesamt erzeugt, als sein Sieg über die Aufständischen welcher sich bereits abzeichnete...Nein, der Krieg würde derzeit immer noch als LIC toben im Osten des Landes, es gäbe, wie oben genannt, wohl einige Einmischungen, einen labilen Gaddafi (wenn ihn keine Stammesintrige zu Fall gebracht hätte) im Osten des Landes und auch deutlich mehr Opfer. Geschätzt würden den realen ca. 45.000 Toten seit 2011 in Libyen gegenwärtig aktuell wohl 100.000 bis 150.000 Opfer entgegenstehen.
Und das perfide ist, dass man genau das dem Westen dann auch vorhalten würde. Nach dem Motto: Schaut her, erst haben sie die Leute zum Protest und Aufstand ermuntert, so wie Vater Bush die Schiiten des Südirak 1991, aber dann als das Regime zum Crackdown ausholte, hat man sie in Stich gelassen. Und was haben wir heute - einen Friedhof!
Genau dies würde man den Westmächten und den USA heute an den Kopf werfen und von Heuchelei und westlicher Doppelmoral schwadronieren, wenn NICHT eingegriffen worden wäre.
Schneemann