15.02.2024, 13:48
Zur Frage von Drohnen vs Kampfpanzer:
Eine Art Zusammenfassung mehrerer meiner Thesen und rein privater Meinungen welche ich dazu habe:
TEIL 1
Der Abwehrerfolg der Ukraine gegen die russischen mechanisierten Großkampfeinheiten wurde eben nicht durch Panzerabwehrhandwaffen, Guerilla-Taktiken, Minen usw. erzielt, sondern vor allem anderen durch das Zusammenwirken ukrainischer Panzer, insbesondere Kampfpanzer und Artillerie, wobei schon damals die Artillerie ein Primat hatte. Ebensowenig wurde er durch Drohnen erzielt und wird auch heute nicht mehrheitlich durch Drohnen bewerkstelligt. Gerade die Drohnen wirken zudem eher indirekt, durch ihre Aufklärung. Sie wirken also nur zu einem geringen Anteil direkt gegen Kampfpanzer.
Auch das drohende Abschneiden der Versorgungslinien war ein Erfolg konventioneller Einheiten, insbesondere mechanisierter Verbände. Die hohen Verluste an Kampfpanzern auf beiden Seiten sind im weiteren kein Indiz dafür, dass diese auf dem modernen Schlachtfeld nicht mehr brauchbar wären, sondern sie unterstreichen ganz im Gegenteil die erhebliche Bedeutung welche Kampfpanzer auch heute noch haben. Im übrigen sind die Verluste angesichts der Größe des Krieges völlig normal. Man hatte im Zweiten Weltkrieg noch viel größere Verluste pro Jahr und rechnete im Kalten Krieg mit noch viel größeren Verlusten.
Als praktisches Beispiel: im 2WK verlor die russische Armee nicht weniger als ungefähr 20.000 Kampfpanzer pro Jahr. Davon sind die Russen heute Welten entfernt.
Das man die Kampfpanzer weiter entwicklen muss, dass man entsprechend Lösungen für die Drohnenfrage finden muss und auch das bisherige Konzept des MBT an sich ersetzt werden müsste ist davon völlig unbenommen. Wenn man Kampfpanzer einsetzen will, benötigen diese immer bestimmte Voraussetzungen. Wenn diese nicht gegeben sind, machte der Einsatz der Kampfpanzer auch früher schon keinen Sinn, auch als es noch keine Drohnen gab. Entsprechend ist nicht die Fragestellung ob man den Kampfpanzer ersetzen muss, sondern wie man die Voraussetzungen für seinen Einsatz herstellt. Und Drohnen könnten eine dieser Voraussetzungen sein. Sie sind also in keinster Weise das Ende der Kampfpanzer, sondern werden diese sogar noch stärken. Kampfpanzer werden in Zukunft gerade wegen der Drohnen noch stärker.
Drohnenschwärme / Drohnen sind zudem aktuell nur begrenzt vollautonom einsetzbar, man überschätzt die aktuellen Fähigkeiten von KI in diesem Kontext. Darüber hinaus erzeugen Drohnen einen erheblichen Personalaufwand, dass ist ein Aspekt der am wenigsten verstanden wird. Selbst vollautonome und gehärtete Systeme (die dann keinewegs für die hier genannten Kosten zu haben sind) bedeuten einen nicht unerheblichen Personalaufwand. Die heute verwendeten Drohnen wären recht leicht abwehrbar. Man müsste daher ganz andere deutlich modernere und leistungsfähigere Drohnen einsetzen.
Diese Kritik ändert natürlich nichts an der Grundaussage dass man immer noch viele Drohnen für jeden Kampfpanzer beschaffen könnte. Es wären aber in keinstem Falle tausende Drohnen wie es manche Apologeten der Drohnen annehmen, sondern schlussendlich allenfalls ein paar Hundert pro Kampfpanzer. Auch das ändert natürlich nichts an der vorgestellten Kausalkette wenn man die Betrachtung auf Kampfpanzer vs Drohne beschränkt. Aber: wenn diese Technologie so verfügbar wird und funktioniert, werden beide Seiten sie haben. Und Drohnenschwärme kann man wiederum dann beispielsweise auch mit eigenen Drohnenschwärmen bekämpfen. Dazu treten Laser, abstandsaktive Maßnahmen, elektronische Kriegsführung, neue Panzerungskonzepte, usw. usw.
Entsprechend wird die Wirkung von Drohnenschwärmen auf zukünftige Kampfpanzer in keinster Weise mehr so sein wie sie es aktuell in der Ukraine ist. Tatsächlich werden zukünftige Kampfpanzer gegen Drohnen deutlich ungempfindlicher sein.
Ein weiterer Denkfehler in dieser Diskussion ist - der primäre Gedankenfehler wenn man so will ist - dass man einfach Drohnen und Kampfpanzer in Bezug auf die Kampfkraft miteinander vergleich - aber Kampfpanzer haben eine völlig andere Aufgabe und Rolle haben als Drohnen. Wenn man darüber nachdenkt was man durch Drohnen ersetzen sollte dann kann man eher darüber nachdenken Panzerabwehrwaffen, Mörser und Rohrartillerie durch sie zu ersetzen. Der ganze Grundgedanke: Drohnen vs Kampfpanzer ist daher schon in sich falsch. Es müsste daher stattdessen heißen Drohnen und Kampfpanzer. Denn Drohnenschwärme sind exakt das, was eigene Kampfpanzer wieder befähigen wird ihre spezifische Aufgabe zu erledigen oder sie noch viel besser zu erledigen.
Auch der Verbrauch an Drohnen wird unterschätzt. Aktuell verbrauchen die Ukrainer mehr als 10.000 Drohnen pro Monat. Das macht 120.000 aufwärts im Jahr und es gibt auch Zahlen die noch höher sind. Jetzt nehmen wir mal nicht die von manchen genannte Zahl von mehreren tausend Drohnen pro Leopard 2 Kampfpanzer, sondern viel realistischer (mit KI, gehärtet, vollautonom usw.) und sehr zugunsten der Drohne gerechnet nur ein paar hundert Drohnen pro Kampfpanzer. Und das ist sehr einseitig zugunsten der Drohnen gerechnet, tatsächlich wäre das Verhältnis ein anderes. Dann könnte die Bundeswehr für die Kosten einer äquivalenten Anzahl neuer Kampfpanzer (anstelle der Leopard 2) ungefähr (grober Anhalt) maximal etwas zwischen 200.000 und 300.000 Drohnen beschaffen. Klingt erstmal nach immens viel. Das würde aber aktuell gerade mal den Bedarf in der Ukraine für ungefähr 2 Jahre decken, dann wären alle verbraucht. Natürlich würde man im Krieg dann entsprechend großindustriell nachproduzieren, aber der Verbrauch der Ukrainer ist einer unter den aktuell viel schlechteren Möglichkeiten der Bekämpfung. In Zukunft aber wird der Verbrauch noch sehr viel höher sein und dies umso mehr, je mehr man die Kriegsführung auf Drohnen abstützt. Das Ergebnis wäre, dass die anstelle von ein paar hundert Kampfpanzern beschafften Drohnen innerhalb weniger Monate Krieg verbraucht wären, aber selbst großindustriell aufgrund der höheren Anforderungen nur schwer in derart großen Mengen nachproduzierbar wären. Das betrifft aber dann alle hochtechnologischen Waffensysteme gleichermaßen, der Krieg wird also mit dem geführt was man vor ihm beschafft hat und ist dies abgenutzt, sinkt er vom Niveau her ab oder er wird verloren.
Was man zudem noch in Bezug auf Drohnenkriegsführung beachten sollte ist, dass abgesehen von Problemen mit der Reichweite und schlechtem Wetter und anderem diese ja auch Schützenpanzer, Artilleriesysteme und vieles andere ganz genau so zerstören können. Es ist also verfehlt die Frage der Drohnen auf den Kampfpanzer beschränkt zu betrachten. Tatsächlich wären Kampfpanzer nicht mal meine primären Ziele wenn ich Drohnen einsetze, da gibt es wertvollere und wesentlichere Ziele (falls man diese aufklären und bekämpfen kann). Darüber hinaus sind zukünftige Kampfpanzer (mit einem dann anders gestalteten Schutz- und Bewaffnungskonzept) am wenigsten anfällig für solche Drohnen. Während andere Systeme und insbesondere auch Infanteristen sehr viel anfälliger für diese sind. Gerade die Infanterie wird abgesessen ein immenses Problem mit Drohnenschwärmen haben, und Kampfpanzer noch am wenigsten im Vergleich. Auch das wird viel zu wenig bedacht, die Diskussion viel zu sehr beschränkt in Bezug auf die Kampfpanzer geführt. Und auch aktuell haben die Drohnen in der Ukraine die im Verhältnis zur eingesetzten Zahl und zum Aufwand größten Erfolge eben nicht gegen Kampfpanzer, sondern gegen Artilleriesysteme, Mörserstellungen, Infanterie, feindliche Gräben und Unterschlüpfe usw.
Kurz und einfach: Drohnen werden immens wichtig werden und wichtig bleiben, aber es wäre ein Fehler sie primär in ihrem Verhältnis zu Kampfpanzern zu diskutieren. Das muss viel ganzheitlicher betrachtet werden. Und da sind, wie schon geschrieben: Drohnenschwärme und Kampfpanzer (neuer Art, eines neuen Konzeptes) die Zukunft, zusammen.
Noch zwei Aspekte: ja, in der Ukraine wurden ungefähr 3000 Kampfpanzer zerstört, was aber vollkommen normal ist und auch ohne Drohnen völlig im Rahmen historischer Verluste bei einem Krieg solcher Größenordnung liegt, und ja, Drohnen spielen eine wesentliche Rolle - Aber: indem man beides zusammen nennt erweckt man den Eindruck, dass die Kampfpanzer primär von Drohnen zerstört werden und dem ist nicht so. Tatsächlich ist sogar eine Mehrheit der vernichteten russischen Kampfpanzer nicht von Drohnen zerstört worden und selbst dort wo dies der Fall war, gibt es genügend dokumentierte Fälle wo die Drohnen erst nach einem Mission Kill durch andere Systeme dann dem Kampfpanzer sozusagen den Rest gaben.
In ganz vielen Drohnenvideos treffen diese beispielsweise aufgegebene, bereits erkennbar geschädigte Kampfpanzer ohne Besatzung und zerlegen diese dann endgültig. Die Mehrzahl der vernichteten Kampfpanzer wurde eben nicht von Drohnen zerstört. Wie hoch der Anteil der Drohnen überhaupt ist lässt sich praktisch nur schwer beantworten. Andererseits zerstören Drohnen ja eben wie schon erwähnt nicht nur Kampfpanzer, sondern vor allem auch jede Menge andere Systeme. Nehmen wir also mal (willkürlich) die Zahl von 3000 Systemen pro Jahr welche Drohnen zum Opfer fallen. Warum auch nicht, es spielt für die Folgerung die man daraus ziehen kann keine Rolle wie groß die Zahl exakt ist. Dann setzt die Ukraine weit mehr als 100.000 Drohnen (ca. 120.000 bis 150.000 nach konservativen Schätzungen) pro Jahr ein, um diese Zahl feindlicher Systeme damit zu vernichten.
Das bedeutet, dass man für jedes Ziel eine Anzahl im mittleren zweistelligen Bereich an Drohnen benötigt, aktuell um die 50 also. Dann ist das natürlich hochökonomisch und macht Sinn. Wenn (!) sich dieses Verhältnis beibehalten ließe, dann würden Drohnen in Zukunft im gleichen Ausmaß wirksam sein und erhebliche taktische wie operative wie strategische Auswirkungen haben und Vorteile bieten. Wenn. Denn es ist nicht wahrscheinlich, dass dieses Verhältnis so aufrecht erhalten werden kann, aus einer Vielzahl von Gründen. Wenn man aber pro Ziel eben nicht mehr eine mittlere zweistellige Zahl an Drohnen benötigt, sondern eine mittlere dreistellige Zahl - und das ist wahrscheinlich, wenn dann aber zugleich man pro "Kampfpanzer" maximal eine mittlere dreistellige Zahl an Drohnen produzieren kann - und so wird es zwingendermaßen sein, allein schon wegen der Frage der Härtung die sehr aufwendig und teuer ist, der Frage der KI usw. dann herrscht Parität in der wechseleitigen Abnutzung und die Bedeutung von Drohnen wird weit unter das sinken was heute in der Ukraine der Fall ist.
Das heißt die Ukraine ist hier und jetzt ein Sonderfall, weil hier eine Technologie noch ganz am Anfang stehend auf einen unvorbereiteten Gegner trifft. Das wird in der Zukunft nicht mehr der Fall sein.
Der zweite Aspekt ist die Frage von EMP / nuklearer Kriegsführung. Jeder Krieg mit Russland beinhaltet diese Möglichkeit und keineswegs bedeutet der Einsatz solcher Waffen automatisch den strategischen globalen Nuklearkrieg, da gibt es viele Abstufungen und Eskalationsstufen. Spezifisch in Bezug auf Drohnen stellt hierbei EMP ein erhebliches Problem dar. Kleine Drohnen wie sie in der Ukraine eingesetzt werden sind nur mit sehr großem Aufwand und sehr hohen Kosten dagegen härtbar und teilweise ist es technisch zweifelhaft ob dies überhaupt möglich ist. Panzerfahrzeuge dagegen können allein aufgrund ihrer Größe und grundsätzlichen Struktur sehr viel leichter gehärtet werden.
Wenn wir keine Panzer, aber unüberschaubare Drohnenschwärme haben, genügt eine EMP Bombe bereits um diese auszuschalten. Auch ein Aspekt den man vorher bedenken sollte. Sowohl NEMP, als auch in die Zukunft gedacht (Voranschreiten der Technologie) konventionelle EMP Bomben stellen für Drohnenschwärme ein erhebliches Problem dar. Noch darüber hinaus werden auch Drohnen in der Elektronischen Kriegsführung erheblich an Bedeutung gewinnen. Auch hier gibt es einen Widerspruch / Gegensatz von Drohne zu EloKa in Wahrheit nicht. Beides zusammen ergibt erst tatsächlich strategisch erheblich wirksame Effekte.
Ergänzend: keine Drohne ist günstiger als ein Laserstrahl. Und beide Seiten benötigen trotzdem in Zukunft Drohnenschwärme - und daher kann man seine eigenen Drohnenschwärme zusätzlich zu Laser auch dazu einsetzen die feindlichen Drohnen runter zu holen. Das wäre sogar vollautonom leichter bewerkstelligbar als Ziele am Boden anzugehen. Dazu tritt dann noch EMP sowie neue Schutzkonzepte für Kampfpanzer, abstandsaktive Schutzmaßnahmen usw. Kurz und einfach: die Wirkung von Drohnen welche selbst Ziele angreifen und zerstören wird deutlich abnehmen. Sie wird in einem zukünftigen Krieg in jedem Fall viel geringer sein als jetzt in der Ukraine.
Was aber eine ganz andere Fragestellung ist wäre die der Aufklärung, die Möglichkeiten der vernetzten Kommunikation über Drohnen (Relais) und das Zusammenspiel von Drohnen und anderen Distanzwaffen (Mörser, Artillerie, Marschflugkörper, zielsuchende vollautonome Munition wobei bei letzterem ja dann der Übergang zur Drohne fließend sein wird).
Drohnen werden in Zukunft nicht wegen ihrer Wirkung gegen Panzer, sondern wegen ihrer Aufklärung absolut wesentlich sein.
Und das ist auch in der Ukraine hier und heute bereits der Fall. Die entscheidende Wirkung von Drohnen in der Ukraine ist nicht dass sie Kampfpanzer zerstören, sondern die Erzeugung eines gläsernen Gefechtsfeldes, in welchem die Kampfpanzer selbst in den Bereitsstellungsräumen aufgeklärt werden um dann dort durch andere Waffen zerstört zu werden. Aufklärung und Kommunikation sind die beiden wesentlichen Eigenschaften welche Drohnen im Krieg unverzichtbar und absolut wesentlich machen werden, nicht ihr Einsatz als Waffe selbst. Es wäre sogar eventuell in Zukunft falsch seine Drohnen als Angriffsmittel zu verwenden, weil es sie dafür "verschwendet" und man sie für die Aufklärung viel mehr benötigt. Das wird vor allem dann der Fall sein, wenn die Kosten pro Drohne über den Kosten eines Artilleriegeschosses liegen und das ist auch absehbar und wird der Fall sein. Dann macht es mehr Sinn mit der Drohne aufzuklären und das Artilleriegeschoss den feindlichen Panzer zerstören zu lassen. Und auch das zeichnet sich bereits hier und jetzt in der Ukraine ab.
Eine Art Zusammenfassung mehrerer meiner Thesen und rein privater Meinungen welche ich dazu habe:
TEIL 1
Der Abwehrerfolg der Ukraine gegen die russischen mechanisierten Großkampfeinheiten wurde eben nicht durch Panzerabwehrhandwaffen, Guerilla-Taktiken, Minen usw. erzielt, sondern vor allem anderen durch das Zusammenwirken ukrainischer Panzer, insbesondere Kampfpanzer und Artillerie, wobei schon damals die Artillerie ein Primat hatte. Ebensowenig wurde er durch Drohnen erzielt und wird auch heute nicht mehrheitlich durch Drohnen bewerkstelligt. Gerade die Drohnen wirken zudem eher indirekt, durch ihre Aufklärung. Sie wirken also nur zu einem geringen Anteil direkt gegen Kampfpanzer.
Auch das drohende Abschneiden der Versorgungslinien war ein Erfolg konventioneller Einheiten, insbesondere mechanisierter Verbände. Die hohen Verluste an Kampfpanzern auf beiden Seiten sind im weiteren kein Indiz dafür, dass diese auf dem modernen Schlachtfeld nicht mehr brauchbar wären, sondern sie unterstreichen ganz im Gegenteil die erhebliche Bedeutung welche Kampfpanzer auch heute noch haben. Im übrigen sind die Verluste angesichts der Größe des Krieges völlig normal. Man hatte im Zweiten Weltkrieg noch viel größere Verluste pro Jahr und rechnete im Kalten Krieg mit noch viel größeren Verlusten.
Als praktisches Beispiel: im 2WK verlor die russische Armee nicht weniger als ungefähr 20.000 Kampfpanzer pro Jahr. Davon sind die Russen heute Welten entfernt.
Das man die Kampfpanzer weiter entwicklen muss, dass man entsprechend Lösungen für die Drohnenfrage finden muss und auch das bisherige Konzept des MBT an sich ersetzt werden müsste ist davon völlig unbenommen. Wenn man Kampfpanzer einsetzen will, benötigen diese immer bestimmte Voraussetzungen. Wenn diese nicht gegeben sind, machte der Einsatz der Kampfpanzer auch früher schon keinen Sinn, auch als es noch keine Drohnen gab. Entsprechend ist nicht die Fragestellung ob man den Kampfpanzer ersetzen muss, sondern wie man die Voraussetzungen für seinen Einsatz herstellt. Und Drohnen könnten eine dieser Voraussetzungen sein. Sie sind also in keinster Weise das Ende der Kampfpanzer, sondern werden diese sogar noch stärken. Kampfpanzer werden in Zukunft gerade wegen der Drohnen noch stärker.
Drohnenschwärme / Drohnen sind zudem aktuell nur begrenzt vollautonom einsetzbar, man überschätzt die aktuellen Fähigkeiten von KI in diesem Kontext. Darüber hinaus erzeugen Drohnen einen erheblichen Personalaufwand, dass ist ein Aspekt der am wenigsten verstanden wird. Selbst vollautonome und gehärtete Systeme (die dann keinewegs für die hier genannten Kosten zu haben sind) bedeuten einen nicht unerheblichen Personalaufwand. Die heute verwendeten Drohnen wären recht leicht abwehrbar. Man müsste daher ganz andere deutlich modernere und leistungsfähigere Drohnen einsetzen.
Diese Kritik ändert natürlich nichts an der Grundaussage dass man immer noch viele Drohnen für jeden Kampfpanzer beschaffen könnte. Es wären aber in keinstem Falle tausende Drohnen wie es manche Apologeten der Drohnen annehmen, sondern schlussendlich allenfalls ein paar Hundert pro Kampfpanzer. Auch das ändert natürlich nichts an der vorgestellten Kausalkette wenn man die Betrachtung auf Kampfpanzer vs Drohne beschränkt. Aber: wenn diese Technologie so verfügbar wird und funktioniert, werden beide Seiten sie haben. Und Drohnenschwärme kann man wiederum dann beispielsweise auch mit eigenen Drohnenschwärmen bekämpfen. Dazu treten Laser, abstandsaktive Maßnahmen, elektronische Kriegsführung, neue Panzerungskonzepte, usw. usw.
Entsprechend wird die Wirkung von Drohnenschwärmen auf zukünftige Kampfpanzer in keinster Weise mehr so sein wie sie es aktuell in der Ukraine ist. Tatsächlich werden zukünftige Kampfpanzer gegen Drohnen deutlich ungempfindlicher sein.
Ein weiterer Denkfehler in dieser Diskussion ist - der primäre Gedankenfehler wenn man so will ist - dass man einfach Drohnen und Kampfpanzer in Bezug auf die Kampfkraft miteinander vergleich - aber Kampfpanzer haben eine völlig andere Aufgabe und Rolle haben als Drohnen. Wenn man darüber nachdenkt was man durch Drohnen ersetzen sollte dann kann man eher darüber nachdenken Panzerabwehrwaffen, Mörser und Rohrartillerie durch sie zu ersetzen. Der ganze Grundgedanke: Drohnen vs Kampfpanzer ist daher schon in sich falsch. Es müsste daher stattdessen heißen Drohnen und Kampfpanzer. Denn Drohnenschwärme sind exakt das, was eigene Kampfpanzer wieder befähigen wird ihre spezifische Aufgabe zu erledigen oder sie noch viel besser zu erledigen.
Auch der Verbrauch an Drohnen wird unterschätzt. Aktuell verbrauchen die Ukrainer mehr als 10.000 Drohnen pro Monat. Das macht 120.000 aufwärts im Jahr und es gibt auch Zahlen die noch höher sind. Jetzt nehmen wir mal nicht die von manchen genannte Zahl von mehreren tausend Drohnen pro Leopard 2 Kampfpanzer, sondern viel realistischer (mit KI, gehärtet, vollautonom usw.) und sehr zugunsten der Drohne gerechnet nur ein paar hundert Drohnen pro Kampfpanzer. Und das ist sehr einseitig zugunsten der Drohnen gerechnet, tatsächlich wäre das Verhältnis ein anderes. Dann könnte die Bundeswehr für die Kosten einer äquivalenten Anzahl neuer Kampfpanzer (anstelle der Leopard 2) ungefähr (grober Anhalt) maximal etwas zwischen 200.000 und 300.000 Drohnen beschaffen. Klingt erstmal nach immens viel. Das würde aber aktuell gerade mal den Bedarf in der Ukraine für ungefähr 2 Jahre decken, dann wären alle verbraucht. Natürlich würde man im Krieg dann entsprechend großindustriell nachproduzieren, aber der Verbrauch der Ukrainer ist einer unter den aktuell viel schlechteren Möglichkeiten der Bekämpfung. In Zukunft aber wird der Verbrauch noch sehr viel höher sein und dies umso mehr, je mehr man die Kriegsführung auf Drohnen abstützt. Das Ergebnis wäre, dass die anstelle von ein paar hundert Kampfpanzern beschafften Drohnen innerhalb weniger Monate Krieg verbraucht wären, aber selbst großindustriell aufgrund der höheren Anforderungen nur schwer in derart großen Mengen nachproduzierbar wären. Das betrifft aber dann alle hochtechnologischen Waffensysteme gleichermaßen, der Krieg wird also mit dem geführt was man vor ihm beschafft hat und ist dies abgenutzt, sinkt er vom Niveau her ab oder er wird verloren.
Was man zudem noch in Bezug auf Drohnenkriegsführung beachten sollte ist, dass abgesehen von Problemen mit der Reichweite und schlechtem Wetter und anderem diese ja auch Schützenpanzer, Artilleriesysteme und vieles andere ganz genau so zerstören können. Es ist also verfehlt die Frage der Drohnen auf den Kampfpanzer beschränkt zu betrachten. Tatsächlich wären Kampfpanzer nicht mal meine primären Ziele wenn ich Drohnen einsetze, da gibt es wertvollere und wesentlichere Ziele (falls man diese aufklären und bekämpfen kann). Darüber hinaus sind zukünftige Kampfpanzer (mit einem dann anders gestalteten Schutz- und Bewaffnungskonzept) am wenigsten anfällig für solche Drohnen. Während andere Systeme und insbesondere auch Infanteristen sehr viel anfälliger für diese sind. Gerade die Infanterie wird abgesessen ein immenses Problem mit Drohnenschwärmen haben, und Kampfpanzer noch am wenigsten im Vergleich. Auch das wird viel zu wenig bedacht, die Diskussion viel zu sehr beschränkt in Bezug auf die Kampfpanzer geführt. Und auch aktuell haben die Drohnen in der Ukraine die im Verhältnis zur eingesetzten Zahl und zum Aufwand größten Erfolge eben nicht gegen Kampfpanzer, sondern gegen Artilleriesysteme, Mörserstellungen, Infanterie, feindliche Gräben und Unterschlüpfe usw.
Kurz und einfach: Drohnen werden immens wichtig werden und wichtig bleiben, aber es wäre ein Fehler sie primär in ihrem Verhältnis zu Kampfpanzern zu diskutieren. Das muss viel ganzheitlicher betrachtet werden. Und da sind, wie schon geschrieben: Drohnenschwärme und Kampfpanzer (neuer Art, eines neuen Konzeptes) die Zukunft, zusammen.
Noch zwei Aspekte: ja, in der Ukraine wurden ungefähr 3000 Kampfpanzer zerstört, was aber vollkommen normal ist und auch ohne Drohnen völlig im Rahmen historischer Verluste bei einem Krieg solcher Größenordnung liegt, und ja, Drohnen spielen eine wesentliche Rolle - Aber: indem man beides zusammen nennt erweckt man den Eindruck, dass die Kampfpanzer primär von Drohnen zerstört werden und dem ist nicht so. Tatsächlich ist sogar eine Mehrheit der vernichteten russischen Kampfpanzer nicht von Drohnen zerstört worden und selbst dort wo dies der Fall war, gibt es genügend dokumentierte Fälle wo die Drohnen erst nach einem Mission Kill durch andere Systeme dann dem Kampfpanzer sozusagen den Rest gaben.
In ganz vielen Drohnenvideos treffen diese beispielsweise aufgegebene, bereits erkennbar geschädigte Kampfpanzer ohne Besatzung und zerlegen diese dann endgültig. Die Mehrzahl der vernichteten Kampfpanzer wurde eben nicht von Drohnen zerstört. Wie hoch der Anteil der Drohnen überhaupt ist lässt sich praktisch nur schwer beantworten. Andererseits zerstören Drohnen ja eben wie schon erwähnt nicht nur Kampfpanzer, sondern vor allem auch jede Menge andere Systeme. Nehmen wir also mal (willkürlich) die Zahl von 3000 Systemen pro Jahr welche Drohnen zum Opfer fallen. Warum auch nicht, es spielt für die Folgerung die man daraus ziehen kann keine Rolle wie groß die Zahl exakt ist. Dann setzt die Ukraine weit mehr als 100.000 Drohnen (ca. 120.000 bis 150.000 nach konservativen Schätzungen) pro Jahr ein, um diese Zahl feindlicher Systeme damit zu vernichten.
Das bedeutet, dass man für jedes Ziel eine Anzahl im mittleren zweistelligen Bereich an Drohnen benötigt, aktuell um die 50 also. Dann ist das natürlich hochökonomisch und macht Sinn. Wenn (!) sich dieses Verhältnis beibehalten ließe, dann würden Drohnen in Zukunft im gleichen Ausmaß wirksam sein und erhebliche taktische wie operative wie strategische Auswirkungen haben und Vorteile bieten. Wenn. Denn es ist nicht wahrscheinlich, dass dieses Verhältnis so aufrecht erhalten werden kann, aus einer Vielzahl von Gründen. Wenn man aber pro Ziel eben nicht mehr eine mittlere zweistellige Zahl an Drohnen benötigt, sondern eine mittlere dreistellige Zahl - und das ist wahrscheinlich, wenn dann aber zugleich man pro "Kampfpanzer" maximal eine mittlere dreistellige Zahl an Drohnen produzieren kann - und so wird es zwingendermaßen sein, allein schon wegen der Frage der Härtung die sehr aufwendig und teuer ist, der Frage der KI usw. dann herrscht Parität in der wechseleitigen Abnutzung und die Bedeutung von Drohnen wird weit unter das sinken was heute in der Ukraine der Fall ist.
Das heißt die Ukraine ist hier und jetzt ein Sonderfall, weil hier eine Technologie noch ganz am Anfang stehend auf einen unvorbereiteten Gegner trifft. Das wird in der Zukunft nicht mehr der Fall sein.
Der zweite Aspekt ist die Frage von EMP / nuklearer Kriegsführung. Jeder Krieg mit Russland beinhaltet diese Möglichkeit und keineswegs bedeutet der Einsatz solcher Waffen automatisch den strategischen globalen Nuklearkrieg, da gibt es viele Abstufungen und Eskalationsstufen. Spezifisch in Bezug auf Drohnen stellt hierbei EMP ein erhebliches Problem dar. Kleine Drohnen wie sie in der Ukraine eingesetzt werden sind nur mit sehr großem Aufwand und sehr hohen Kosten dagegen härtbar und teilweise ist es technisch zweifelhaft ob dies überhaupt möglich ist. Panzerfahrzeuge dagegen können allein aufgrund ihrer Größe und grundsätzlichen Struktur sehr viel leichter gehärtet werden.
Wenn wir keine Panzer, aber unüberschaubare Drohnenschwärme haben, genügt eine EMP Bombe bereits um diese auszuschalten. Auch ein Aspekt den man vorher bedenken sollte. Sowohl NEMP, als auch in die Zukunft gedacht (Voranschreiten der Technologie) konventionelle EMP Bomben stellen für Drohnenschwärme ein erhebliches Problem dar. Noch darüber hinaus werden auch Drohnen in der Elektronischen Kriegsführung erheblich an Bedeutung gewinnen. Auch hier gibt es einen Widerspruch / Gegensatz von Drohne zu EloKa in Wahrheit nicht. Beides zusammen ergibt erst tatsächlich strategisch erheblich wirksame Effekte.
Ergänzend: keine Drohne ist günstiger als ein Laserstrahl. Und beide Seiten benötigen trotzdem in Zukunft Drohnenschwärme - und daher kann man seine eigenen Drohnenschwärme zusätzlich zu Laser auch dazu einsetzen die feindlichen Drohnen runter zu holen. Das wäre sogar vollautonom leichter bewerkstelligbar als Ziele am Boden anzugehen. Dazu tritt dann noch EMP sowie neue Schutzkonzepte für Kampfpanzer, abstandsaktive Schutzmaßnahmen usw. Kurz und einfach: die Wirkung von Drohnen welche selbst Ziele angreifen und zerstören wird deutlich abnehmen. Sie wird in einem zukünftigen Krieg in jedem Fall viel geringer sein als jetzt in der Ukraine.
Was aber eine ganz andere Fragestellung ist wäre die der Aufklärung, die Möglichkeiten der vernetzten Kommunikation über Drohnen (Relais) und das Zusammenspiel von Drohnen und anderen Distanzwaffen (Mörser, Artillerie, Marschflugkörper, zielsuchende vollautonome Munition wobei bei letzterem ja dann der Übergang zur Drohne fließend sein wird).
Drohnen werden in Zukunft nicht wegen ihrer Wirkung gegen Panzer, sondern wegen ihrer Aufklärung absolut wesentlich sein.
Und das ist auch in der Ukraine hier und heute bereits der Fall. Die entscheidende Wirkung von Drohnen in der Ukraine ist nicht dass sie Kampfpanzer zerstören, sondern die Erzeugung eines gläsernen Gefechtsfeldes, in welchem die Kampfpanzer selbst in den Bereitsstellungsräumen aufgeklärt werden um dann dort durch andere Waffen zerstört zu werden. Aufklärung und Kommunikation sind die beiden wesentlichen Eigenschaften welche Drohnen im Krieg unverzichtbar und absolut wesentlich machen werden, nicht ihr Einsatz als Waffe selbst. Es wäre sogar eventuell in Zukunft falsch seine Drohnen als Angriffsmittel zu verwenden, weil es sie dafür "verschwendet" und man sie für die Aufklärung viel mehr benötigt. Das wird vor allem dann der Fall sein, wenn die Kosten pro Drohne über den Kosten eines Artilleriegeschosses liegen und das ist auch absehbar und wird der Fall sein. Dann macht es mehr Sinn mit der Drohne aufzuklären und das Artilleriegeschoss den feindlichen Panzer zerstören zu lassen. Und auch das zeichnet sich bereits hier und jetzt in der Ukraine ab.