(See) Fähigkeitsträger verbundene Seeminenabwehr (FvSma) (Ersatz Klasse 332)
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(17.12.2023, 23:41)PKr schrieb: In Ergänzung zu Katos Erläuterung:
BE/FR setzen auf ein "Werkzeugkasten-Konzept", meist mit Komponenten der belgischen Firma ECA :
Unbemannte Transportboote (ECA Inspector 125) bringen die Geräte in den Räumbereich, setzen sie dort aus, nehmen sie ggf. wieder auf und bringen sie zurück an Bord. Die Boote verfügen über ein eigenes Sonar und sind extrem robust konstruiert.
Ergänzend: Die - recht großen - "Mutterschiffe" dienen dazu diese Boote vor Ort auszusetzen, an Bord umzurüsten und den Einsatz zu planen und steuern. Es werden pro Schiff zwei Inspector 125 mitgeführt.

Das Umrüsten ist nötig, da die Inspector 125 für vier Aufgaben dienen:
  • Minensuche mittels T18-Schleppsonar
  • Ausbringen der A18M-Unterwasserdrohne zur Flächenaufklärung (Funktion grob vergleichbar SeaCat, in den Leistungsdaten mit deutlichen Abstrichen, gleichzeitig allerdings deutlich schwerer)
  • Minenjagd mittels Einsatz von kabelgebundenen Minenjagddrohnen (MIDS - vergleichbar SeaFox C und I).
  • Minenräumen mittels hinter her gezogenen Magnetfeld- und Geräuschgeneratoren (Aufgabe grob ähnlich Seehund in der Bundeswehr)
Es gibt wohl seitens Belgen dazu noch eine optionale Anforderung auch mechanisches Minenräumgerät schleppen zu können, allerdings sind hierfür die Inspector 125 nicht leistungsstark genug und es müßten speziell motorisierte andere Boote beschafft werden.

Es ist jeweils nur eine dieser Rollen gleichzeitig möglich, dazwischen müssen die Inspector 125 an Bord genommen und umgerüstet werden. Wie lange eine solche Umrüstung dauert ist nicht wirklich publiziert - beim Hersteller finden sich aber auch schon mal Angaben in der Art "binnen 6 Stunden", allerdings hängt dies wohl vom Rollenwechsel ab. Bei Wechsel zwischen T18- und A18M-Konfiguration beispielsweise müssen nur 20% der Komponenten getauscht werden, da dasselbe Aussetzsystem verwendet wird. Einzige festinstallierte Ausrüstung auf den Drohnenbooten ist ein Minenjagdsonar.

Die Inspector 125 haben eine Einsatzreichweite von bis zu 18 Seemeilen vom Mutterschiff (also Horizontlinie). Der Hersteller bewirbt eine mögliche Reichweitenverlängerung mittels Skeldar V-200 (Sea Falcon) mit Kommunikationsrelay, dies wird durch Niederlande/Belgien auch so beschafft.

Die Mutterschiffe haben dabei durchaus ein Minensuchsonar und diverse Maßnahmen zur Stärkung gegen Minenexplosionen in der Nähe sowie zur Vermeidung des Auslösens. Auch Minentaucher sind gewissermaßen "optional" vorgesehen - einer der drei am Heck mitgeführten Container ist baulich für eine Taucherdruckkammer vorgesehen, die Taucher würden die beiden 7m-SOLAS-RHIBs nutzen.

Allerdings sind die Mutterschiffe allein nicht befähigt irgendwas von obigen Punkten ohne diese Drohnenboote (oder z.B. nach deren Ausfall durch Beschädigung) durchzuführen, was denke ich mit ein Hauptkritikpunkt der Bundeswehr an dem Konzept ist.

(17.12.2023, 23:41)PKr schrieb: Inzwischen hat sich auch Frankreich für dieses Konzept entschieden (Projekt "Système de Lutte Anti-Mines Futur" SLAM-F) und wird darüber hinaus auch "Werkzeugkästen" vom Festland aus einsetzen, um z.B. die Einfahrten zu seinen U-Boot-Stützpunkten intensiv zu überwachen.
Letzteres wird langfristig allerdings primär auf die Sicherung der Zufahrten für die SNLE beschränkt werden. Die Systeme wurden bereits gekauft und werden dann vorübergehend in der Form eingesetzt, sollen aber nach Zulauf der Schiffe großteils auf diese wandern.

Der Einsatz vom Festland ist auch nicht trivial, in Brest wurde für den dauerhaften Einsatz an einer Mole im wesentlichen eine Installation gebaut (Details auf französisch), die den beiden Aussetzsystemen der Mutterschiffe entspricht.
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RE: Fähigkeitsträger verbundene Seeminenabwehr (FvSma) (Ersatz Klasse 332) - von kato - 18.12.2023, 01:38

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