07.01.2024, 16:01
Schneemann:
Die verfügbaren Bilder, Filme und das ausgewertete russische Kriegsmaterial welches man untersuchen konnte (weil zerstört, weil aufgegeben etc.) sprechen eine komplett andere Sprache. Die russische Armee läuft in weiten Teilen mit eingelagertem Material. Auch das "neue" Material ist vorwiegend aus alten Teilen neu zusammen gebaut. Der prozentuale Anteil den man wieder funktionsfähig kriegen konnte war sicher gering, aber es gibt genug Luftaufnahmen von sich leerenden russischen Freiluftdepots aus denen immense Mengen von Systemen aller Art entnommen wurden. Es gibt genug Satellitenaufnahmen davon, wie auch Filmaufnahmen von solchem Material wie es an die Front gekarrt und genug Bildmaterial solchen zerstörten Materials an der Front.
Und wie schon geschrieben, nur weil die Russen irgendwelche BMP in einem Sumpf halb unter Wasser "lagern" heißt das ja nicht, dass wir das Material nicht sinnvoll einlagern könnten.
Es gibt durchaus viele Hinweise darauf, dass die überhohen Verluste der Russen nicht zuletzt darauf zurück zu führen sind, dass ihr Material aus den Depots in vielen Aspekten obsolet war und ist. Dessen ungeachtet hat man erhebliche Massen aus diesen Depots heraus generiert.
Und ich schrieb ja nicht davon, hier und jetzt Eurofighter einzulagern, sondern Mörser, Mörsermunition, Artilleriemunition usw. Also exakt das was du selbst hier als nützlich benannt hast. Die Grundlagen also, auf denen alles andere aufbaut bzw. drauf gesetzt wird.
Aktuell produziert man keinesweges neue modernere Großsysteme, sondern ganz im Gegenteil überwiegend ältere Systeme die technologisch zurück hängen, und auch dies ginge nicht ohne den steten Fluss an Material aus den Depots, denn da werden eben nicht alle Teile neu produziert, sondern die Depots nach Teilen ausgeschlachtet. Und die Anstrengungen um eine massive Erhöhung der Rüstungsproduktion sind natürlich völlig uanbhängig davon notwendig, weil auch die Depots sich was brauchbares Material angeht rasant leeren. Dazu muss auch bedenken, dass diese Depots immens wichtig für die Ersatzteilversorgung sind, die ganze russische Inst läuft in weiten Teilen damit.
Fazit: die Lager waren und sind absolut entscheidend für die Russen gewesen. Ohne diese wäre dieser Krieg so nicht führbar gewesen.
Und mit sinnvollen Systemen und Verbrauchsmitteln bestückte Lager die man zudem nach unseren Standards führt, wären für uns noch mal wesentlich wertvoller. Nicht nur für uns selbst, sondern auch um damit etwaig andere Partner militärisch unterstützen zu können.
Frage: du willst doch nicht ernsthaft den militärischen Wert von Depots mit Grundlagensystemen/wirkmitteln bestreiten ?
So wie man aktuell schnell Artilleriemunition ersetzt hat ?! Die Wahrheit ist, dass selbst die "Kleinsysteme" sich sehr schnell verbrauchen und keineswegs so schnell nachgeordet werden können. Man sehe sich die aktuelle Problematik mit der Nachproduktion von Stinger-Raketen an. Meiner Einschätzung nach unterschätzt du etwaig den notwendigen Verbrauch eines ernsthaften großen Krieges.
Nur weil man Sachen falsch gelagert hat oder die Russen diese falsch lagern, heißt das nicht, dass man solche Systeme nicht auch umgekehrt richtig einlagern könnte. Dann hätte man diese Probleme erst gar nicht.
Sehe ich genau umgekehrt. Desweiteren schrieb ich nicht allein von Kleinsystemen, sondern beispielsweise auch vor allem von Technologiekillern und von Wirkmitteln und Verbrauchsmitteln.
Großsysteme unterliegen zwei Problemen: 1. sie überholen sich technisch schneller und 2. sie werden schneller durch Großsysteme des Gegners gekontert - entsprechend entsteht das was ich immer eine gegenseitige Aufhebung nenne. Ich erhöhe meine Kampfkraft um einen Faktor n - dem folgend erhöht der Gegner seine Kampfkraft um einen Faktor n und man hat keinen Vorteil mehr, sondern beide Seiten sind relativ zueinander gleich stark wie vorher. Das ist bei Großsystemen viel eher der Fall. Immense Mengen der beschriebenen Grundlagen-Systeme (mMn der bessere Begriff als Kleinsysteme) sind daher etwas, was auch im Krieg heute eben nicht mehr so einfach nach Belieben nachgeordert werden kann, auch wenn man weiter der Illusion anhängt, "die Industrie" könnte dass dann schon in kürzester Zeit. Zudem werden große Krieg etwaig sogar noch kürzer werden bevor sie völlig aus dem Ruder laufen - dann erübrigt sich auch jede Nachproduktion da nicht mehr möglich - oder aus Angst vor diesem aus dem Ruder laufen zu schnell enden.
Und um das nochmal zu betonen: ich betonte nicht die Kleinsysteme, sondern ich betonte die Grundlagen-Mittel. Es wäre in jedem denkbaren Fall von Nutzen, etliche Millionen Artilleriegranaten, Bomben und Minen eingelagert zu haben. Hier und heute reichen die Vorräte diesbezüglich gerade mal wenige Tage.
Ich schrieb explizit, dass man das vorhandene Material dann anders einsetzen muss. Ich kann beispielsweise mit einer scharf geschliffenen Schaufel sowohl gut graben als auch kleinere Bäume fällen. Mit einer Axt kann ich die Bäume besser fällen, aber in keinster Weise so graben. Entsprechend brauche ich Systeme die ich höchst unterschiedlich einsetzen kann - und dann ist es höchst einfach: man muss sie dann halt auch verschieden einsetzen. Wenn ich wie die Sowjets versuche Panzer in Afghanistan so einzusetzen wie es für Mitteleuropa angedacht war, scheitert das nicht an den Panzern, sondern an der falschen Einsatzweise. Man hätte sie ja auch ganz anders einsetzen können.
Und in Vietnam hat man gegen den Vietcong gewonnen, mit konventionellem Militärmaterial, und den Krieg dort hat man verloren als Südvietnam von einer konventionellen Streitmacht, den regulären Streitkräften Nordvietnams ganz konventionell erobert wurde. Das war ja ein ganz konventioneller regulärer Krieg der zum Ende Süd-Vietnams führte.
Und gerade eben deshalb muss das Primat bei den Grundlagen-Mitteln sein und nicht bei technisch hochkomplexen Großkampfsystemen. Gerade eben deshalb ! Denn diese generieren mehr Kampfkraft insgesamt gesehen pro Geldeinheit.
Damit einhergehend fordere ich seit jeher eine Spezialisierung in den Streitkräften auf bestimmte Systembereiche. Und eben keine ganzheitliche allumfassende Streitkraft. Denn auch mit einem Auszug von Systemen kann man bei einer funktionierenden und kriegsfähigen Basis immens viel erreichen.
Das ist nur dann der Fall, wenn man so wie die Bundeswehr versucht alles mit lauter spezialisierten Großsystemen der Hochtechnologie abzudecken, aber das ist ja auch nur deshalb der Fall, weil man damit die Industrie am meisten berreichern kann.
Man kann mit sehr viel weniger praktisch alle Szenarien abdecken. Dazu müsste man halt nur mal anfangen unkonventioneller zu denken, abseits der Truppenübungsplatzkünstlichkeit und der hyperkonventionellen Betrachtung des Krieges an der Führungsakademie. Man könnte ganz viele Systeme streichen, und wäre trotzdem vollumfänglich Kriegsfähig im gesamten Spektrum der denkbaren Aufträge. Vieles kann man auch substituieren und dann ist es noch so, dass man auch bewusst Lücken lassen kann.
Wer alles defendieren will, der defendiert am Ende gar nichts. Wer alle möglichen Szenaien mit Ausrüstung abdecken will, der deckt am Ende gar keine Szenarien mehr ab. Genau das ist der Bundeswehr passiert.
Man sollte daher Anfangen Ausrüstung mit Fähigkeiten zu ersetzen, was kein zusätzliches spezialisiertes Material für jeden denkbaren Spezialfall benötigt.
1 (in Worten EINE) Kanone ist ein nettes Gerüst, ja das ist wohl die richtige Wortwahl, aber sie wäre in Wahrheit für einen Gros allerdenkbaren Szenarien unzureichend. Ich will auch gar nicht zu sehr auf diesem einen Beispiel herum reiten, da man sowohl Kommandokräfte auch noch ganz anders absetzen kann und ebenso auch ganz anders Evakuierungen vornehmen kann und angesichts der Geschwindigkeit heutigen Geschehens es höchst fragwürdig ist, ob man dann überhaupt noch zeitgerecht eine Fregatte vor Ort kriegt, weil die nicht dort sein wird wo es stattfindet und daher erst dorthin verlegen muss.
Der zukünftige Krieg ist ein Rennen zur Geschwindigkeit, und wir sind zu langsam. Nicht in unserer Ausrüstung als deren technischen Fähigkeiten, sondern in unseren Konzepten, Entscheidungs- und Handlungsabläufen.
Die Umstände dass 1 (in Worten EINE) F-125 ausreicht sind derart extrem selten und besonders, dass es erheblich in Frage steht, ob man dafür überhaupt Ausrüstung vorhalten sollte, da jeder solche Hyperspezialfall auch anders abgehandelt werden kann.
Aber nochmals: ich will gar nicht so sehr auf der F-125 herum reiten, sondern auf dem allgemeinen Funktionsprinzip: ich kann fast jeden Auftrag auch anders erledigen, es gibt immer mehrere Wege, also ist der entscheidende Punkt, dass ich das vorhandene Material jeweils anders einsetze, die Wege also durch Fähigkeiten anstelle von auf den jeweiligen Weg spezialisierter Ausrüstung beschreite.
Selbst die F-125 könnte man daher auch ganz anders einsetzen, auf viel mehr Weisen als hier angedacht. Es fehlt einfach an jedwedem unkonventionellen Denken.
Du denkst meiner Ansicht nach zu Ausrüstungs-Zentrisch. Und das ist etwas, was ich ganz allgemein sowohl in der Bundeswehr als auch sonst in dieser Bundesrepublik beobachte. Wir müssen weg von dieser Fixierung auf die spezifische Ausrüstung. Man kann immens viel kompensieren, anders machen, kreativer lösen. Und was sollen wir dann erst tun, wenn der Feind dies tut ?! Wenn wir uns auf ein Szenario vorbereiten, warum sollte sich der Feind überhaupt auf dieses einlassen ?! Stattdessen sollte man da zuschlagen wo der Feind nicht ist, wo er nicht vorbereitet ist, wo seine Schwachstellen sind. Statt danach zu suchen, wollen wir durch Ausrüstung alles so absichern, dass es bei uns keine Lücken gibt. Statt diese Lücken zuzulassen und ebenfalls zu explorieren weil sie den Feind anziehen.
Diese ausrüstungs-zentrische Sichtweise entspricht der Vollkasko Mentalität dieser Gesellschaft, diese läuft aber der Natur des Krieges an sich entgegen / zuwieder. Es ist diese Absicherungs- Versicherungs- und Rückversicherungs-mentalität, welche hier spricht und welche in jedwedem ernsthaften Krieg scheitern muss.
Jeder Krieg ist einzigartig. In jedem herrschen Friktion, Versagen und mangelnde Vorbereitung vor. Entsprechend benötigt man Streitkräfte die sowohl mit Chaos und ständigem Versagen besser zurecht kommen als die des Feindes, als auch mit der jeweils einzigartigen Situation und sich daher von ihren Fähigkeiten an diese anpassen können.
Wir benötigen keine Spezialisierung hier und jetzt auf bestimmte Szenarien, sondern stattdessen eine Armee deren Anpassungsfähigkeit aus ihren Fähigkeiten resultiert und nicht aus ihrer Ausrüstung, und deren Anpassungsfähigkeit es ermöglicht mit viel weniger sehr viel mehr Aufträge abzuarbeiten. Das gilt für alle Ebenen von ganz oben bis ganz unten.
Ein echter Krieg benötigt einen radikalen maximalen Opportunismus, und dafür eine maximal denkbare Anpassungsfähigkeit. Und fehlt diese wird keine Ausrüstung der Welt dies kompensieren können.
Zitat:man hat vermutlich dennoch nur wenige Prozent von dem eingelagerten Zeugs überhaupt noch nutzen und wieder nach vorne schaffen können.
Die verfügbaren Bilder, Filme und das ausgewertete russische Kriegsmaterial welches man untersuchen konnte (weil zerstört, weil aufgegeben etc.) sprechen eine komplett andere Sprache. Die russische Armee läuft in weiten Teilen mit eingelagertem Material. Auch das "neue" Material ist vorwiegend aus alten Teilen neu zusammen gebaut. Der prozentuale Anteil den man wieder funktionsfähig kriegen konnte war sicher gering, aber es gibt genug Luftaufnahmen von sich leerenden russischen Freiluftdepots aus denen immense Mengen von Systemen aller Art entnommen wurden. Es gibt genug Satellitenaufnahmen davon, wie auch Filmaufnahmen von solchem Material wie es an die Front gekarrt und genug Bildmaterial solchen zerstörten Materials an der Front.
Und wie schon geschrieben, nur weil die Russen irgendwelche BMP in einem Sumpf halb unter Wasser "lagern" heißt das ja nicht, dass wir das Material nicht sinnvoll einlagern könnten.
Zitat:Die einzigen Lagerbestände, die sich überwiegend als nützlich erwiesen, waren die an Minen und an Artilleriemunition. Alles andere jedoch - also auch das eingelagerte schwere Gerät - war entweder verrottet oder derart obsolet, dass man es besser gleich eingeschmolzen hat.
Es gibt durchaus viele Hinweise darauf, dass die überhohen Verluste der Russen nicht zuletzt darauf zurück zu führen sind, dass ihr Material aus den Depots in vielen Aspekten obsolet war und ist. Dessen ungeachtet hat man erhebliche Massen aus diesen Depots heraus generiert.
Und ich schrieb ja nicht davon, hier und jetzt Eurofighter einzulagern, sondern Mörser, Mörsermunition, Artilleriemunition usw. Also exakt das was du selbst hier als nützlich benannt hast. Die Grundlagen also, auf denen alles andere aufbaut bzw. drauf gesetzt wird.
Zitat: Und wenn die Lager wirklich so gewichtig wären, dann würde man russischerseits nicht derzeit diese massiven Anstrengungen unternehmen, die Rüstungsindustrie anzukurbeln und neue, modernere Großsysteme zu produzieren. Insofern: Entscheidend zum Führen des Krieges waren diese riesigen Lager nicht.
Aktuell produziert man keinesweges neue modernere Großsysteme, sondern ganz im Gegenteil überwiegend ältere Systeme die technologisch zurück hängen, und auch dies ginge nicht ohne den steten Fluss an Material aus den Depots, denn da werden eben nicht alle Teile neu produziert, sondern die Depots nach Teilen ausgeschlachtet. Und die Anstrengungen um eine massive Erhöhung der Rüstungsproduktion sind natürlich völlig uanbhängig davon notwendig, weil auch die Depots sich was brauchbares Material angeht rasant leeren. Dazu muss auch bedenken, dass diese Depots immens wichtig für die Ersatzteilversorgung sind, die ganze russische Inst läuft in weiten Teilen damit.
Fazit: die Lager waren und sind absolut entscheidend für die Russen gewesen. Ohne diese wäre dieser Krieg so nicht führbar gewesen.
Und mit sinnvollen Systemen und Verbrauchsmitteln bestückte Lager die man zudem nach unseren Standards führt, wären für uns noch mal wesentlich wertvoller. Nicht nur für uns selbst, sondern auch um damit etwaig andere Partner militärisch unterstützen zu können.
Frage: du willst doch nicht ernsthaft den militärischen Wert von Depots mit Grundlagensystemen/wirkmitteln bestreiten ?
Zitat:Hinzu kommt: Ein Kleinsystem kannst du - normal, wenn nicht irgendwelche bürokratischen Hürden dem entgegenstehen - recht schnell ersetzen, bestellen oder nachordern.
So wie man aktuell schnell Artilleriemunition ersetzt hat ?! Die Wahrheit ist, dass selbst die "Kleinsysteme" sich sehr schnell verbrauchen und keineswegs so schnell nachgeordet werden können. Man sehe sich die aktuelle Problematik mit der Nachproduktion von Stinger-Raketen an. Meiner Einschätzung nach unterschätzt du etwaig den notwendigen Verbrauch eines ernsthaften großen Krieges.
Zitat:Kleinsysteme indessen sind leicht ersetzbar und können schneller dem Vergessen in einer Lagerhalle anheim fallen. Ich erinnere an die schimmelnden MANPADS.
Nur weil man Sachen falsch gelagert hat oder die Russen diese falsch lagern, heißt das nicht, dass man solche Systeme nicht auch umgekehrt richtig einlagern könnte. Dann hätte man diese Probleme erst gar nicht.
Zitat:Insofern macht es mehr Sinn, Großsysteme - zumindest im vertretbaren Rahmen - zu unterhalten als "immense Stückzahlen" von Kleinsystemen zu horten.
Sehe ich genau umgekehrt. Desweiteren schrieb ich nicht allein von Kleinsystemen, sondern beispielsweise auch vor allem von Technologiekillern und von Wirkmitteln und Verbrauchsmitteln.
Großsysteme unterliegen zwei Problemen: 1. sie überholen sich technisch schneller und 2. sie werden schneller durch Großsysteme des Gegners gekontert - entsprechend entsteht das was ich immer eine gegenseitige Aufhebung nenne. Ich erhöhe meine Kampfkraft um einen Faktor n - dem folgend erhöht der Gegner seine Kampfkraft um einen Faktor n und man hat keinen Vorteil mehr, sondern beide Seiten sind relativ zueinander gleich stark wie vorher. Das ist bei Großsystemen viel eher der Fall. Immense Mengen der beschriebenen Grundlagen-Systeme (mMn der bessere Begriff als Kleinsysteme) sind daher etwas, was auch im Krieg heute eben nicht mehr so einfach nach Belieben nachgeordert werden kann, auch wenn man weiter der Illusion anhängt, "die Industrie" könnte dass dann schon in kürzester Zeit. Zudem werden große Krieg etwaig sogar noch kürzer werden bevor sie völlig aus dem Ruder laufen - dann erübrigt sich auch jede Nachproduktion da nicht mehr möglich - oder aus Angst vor diesem aus dem Ruder laufen zu schnell enden.
Und um das nochmal zu betonen: ich betonte nicht die Kleinsysteme, sondern ich betonte die Grundlagen-Mittel. Es wäre in jedem denkbaren Fall von Nutzen, etliche Millionen Artilleriegranaten, Bomben und Minen eingelagert zu haben. Hier und heute reichen die Vorräte diesbezüglich gerade mal wenige Tage.
Zitat:Hängt - wieder einmal - stark vom Szenario ab. Am Hindukusch in den 1980ern haben die sowjetischen Panzerverbände keine entscheidende Rolle gespielt. Und Vietnam wurde mit US-Material geradezu zugeschüttet, inkl. einer geradezu überwältigenden Feuerkraft. Trotzdem gingen beide Kriege für die Supermächte verloren.
Ich schrieb explizit, dass man das vorhandene Material dann anders einsetzen muss. Ich kann beispielsweise mit einer scharf geschliffenen Schaufel sowohl gut graben als auch kleinere Bäume fällen. Mit einer Axt kann ich die Bäume besser fällen, aber in keinster Weise so graben. Entsprechend brauche ich Systeme die ich höchst unterschiedlich einsetzen kann - und dann ist es höchst einfach: man muss sie dann halt auch verschieden einsetzen. Wenn ich wie die Sowjets versuche Panzer in Afghanistan so einzusetzen wie es für Mitteleuropa angedacht war, scheitert das nicht an den Panzern, sondern an der falschen Einsatzweise. Man hätte sie ja auch ganz anders einsetzen können.
Und in Vietnam hat man gegen den Vietcong gewonnen, mit konventionellem Militärmaterial, und den Krieg dort hat man verloren als Südvietnam von einer konventionellen Streitmacht, den regulären Streitkräften Nordvietnams ganz konventionell erobert wurde. Das war ja ein ganz konventioneller regulärer Krieg der zum Ende Süd-Vietnams führte.
Zitat:Wie gesagt: Es gibt so etwas wie Haushaltszwänge.
Und gerade eben deshalb muss das Primat bei den Grundlagen-Mitteln sein und nicht bei technisch hochkomplexen Großkampfsystemen. Gerade eben deshalb ! Denn diese generieren mehr Kampfkraft insgesamt gesehen pro Geldeinheit.
Damit einhergehend fordere ich seit jeher eine Spezialisierung in den Streitkräften auf bestimmte Systembereiche. Und eben keine ganzheitliche allumfassende Streitkraft. Denn auch mit einem Auszug von Systemen kann man bei einer funktionierenden und kriegsfähigen Basis immens viel erreichen.
Zitat:Eine Streikraft, die so aufgestellt ist, dass sie faktisch alle möglichen Szenarien irgendwie abdecken könnte, wäre durchaus sehr umfangreich und teuer, und selbst dann hätte ich noch nicht alle Szenarien abgedeckt.
Das ist nur dann der Fall, wenn man so wie die Bundeswehr versucht alles mit lauter spezialisierten Großsystemen der Hochtechnologie abzudecken, aber das ist ja auch nur deshalb der Fall, weil man damit die Industrie am meisten berreichern kann.
Man kann mit sehr viel weniger praktisch alle Szenarien abdecken. Dazu müsste man halt nur mal anfangen unkonventioneller zu denken, abseits der Truppenübungsplatzkünstlichkeit und der hyperkonventionellen Betrachtung des Krieges an der Führungsakademie. Man könnte ganz viele Systeme streichen, und wäre trotzdem vollumfänglich Kriegsfähig im gesamten Spektrum der denkbaren Aufträge. Vieles kann man auch substituieren und dann ist es noch so, dass man auch bewusst Lücken lassen kann.
Wer alles defendieren will, der defendiert am Ende gar nichts. Wer alle möglichen Szenaien mit Ausrüstung abdecken will, der deckt am Ende gar keine Szenarien mehr ab. Genau das ist der Bundeswehr passiert.
Man sollte daher Anfangen Ausrüstung mit Fähigkeiten zu ersetzen, was kein zusätzliches spezialisiertes Material für jeden denkbaren Spezialfall benötigt.
Zitat:Muss man Kommandokräfte absetzen oder Evakuierungen vornehmen in einem LIC, dann reicht die F125 mir ihrer 127-mm-Kanone durchaus als nettes Stabilisierungsgerüst aus.
1 (in Worten EINE) Kanone ist ein nettes Gerüst, ja das ist wohl die richtige Wortwahl, aber sie wäre in Wahrheit für einen Gros allerdenkbaren Szenarien unzureichend. Ich will auch gar nicht zu sehr auf diesem einen Beispiel herum reiten, da man sowohl Kommandokräfte auch noch ganz anders absetzen kann und ebenso auch ganz anders Evakuierungen vornehmen kann und angesichts der Geschwindigkeit heutigen Geschehens es höchst fragwürdig ist, ob man dann überhaupt noch zeitgerecht eine Fregatte vor Ort kriegt, weil die nicht dort sein wird wo es stattfindet und daher erst dorthin verlegen muss.
Der zukünftige Krieg ist ein Rennen zur Geschwindigkeit, und wir sind zu langsam. Nicht in unserer Ausrüstung als deren technischen Fähigkeiten, sondern in unseren Konzepten, Entscheidungs- und Handlungsabläufen.
Die Umstände dass 1 (in Worten EINE) F-125 ausreicht sind derart extrem selten und besonders, dass es erheblich in Frage steht, ob man dafür überhaupt Ausrüstung vorhalten sollte, da jeder solche Hyperspezialfall auch anders abgehandelt werden kann.
Aber nochmals: ich will gar nicht so sehr auf der F-125 herum reiten, sondern auf dem allgemeinen Funktionsprinzip: ich kann fast jeden Auftrag auch anders erledigen, es gibt immer mehrere Wege, also ist der entscheidende Punkt, dass ich das vorhandene Material jeweils anders einsetze, die Wege also durch Fähigkeiten anstelle von auf den jeweiligen Weg spezialisierter Ausrüstung beschreite.
Selbst die F-125 könnte man daher auch ganz anders einsetzen, auf viel mehr Weisen als hier angedacht. Es fehlt einfach an jedwedem unkonventionellen Denken.
Zitat:Hinzu kommt, dass man bei der Schaffung eines Streitkräfte-Allrounders darauf achten müsste, dass man nicht alles irgendwie ein wenig kann, aber am Ende dann nichts richtig. Und genau dieses Risiko wäre schon bei guter Haushaltslage mit erheblicher Wahrscheinlichkeit vorhanden. Insofern bleibt dir nur der Gang in eine speziellere Ausrichtung, je nachdem zu welchen Einschätzungen man hinsichtlich zukünftiger Bedrohungslagen kommt.
Du denkst meiner Ansicht nach zu Ausrüstungs-Zentrisch. Und das ist etwas, was ich ganz allgemein sowohl in der Bundeswehr als auch sonst in dieser Bundesrepublik beobachte. Wir müssen weg von dieser Fixierung auf die spezifische Ausrüstung. Man kann immens viel kompensieren, anders machen, kreativer lösen. Und was sollen wir dann erst tun, wenn der Feind dies tut ?! Wenn wir uns auf ein Szenario vorbereiten, warum sollte sich der Feind überhaupt auf dieses einlassen ?! Stattdessen sollte man da zuschlagen wo der Feind nicht ist, wo er nicht vorbereitet ist, wo seine Schwachstellen sind. Statt danach zu suchen, wollen wir durch Ausrüstung alles so absichern, dass es bei uns keine Lücken gibt. Statt diese Lücken zuzulassen und ebenfalls zu explorieren weil sie den Feind anziehen.
Diese ausrüstungs-zentrische Sichtweise entspricht der Vollkasko Mentalität dieser Gesellschaft, diese läuft aber der Natur des Krieges an sich entgegen / zuwieder. Es ist diese Absicherungs- Versicherungs- und Rückversicherungs-mentalität, welche hier spricht und welche in jedwedem ernsthaften Krieg scheitern muss.
Jeder Krieg ist einzigartig. In jedem herrschen Friktion, Versagen und mangelnde Vorbereitung vor. Entsprechend benötigt man Streitkräfte die sowohl mit Chaos und ständigem Versagen besser zurecht kommen als die des Feindes, als auch mit der jeweils einzigartigen Situation und sich daher von ihren Fähigkeiten an diese anpassen können.
Wir benötigen keine Spezialisierung hier und jetzt auf bestimmte Szenarien, sondern stattdessen eine Armee deren Anpassungsfähigkeit aus ihren Fähigkeiten resultiert und nicht aus ihrer Ausrüstung, und deren Anpassungsfähigkeit es ermöglicht mit viel weniger sehr viel mehr Aufträge abzuarbeiten. Das gilt für alle Ebenen von ganz oben bis ganz unten.
Ein echter Krieg benötigt einen radikalen maximalen Opportunismus, und dafür eine maximal denkbare Anpassungsfähigkeit. Und fehlt diese wird keine Ausrüstung der Welt dies kompensieren können.