(Luft) Lockheed Martin F-35 in der Luftwaffe
(31.03.2024, 21:36)Quintus Fabius schrieb: Wie sind die Betriebskosten dann ungefähr (nur grob der Bereich) beim Eurofighter verlaufen? Wie hoch waren sie anfangs, wie haben sie sich dann davon ausgehend weiter entwickelt und wie hoch sind sie heute? Ab wann werden sie (geschätzt / ungefähr) dann wieder steigen ?

Ich weiß, hat nichts mit der F-35 zu tun, aber das wäre ja dann bei dieser ähnlich.

Darauf eine sinnvolle Antwort zu geben ist tatsächlich gar nicht so einfach, auch mit Blick auf die Übertragbarkeit insbesondere unter Berücksichtigung der hiesigen Kosten. Beim Eurofighter war Deutschland Entwicklungsnation, im Anfangsflugbetrieb konnten die notwendigen Verfahren für die Systemunterstützung erst praktisch erarbeitet werden, zudem gab es einen großen Block an Integrations- und Zertifizierungsaufgaben, zusätzlich zu der Pilotenausbildung. Mit der F-35 wird ein Flugzeug beschafft, bei dem man mit dem genannten vergleichsweise wenig bis gar nichts zu tun hat, dadurch reduzieren sich die Zeiträume der Kostenkonsolidierung sehr deutlich. Man denke hier etwa nur an die Eurofighter der Tranche 1, die aktuell nur noch abgeflogen werden weil sie in der Gesamtversorgung ein "Störfaktor" darstellen. Was beim Eurofighter zehn Jahre dauerte, sollte bei der F-35 innerhalb von drei Jahren funktionieren. Hinzu kommt, dass das Unterstützungskonzept beim Eurofighter aufgrund der zwischenzeitlich schlechten Bereitschaftsrate zum Teil deutlich überarbeitet wurde, auch hier sollte bei der F-35 mit der Einführung eigentlich ein belastbares Konzept stehen.

Ganz grob formuliert, die Betriebskosten der ersten gut drei bis vier Jahre kann man bei der F-35 getrost ignorieren, sie werden nicht repräsentativ sein. Ab etwa fünf Jahren Einsatz kristallisieren sich die tatsächlichen Kosten heraus, die dann primär parallel zu den allgemeinen Kostensteigerungen ansteigen werden. Sobald die genutzte Version aus der großen Nutzung durch eine Vielzahl von Partnern heraus fällt wird es zu einem überdurchschnittlichen Kostenanstieg kommen. Spätestens wird das der Fall sein, wenn die Zellen das erste Mal in die Lebensdauerverlängerung gehen müssen.

Aktuelle offizielle deutsche Zahlen gibt es übrigens seit einiger Zeit nicht mehr, die sind inzwischen als VS eingestuft. Was so an inoffiziellen Zahlen kursiert muss man vorsichtig betrachten, weil selten jemand die genaue Datengrundlage nennt.

Zitat:Wenn ich mich richtig erinnere, sollten die F-35 ursprünglich selbst in der Beschaffung unter 100 Mio kosten.

Aktuell kostet das nackte Flugzeug die von mir bereits genannten knapp 85 Mio. USD in der Version F-35A. Dabei bleibt es halt bis zur Betriebsbereitschaft nicht, und der große Kostenfaktor kommt dann sowieso erst mit der Nutzung. Üblicherweise geht man davon aus, dass die Betriebskosten über eine typische Nutzungsdauer ohne Lebensverlängerungs- und große Modernisierungsprogramm gut das zwei- bis dreifache der Anschaffungskosten betragen.

(31.03.2024, 23:57)alphall31 schrieb: Das Problem ist halt auch das alleine das Programm für Ersatzteile zu undurchsichtig ist . (...) Ich glaube man kann sich garnicht vorstellen wieviel Ersatzteile die paar Flugzeuge weltweit eigentlich wirklich brauchen.

Das sind generell zwei Faktoren, die gemeinhin wenig Beachtung finden. Zum einen handelt es sich rein bei der Materialverwaltung zur Sicherstellung des Betriebs um inzwischen sehr komplexe Strukturen, zum Teil unnötig komplex aufgrund verquerer ökonomischer Vorstellungen (die Militärluftfahrt ist eben etwas anderes als die Zivilluftfahrt), zum Teil aber auch kaum auflösbar komplex aufgrund der hohen Anforderungen. Hier müsste man ein generell geringeres Leistungsniveau akzeptieren, um Verbesserungen zu erzielen. Zum anderen wird die Gesamtheit der Notwendigkeiten gemeinhin sehr stark unterschätzt, was dann gern medial für reißerische Berichte verwendet wird, ohne überhaupt die Gesamtumstände zu berücksichtigen (man denke da nur an die vielen Spiegel-Geschichten zum Eurofighter im Laufe der Zeit). Sicher ist, dass gerade dort überall (nicht nur in der Bundeswehr) in der Vergangenheit allenortens viel zu viel gespart wurde, einfach weil es am wenigsten auffällt und es sich in einem Friedensbetrieb leicht kaschieren lässt. Das fällt auch dem F-35-Programm auf die Füße, aber es wäre falsch daraus den Schluss zu ziehen, dass dies ein spezielles Problem wäre.
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