21.11.2023, 09:41
Aus dem Strang https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=6997 :
"Das machen wir demnächst unbemannt" ist ja eine heute häufig gehörte Aussage, und in vielen Bereichen ergibt das ja auch durchaus Sinn. Es wird aber selten über die An- und Herausforderungen gesprochen, die sich daraus in den verschiedenen Einsatzfeldern und -umgebungen ergibt. Es ist eine Sache, eine Leichtdrohne über einige Kilometer hinweg per abbildender Sensorik bekannte Ziele angreifen zu lassen, aber eine völlig andere, eine Multisensorplattform über hunderte Kilometer in einer gestörten Umgebung Anomalien aufklären und kämpfen zu lassen.
Der Rohdatenstrom eines Seefernaufklärers ist aktuell nicht global übertragbar, schon gar nicht mit gehärteten Verbindungen, wir sprechen hier über Upload-Raten im Gigabit-Bereich. Eine Vorprozessierung an Bord reduziert diesen zwar, die Anforderungen bleiben trotzdem enorm, zudem versagt man sich die Möglichkeit für kreative Interpretationen in Echtzeit (in der Nachanalyse geht das dann per aufgezeichneten Daten). Es müsste also bereits eine Dateninterpretation an Bord erfolgen, das ist aber keine triviale Aufgabe. Wir erleben gerade im Bereich der Kampfflugzeugentwicklung die Sensorfusion, bei der diese Interpretation eine große Relevanz besitzt. Das könnte zu der Ansicht verleiten, dass man das mit einem größeren System (mehr Rechenleistung) einfach erledigen kann. Allerdings sind die Situationen nur sehr eingeschränkt vergleichbar, die Luft ist sensorisch wesentlich transparenter als die See, die Abbildungsfähigkeiten der Sensoren sind dort wesentlich ausgeprägter, und vor allem werden dort in aller Regel technisch bekannte Ziele gejagt.
Solange eine KI nicht in der Lage ist, Menschen zu erkennen, die sich als Kiste oder Baum tarnen, wird ein symmetrisch verwendbarer, unbemannter Seefernaufklärer nicht realisierbar sein. Was also kommen wird sind zum einem zusätzliche, eingeschränkte Sensorplattformen (je nach Gegenmaßnahmen auch Effektorplattformen), die eine direkte Kurzstreckenverbindung mit dem bemannten Netzknoten besitzen wird und daher eine Ergänzung der vorhandenen Systeme darstellt (also keine anderen Seefernaufklärer ersetzt, sondern die bestehenden Maschinen komplettiert, wie das etwa bei der P-8 bereits vorgesehen ist). Und zum anderen Systeme, die technisch banale Einsätze primär in asymmetrischen Konflikten (IKM) übernehmen werden und dadurch geringere Mittel binden (Personal, Material). Der Nutzen dieser Systeme in einem symmetrischen Konflikt reduziert sich allerdings gegen Null.
Zusammengefasst lässt sich also festhalten, dass man den Bedarf entsprechend entweder auf "Frieden" oder "Krieg" hin optimieren kann, will man letzteres, dann werden unbemannte Systeme absehbar keine ersetzende Rolle einnehmen können. Jede ersetzende Planung mit unbemannten Systemen dieser Leistungsklasse ist also eine Friedensplanung.
(20.11.2023, 15:56)Turin schrieb: Die Idee ist jetzt erstmal, wie im Zielbild 2035+ abgebildet, den Rest ueber eine bisher undefinierte UAV-Faehigkeit zu erledigen. Je nachdem, wie das verlaeuft, wird das dann Nachforderungen bewirken (oder nicht). Vor 2030 wird es sicher keine neue Forderungen nach mehr P-8A geben, es sei denn, man faehrt bei den UAVs vor die Wand (nicht auszuschliessen).
(20.11.2023, 20:49)Broensen schrieb: Da gäbe es dann eigentlich auch eine Option, MAWS eben in diese unbemannte Richtung zu entwickeln.
"Das machen wir demnächst unbemannt" ist ja eine heute häufig gehörte Aussage, und in vielen Bereichen ergibt das ja auch durchaus Sinn. Es wird aber selten über die An- und Herausforderungen gesprochen, die sich daraus in den verschiedenen Einsatzfeldern und -umgebungen ergibt. Es ist eine Sache, eine Leichtdrohne über einige Kilometer hinweg per abbildender Sensorik bekannte Ziele angreifen zu lassen, aber eine völlig andere, eine Multisensorplattform über hunderte Kilometer in einer gestörten Umgebung Anomalien aufklären und kämpfen zu lassen.
Der Rohdatenstrom eines Seefernaufklärers ist aktuell nicht global übertragbar, schon gar nicht mit gehärteten Verbindungen, wir sprechen hier über Upload-Raten im Gigabit-Bereich. Eine Vorprozessierung an Bord reduziert diesen zwar, die Anforderungen bleiben trotzdem enorm, zudem versagt man sich die Möglichkeit für kreative Interpretationen in Echtzeit (in der Nachanalyse geht das dann per aufgezeichneten Daten). Es müsste also bereits eine Dateninterpretation an Bord erfolgen, das ist aber keine triviale Aufgabe. Wir erleben gerade im Bereich der Kampfflugzeugentwicklung die Sensorfusion, bei der diese Interpretation eine große Relevanz besitzt. Das könnte zu der Ansicht verleiten, dass man das mit einem größeren System (mehr Rechenleistung) einfach erledigen kann. Allerdings sind die Situationen nur sehr eingeschränkt vergleichbar, die Luft ist sensorisch wesentlich transparenter als die See, die Abbildungsfähigkeiten der Sensoren sind dort wesentlich ausgeprägter, und vor allem werden dort in aller Regel technisch bekannte Ziele gejagt.
Solange eine KI nicht in der Lage ist, Menschen zu erkennen, die sich als Kiste oder Baum tarnen, wird ein symmetrisch verwendbarer, unbemannter Seefernaufklärer nicht realisierbar sein. Was also kommen wird sind zum einem zusätzliche, eingeschränkte Sensorplattformen (je nach Gegenmaßnahmen auch Effektorplattformen), die eine direkte Kurzstreckenverbindung mit dem bemannten Netzknoten besitzen wird und daher eine Ergänzung der vorhandenen Systeme darstellt (also keine anderen Seefernaufklärer ersetzt, sondern die bestehenden Maschinen komplettiert, wie das etwa bei der P-8 bereits vorgesehen ist). Und zum anderen Systeme, die technisch banale Einsätze primär in asymmetrischen Konflikten (IKM) übernehmen werden und dadurch geringere Mittel binden (Personal, Material). Der Nutzen dieser Systeme in einem symmetrischen Konflikt reduziert sich allerdings gegen Null.
Zusammengefasst lässt sich also festhalten, dass man den Bedarf entsprechend entweder auf "Frieden" oder "Krieg" hin optimieren kann, will man letzteres, dann werden unbemannte Systeme absehbar keine ersetzende Rolle einnehmen können. Jede ersetzende Planung mit unbemannten Systemen dieser Leistungsklasse ist also eine Friedensplanung.