04.05.2024, 13:40
(04.05.2024, 09:19)Quintus Fabius schrieb: Wenn aber Kampfpanzer der nächsten Generation selbst nicht das Offensivmittel sind, dann muss man sich fragen, welche Aufgaben sie zusätzlich übernehmen können um das Feuer damit zu unterstützen bis ihr Zeitpunkt und damit ihre eigentliche Hauptaufgabe eintritt. Denn so viel Mittel in Systemen zu binden, die zunächst anfänglich wenig zu tun haben wäre falsch, daher müssen sie über das hinaus befähigt werden was sie heute können. Das ginge zum einen dadurch, dass sie zugleich als Artillerie dienen (Sturmgeschütz Konzept) indem man das Kaliber und die Reichweite der BK nochmal erhöht und sie dann aber auch explizit für das indirekte Feuer einrichtet. Oder indem man sie so auslegt, dass sie die Luftraumverteidigung erheblich verdichten können was insbesondere für den Kampf um die Aufklärung im Luftraum (Drohnenfrage) relevant wäre. Da man aber Artillerie so oder so hat und dazu noch die ganze Kampfkraft aus der Luft (durch Bomben usw), und anders herum die Luftraumverteidigung unzureichend ist, hier also mehr Quantität benötigt wird, spricht dies insgesamt meiner Meinung nach dafür, die Kampfpanzer eben auch für die Luftraumverteidigung auszulegen und darin ihre Sekundäraufgabe zu sehen. Denn als sekundäre Artillerie / Feldartillerie würden die Kampfpanzer nur das verdichten was ohnehin schon eine ausreichende Quantität hat und dies mit kürzerer Reichweite im Vergleich zu anderen Artilleriesystemen und den sich daraus ergebenden Nachteilen.Ich möchte dazu eine andere Sichtweise aufzeigen, ohne bezüglich der Luftraumverteidigung widersprechen zu wollen. Aber eine Entwicklung des MBT zu dieser Sekundäraufgabe mit der dafür erforderlichen Kaliberreduzierung, führt unweigerlich zu einer gewissen Lücke im Bewaffnungs-Portfolio zwischen diesem Mittelkaliber und der großkalibrigen Artillerie. Diese lässt sich am ehesten dadurch füllen, dass man zugleich die Artillerie zum Einsatz in einer Zweitfunktion als Sturmgeschütz befähigt. Das erfordert dann gut geschützte Panzerhaubitzen oder Panzermörser, die zum direkten Schuss geeignet sind und somit diesen Teil der MBT-Aufgaben übernehmen können. Das widerspricht dann jedoch dem vorherrschenden Trend dazu, die Rohrartillerie auf Rädern einzusetzen, um eine schnellere Verlegung und geringeren logistischen Aufwand zu erzeugen.
Daher sehe ich bei der von dir aufgezeigten Verschiebung der MBT-Aufgaben zur Mittelkaliberbewaffnung eine begleitende Anpassung der Artillerie als erforderlich an. Ausgehend davon, dass eine geringe Anzahl verschiedener Systeme und Rohrkaliber erstrebenswert ist, führt dabei mMn kein Weg an der "Kampfpanzerhaubitze" oder dem "Kampfpanzermörser" vorbei. Ein solches System muss die Artillerie schwer geschützt in die vorderen Reihen bringen, um von dort sowohl direkt an der FLOT als auch indirekt, tief hinter die gegnerischen Linien zu wirken. Für die klassische Aufgabe der Artillerie, aus den hinteren Linien heraus den Gegner mit einer hohen Feuerdichte zu belegen, erfordert es dann insbesondere Raketenartillerie, die ohnehin besser geeignet ist, um in kurzer Zeit eine hohe Wirkung, insbesondere in der Fläche, zu erzeugen.
Bei der Ausgestaltung eines solchen "Artilleriekampfpanzers" sind dann durchaus unterschiedliche Ansätze denkbar, vom 120mm-Mörser über 105/155mm-Haubitzen bis hin zu 130/140mm-Panzerkanonen mit erhöhtem Richtbereich und Präzisionsmunition. Die Entscheidung dazu hängt für mich weniger davon ab, welches dieser Systeme man für das bestgeeignetste hält, sondern eher davon, welches man als entbehrlich betrachtet, denn aus logistischen Gründen sollte nur eines davon in den mechanisierten Verbänden eingesetzt werden. Vieles spricht da für die 155mm, geht man jedoch bspw. davon aus, dass die Struktur des zu erwartenden Schlachtfelds den Einsatz von Panzermörsern in der mechanisierten Gefechtsführung unentbehrlich macht, dann ist dieser das sinnvollste Sturmgeschütz, während die beiden anderen Waffensystem PzK+Hbz dann wegfallen können. Sieht man jedoch den Duell-MBT als unverzichtbar an, so muss man den Weg der klassischen PzK gehen und dieser eine möglichst hohe Flexibilität hinsichtlich des NLOS-Waffeneinsatzes verleihen.