30.05.2024, 12:45
@Skywalker
Für den Rest des Landes müsste man eine schwelende Konfliktlage, einen vor sich hinvegetierenden Bürgerkrieg annehmen, vielleicht noch mit dem Sudan oder Syrien oder gar Somalia vergleichbar. Durch das zumindest in einigen Landesteilen bestehende Machtvakuum, da das Gaddafi-Regime anderweitig beschäftigt gewesen wäre und mit seinen Truppen eher Kernareale zu schützen gehabt hätten, wäre, gerade im Südwesten gen Algerien und im Süden Richtung Niger und Tschad - sowieso schwer kontrollierbare Regionen -, quasi ein unkontrollierter, rechtsfreier Raum entstanden. Und in diesem hätten sich Islamisten genauso ausgebreitet, mit dem Unterschied, dass man im Rest Libyens kaum mehr wirklich einwirken könnte, da entweder irgendwelche fragwürdigen (ggf. auch Islamisten) Guerillas oder ein desolates Regime sich die Türklinke der Mordtaten in die Hand geben.
Vielleicht waren die Luftangriffe also keine Paradelösung. Aber wenn man die Wahl - frei nach Ferdinand von Schill - zwischen einem Ende in Schrecken und einem Schrecken ohne Ende hätte, dann war der Sturz Gaddafis (vermutlich) die einzig erträgliche Lösung.
Schneemann
Zitat:Das Chaos ist wohl eine bessere Option ? Gerade das Chaos schafft Betätigungsfelder für terroristische Gruppierungen. Vergessen wir auch nicht das die Tuareg nach Gaddafis Ableben nicht mehr gebraucht wurden, sie dienten unter Ihm als Söldner. Infolgedessen kam es im Mali zu einem Aufstand der Tuareg. Auf dem Aufstand folgte ein Machtvakuum in Mali das die Extremisten füllten, wo die Extremisten bis Timbuktu vorgestossen sind.Also gut, dann ein Gedankenspiel: Rechnen wir die westlichen Luftangriffe 2011 einfach komplett heraus. Welche Lage bestünde dann? Schwer einschätzbar. Vermutlich hätte sich das Gaddafi-Regime halbwegs stabilisiert und gehalten, wenngleich auch sehr wahrscheinlich zehntausende Tote und zahllose Massaker geschehen wären und der Mittelmeerstreifen Libyens schwer verwüstet worden wäre. Aber das Gaddafi-Regime hätte sich gehalten, zumindest in den westlichen Landesteilen, wo die Stammesbindung entsprechend stark war.
Für den Rest des Landes müsste man eine schwelende Konfliktlage, einen vor sich hinvegetierenden Bürgerkrieg annehmen, vielleicht noch mit dem Sudan oder Syrien oder gar Somalia vergleichbar. Durch das zumindest in einigen Landesteilen bestehende Machtvakuum, da das Gaddafi-Regime anderweitig beschäftigt gewesen wäre und mit seinen Truppen eher Kernareale zu schützen gehabt hätten, wäre, gerade im Südwesten gen Algerien und im Süden Richtung Niger und Tschad - sowieso schwer kontrollierbare Regionen -, quasi ein unkontrollierter, rechtsfreier Raum entstanden. Und in diesem hätten sich Islamisten genauso ausgebreitet, mit dem Unterschied, dass man im Rest Libyens kaum mehr wirklich einwirken könnte, da entweder irgendwelche fragwürdigen (ggf. auch Islamisten) Guerillas oder ein desolates Regime sich die Türklinke der Mordtaten in die Hand geben.
Vielleicht waren die Luftangriffe also keine Paradelösung. Aber wenn man die Wahl - frei nach Ferdinand von Schill - zwischen einem Ende in Schrecken und einem Schrecken ohne Ende hätte, dann war der Sturz Gaddafis (vermutlich) die einzig erträgliche Lösung.
Schneemann