(Allgemein) Wiedereinführung einer Wehrpflicht und Personalgewinnung
(11.02.2024, 21:28)Garten-Grenadier schrieb: Was Du, Ich und viele, viele andere als Wehrpflichtige empfunden haben ist für die Streitkräfte und Sicherheitsarchitektur irrelevant. Auf das individuelle Wohlbefinden kann leider keine Rücksicht genommen werden. Natürlich darf durch den Staatsbürger dennoch die Sinnhaftigkeit des Dienstes hinterfragt werden.

Aber der kleine, subjektive und nicht mehr aktuellen Einblick eines Wehrpflichtigen aus dem Jahr 1965, 1985 oder 2005 kann nicht als Grund herangeführt werden um die Bundeswehr NICHT für eine fundamental veränderte Sicherheitslage in Europa auszurichten sowie personell und materiell aufzufüllen.

Ich bin hier nur auf Deinen Take eingegangen, dass Du ja wusstest, wofür Du Deinen Wehrdienst ableistet und ihn als positiv bewertet. Meine Kompanie und auch mein betroffener Bekanntenkreis hat dies in großen Teilen nicht getan. Ausnahmen gab es. Allerdings nur bei den Jungs, die zur Marine gegangen waren und sich zwei Jahre als Mannschaftsdienstgrad verpflichtet hat und drei Monate unterwegs waren. Aber die Masse hatte schlicht keinen Bock auf Bund.

Zitat:Wie kann eine, durch das Grundgesetz legitimierte und 55 Jahre praktizierte, Wehrpflicht rechtswidrig sein ? Sicherlich werden sich einige Juristen als Rechtsverdreher üben. Parole: GelöbNIX

Vermutlich beziehst du dich auf die durchaus strittige Heranziehungspraxis der 2000er, welche den Einschein von Willkürlichkeit untermauterte. Ob die damalige Heranziehung nach Bedarf der Streitkräfte nun rechtswidrig war, können Juristen ja lange drüber lamentieren.

Wie ich schon sagte: Eine Wehrungerechtigkeit muss nachgewiesen und dokumentiert werden bevor sie beklagt werden kann. Ziemlich schwierig wenn seit 13 Jahren nichtmehr gezogen wird.

Mit ziemlicher Sicherheit wird sich eine neue Wehrpflicht (für alle) auch anders gestalten als jenes Modell von 1956 bis 2011.

Wie schon gesagt. Die Wehrungerechtigkeit und die drohende Klage gegen die allgemeine Wehrpflicht, war mitentscheidend für die Aussetzung. Und die Wehrungerechtigkeit nachzuweisen ist nun grds. kein Problem. Wie viele Menschen können gezogen werden im Vergleich zu denen, die dann gezogen werden. Ein Missverhältnis nennt man Wehrungerechtigkeit. Schwierig ist da nichts. Und wie gesagt. Sie ist ja Thema gewesen. Das solltest Du ja mitbekommen haben.

Und wie Du oben schon sagtest. Was Du jetzt als Nicht-Jurist meinst, ist irrelevant. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat einen allgemeinen Wehrdienst als verfassungswidrig erklärt. Tue bitte nicht so, als ob ich hier im luftleeren Raum schreibe.

Zitat:Die BW benötigt 20.000 zusätzliche Soldatinnen und Soldaten ( wenn schon die Ungerechtskeits-Karte gezogen wird , dann bitte auf die Gleichstellung achten) um ihre anvisierten SOLL-Stärke zu erreichen.

Davon ab braucht die BW jährlich min. 15.000 Einstellungen um ausscheidende Soldaten* zu kompensieren.
Das bedeutet aber noch keinen siginifkanten Zuwachs, keine Feldersatz und keine Bildung von Reserven.
Sondern nur die stehende Armee in Friedenszeiten.

Die BW verbraucht hier schon unverhältnismäßig viel Geld um die Mannschafts-DP zu besetzen, welche früher Wehrpflichtige füllten. Das mag bei der Einsatzarmee noch funktioniert haben. Nicht aber bei einer Armee, welche sich auf Landes- und Bündnisverteidigung einstellen muss. Die Szenarien aus der Ukraine sprechen für wesentlich größere Streitkräfte wenn diese Durchhaltefähig sein wollen.

Vermutlich bezog sich Quintus Fabius auf Verhältnis von kämpfender Truppe zu "Unterstützern". Da ist das Verhältnis von 1:3 noch als sehr gut zu bezeichnen.

Hierbei darf man die Verlustrate in einem hochintensiven Gefecht nicht unterschätzen. Hier braucht es ein personelles Regenerationspotential welches Karriere-Trucks der BW nicht bieten können.

Stand Mitte 2023:
400.000 aktive Truppenstärke / 200.000 Verluste

Quelle: https://www.rnd.de/politik/400-000-russe...PPLIM.html

Wenn also 87% der ursprünglichen Streitkräfte ausgefallen sind, zeigt dies den enormen Bedarf an personellen Reserven.
Nicht umsonst wird Russland die inoffizielle Heranziehung Wehrpflichtiger vorgeworfen

Das ist das Problem der Bundeswehr und nicht der jüngeren Generation. Dann muss man wie Quintus völlig richtig sagte, Dienstposten umverteilen und/oder die Bundeswehr verkleinern. Andere größere Nationen schaffen es auch ohne Wehrpflicht auszukommen. Wie nur?
Die Bundeswehr muss einfach attraktiver werden. Finanziell natürlich, aber eben auch als Arbeitgeber (Dienstherr). Vielleicht sollte man darüber nachdenken, wie man junge Leute für die Bundeswehr begeistern kann oder ihnen Perspektiven innerhalb der Dienstzeit zu bieten. So wie das Studium bei den Offiziersanwärtern. Warum ist der Anteil von Berufssoldaten so niedrig. In anderen Verwaltungen käme man mit solchen befristeten Arbeitsverhältnissen kaum durch.
Und bitte beachten. Wehrpflicht ist ein starker Eingriff in die Grundrechte und nicht der Normalzustand. Du sprichst von 400.000 Russischen Soldaten. Aktiv hatte man vor dem Krieg ca. 1 Mio.
Die NATO hat in Europa ca. 1.650.000 aktive Soldaten. Dazu kommen die USA mit 1.4000.000 Soldaten und die Türkei mit 575.000 Soldaten. Ich denke nicht, dass die grundsätzliche Gefahr - zumindest nicht anhand der Personalzahlen - für Deutschland so riesig ist, dass dies eine Wehrpflicht erfordern würde. Die Probleme liegen ja nun ganz offensichtlich woanders. Und die Bundeswehr benötigt 20k Soldaten. Das bringt weder Reservisten, noch ist diese Zahl irgendwie für das "große Ganze" relevant.

(12.02.2024, 10:00)Quintus Fabius schrieb: Allgemein:

Mal eine kontraintuitive Idee: wie wäre es die Bundeswehr etwas zu verkleinern und Personal abzubauen ?! Und die frei werdenden Mittel dann für Munition, Ersatzteile usw aufzuwenden ?! Und zwar indem man intentional bestimmte Fähigkeiten aufgibt.

Letztlich wird man ja gar darum herumkommen. Der Arbeitsmarkt wird durch die geburtenschwachen JG künftig immer härter umkämpft werden. Die Wehrpflicht wird nicht zurückkommen, wenn global nicht ganz was gravierendes passiert.

Deine Forderung Dienstposten "umzuwidmen" und dann die Bundeswehr auf eine realistische Personalstärke bringen. Und richtig - dann die von Pistorius geforderte Kriegsbereitschaft angehen. Leider hat der Gute ja aber auch schon angekündigt strukturell nicht verändern zu wollen. Wodurch Forderung 1 schon scheitern wird.
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